Mifepriston US-Gericht entscheidet: Abtreibungspille darf auf dem Markt bleiben – zumindest vorläufig

Abtreibungsdemo in New York
In New York demonstrierten in der vergangenen Woche Menschen gegen die von einem texanischen Bundesgericht ausgesetzte Zulassung des Abtreibungsmedikaments Mifepriston
© Milo Hess / Zuma Press Wire / DPA
Vorerst darf die Abtreibungspille Mifepriston in den USA auf dem Markt bleiben, entschied ein Gericht. Allerdings dürfte der Fall noch vor den Obersten Gerichtshof in Washington wandern.

Ein Gericht in den USA hat entschieden, dass die Abtreibungspille Mifepriston vorläufig weiter auf dem Markt bleiben darf. Allerdings verschärfte das Bundesberufungsgericht in New Orleans im Bundesstaat Louisiana am Mittwochabend (Ortszeit) die Auflagen, unter denen das Mittel verschrieben werden darf. 

Die Pille darf demnach nur noch in den ersten sieben Wochen einer Schwangerschaft in Arztpraxen verschrieben werden. Zuvor war der Zeitraum auf die ersten zehn Schwangerschaftswochen festgelegt. Patientinnen müssen nach den neuen Regeln außerdem dreimal im Verschreibungszeitraum persönlich in der Praxis erscheinen.

Zulassung von Abtreibungspille wurde aufgehoben

Die Entscheidung des Berufungsgerichts erging mit der Stimmenmehrheit von zwei gegen einen Richter. Das Richtergremium kippte damit die vorherige Entscheidung eines Bundesrichters in Texas, der Mifepriston die Zulassung entziehen wollte. Die Entscheidung der Berufungsrichter hat allerdings nur vorläufigen Charakter, der Rechtsstreit dürfte sich noch lange hinziehen. 

Der konservative Bundesrichter Matthew Kacsmaryk hatte am Freitag vergangener Woche die vor mehr als 20 Jahren erteilte Zulassung von Mifepriston aufgehoben. Kacsmaryk gab damit einer Klage von Abtreibungsgegnern gegen die Arzneimittelbehörde FDA statt. Gegen das Inkrafttreten dieser Entscheidung wehrte sich dann die US-Regierung.

Muss Oberster Gerichtshof entscheiden?

Es wird damit gerechnet, dass die endgültige Entscheidung über die Abtreibungspille letztlich vom Obersten Gerichtshof in Washington getroffen wird. Dort hat das konservative Lager nach mehreren Neubesetzungen während der Amtszeit von Ex-US-Präsident Donald Trump eine klare Mehrheit von sechs der neun Richter.

Junge Frauen kämpfen für das Recht auf Abtreibung
Junge Frauen kämpfen für das Recht auf Abtreibung
© RTL.de
Abtreibungen in den USA: "Wähle, als würde dein Leben davon abhängen"

Sehen Sie im Video: Abtreibungen in den USA – "Wähle, als würde dein Leben davon abhängen". 

Das Abtreibungsrecht ist eines der umstrittensten gesellschaftspolitischen Themen in den USA. Der Oberste Gerichtshof des Landes hatte im vergangenen Juni das landesweite Grundrecht auf Schwangerschaftsabbrüche abgeschafft – ein Urteil, das ein politisches Erdbeben auslöste.

Mifepriston, in Deutschland unter dem Handelsnamen Mifegyne bekannt, wird in den USA bei mehr als jedem zweiten Schwangerschaftsabbruch eingesetzt. Nach Angaben der FDA wurde die Pille seit ihrer Zulassung im Jahr 2000 von mehr als 5,6 Millionen Frauen genutzt. In weniger als 1500 Fällen habe es Komplikationen gegeben, ohne dass ein Zusammenhang zu Mifepriston habe hergestellt werden können.

AFP
wue