Die US-Gesundheitsbehörde FDA warnt vor homöopathischen Mitteln auf Basis der Schwarzen Tollkirsche "Belladonna". Die Mittel werden vor allem bei Kleinkindern verwendet, die ihre ersten Zähne bekommen und deshalb unter Schmerzen leiden. Nach Angabe der Behörde stellen die Mittel jedoch eine unnötige Gefahr für Kinder dar.
Der Grund: In Tests konnten Prüfer das Gift der Tollkirsche in homöopathischen Mitteln nachweisen. Das dürfte eigentlich nicht möglich sein. Die Lehre der Homöopathie sieht vor, dass enthaltene Wirkstoffe so stark verdünnt sein müssen, dass sie praktisch nicht mehr nachweisbar sind. Dass nun doch Wirkstoffe in Tabletten gefunden wurden, führt die FDA auf Fehler in der Herstellung des Produkts zurück.
Todesfälle in Zusammenhang mit homöopathischem Mittel?
"Die körperliche Reaktion von Kindern unter zwei Jahren auf Belladonna ist unvorhersehbar und setzt sie einem unnötigen Risiko aus", erklärt Janet Woodcok von der FDA in einer Mitteilung zu der Untersuchung. "Eltern und Betreuer sollten Kindern keine homöopathischen Tabletten gegen Schmerzen beim Zahnen verabreichen und sich beim Arzt nach sicheren Alternativen erkundigen." Die Behörde betont auch, dass der Nutzen der Präparate umstritten ist.
Die Behörde untersuchte die Produkte, nachdem sie in den letzten Jahren immer wieder Nebenwirkungen in Zusammenhang mit "Hyland's homeopathic teething products" dokumentiert hatte. Kinder, denen die Mittel verabreicht worden waren, hatten unter anderem epileptische Anfälle entwickelt. Fast 400 Fälle mit massiven Nebenwirkungen wurden der FDA in den Jahren von 2006 bis 2016 gemeldet, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Die FDA prüft derzeit auch zehn Todesfälle in Zusammenhang mit dem Mittel.
Hersteller bezieht in einem offenen Brief Stellung
Eine Vergiftung mit Belladonna äußert sich bei Kindern mit teils heftigen Symptomen: Sie entwickeln unter anderem epileptische Anfälle, bekommen schlecht Luft, sind ausgesprochen müde, leiden an Muskelschwäche und ihre Haut rötet sich. Zeigen Kinder auffällige Symptome, sollten Eltern unverzüglich einen Arzt aufsuchen, rät die FDA.
Die US-Behörde hat den Hersteller Standard Homeopathic Company in Los Angeles aufgefordert, die betroffenen Produkte vom Markt zu nehmen. Bislang weigert sich das Unternehmen jedoch und bezieht in einem offenen Brief Stellung: "Seit Generationen sind wir von Hyland's stolz darauf, sichere und wirksame Gesundheitsprodukte anbieten zu können." Man sei "zuversichtlich", dass alle angebotenen Produkte für den Gebrauch geeignet seien.
Entwarnung für Deutschland
Für Deutschland gibt die zuständige Behörde Entwarnung. "Mit Blick auf den Patientenschutz gibt es in Deutschland weitergehende Regelungen, die gewährleisten, dass die Sicherheit von homöopathischen Arzneimitteln vorab durch das BfArM geprüft wird", sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Vergleichbare Fälle seien hierzulande so nicht denkbar.
