An keiner anderen behandelbaren Infektionskrankheit sterben so viele Menschen wie an Tuberkulose. Weltweit sind ihr etwa 1,5 Millionen Menschen im Jahr 2006 zum Opfer gefallen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag in Genf veröffentlicht hat. Die WHO appellierte an die Staaten, im Kampf gegen die Krankheit nicht nachzulassen. Die Experten sorgen sich vor allem darum, dass es weltweit immer mehr Erreger gibt, die gegen Antibiotika resistent sind.
Über 5400 neue Fälle in Deutschland
Auch in Deutschland bleibt die Tuberkulose (Tb) eine Gefahr, obwohl die Neuerkrankungen zurückgegangen sind. Im Jahr 2006 sank die Zahl der neu registrierten Fälle im Vergleich zum Jahr davor um rund 600 auf bundesweit 5402, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin mitteilte. Resistente Erreger erschwerten aber auch hierzulande den Kampf. Demnach war der Behandlungserfolg bei Patienten, die mit einem multiresistenten Erreger infiziert waren, mit rund 68 Prozent deutlich niedriger als bei anderen Patienten mit einem sensiblen Stamm (80,5 Prozent). Die resistenten Bakterien kämen vor allem bei den im Ausland geborenen Patienten vor.
An der Tuberkulose starben laut RKI 2006 bundesweit 201 Menschen. Von den neu registrierten Patienten wurde fast die Hälfte (43,3 Prozent) im Ausland geboren, davon knapp ein Fünftel in einem Nachfolgestaat der ehemaligen Sowjetunion. Weltweit steigt die Zahl der Neuerkrankungen nach Angaben der WHO nicht mehr so stark wie bislang an. Demnach wurden 2006 9,2 Millionen neue Fälle registriert, davon 700.000 im Zusammenhang mit Aids-Erkrankungen und 500.000 multiresistente Tb-Fälle. Während zwischen 2001 bis 2005 im Durchschnitt jedes Jahr sechs Prozent mehr Fälle entdeckt wurden, betrug die Steigerung 2006 nur drei Prozent. Doch längst nicht alle Erkrankungen werden der WHO zufolge erfasst. Mehr als jeder dritte Fall bleibt unerkannt.
Viele Tb-Opfer unter Aids-Kranken
Neben der Zunahme resistenter Erreger machen sich die WHO-Experten vor allem über Tuberkulose unter Aids-Kranken Sorgen. Viele von ihnen sterben an Tb. Hier setzt die WHO einen weiteren Schwerpunkt für die künftige Arbeit. Allein in Afrika träten 85 Prozent aller Fälle auf, in denen es eine Verbindung zwischen HIV und Tb gebe, sagte der geschäftsführende Direktor des UN-Programms UNAIDS, Peter Piot. "Jeder mit einer HIV-Erkrankung sollte auch Zugang zu einer Tb-Prävention haben", forderte Piot. "Bei vielen wird die Krankheit nicht erkannt, weil sie nicht getestet sind. Es mangelt an einfachster Diagnose."
Im Kampf gegen Tb fehle es vielerorts an Geld, betonte WHO- Generaldirektorin Margaret Chan. Für die weltweit 90 am meisten betroffenen Länder, in denen 91 Prozent aller Tb-Fälle auftreten, gibt es demnach eine Finanzierungslücke von etwa einer Milliarde Dollar (642 Millionen Euro). Der WHO-Bericht beruht auf Erhebungen in 202 Ländern und Regionen.