Umstrittene Reformpläne Cannabis-Medikamente auf Rezept

Die schwarz-gelbe Koalition will dafür sorgen, dass Schwerstkranke und Sterbende leichter cannabishaltige Arzneien erhalten können. Die Reformpläne stoßen auf unterschiedliches Echo. Für die Arbeitsgemeinschaft "Cannabis als Medizin" gehen sie nicht weit genug.

Schwerstkranke und sterbende Menschen sollen in Deutschland künftig cannabishaltige Arzneien auf Rezept bekommen. Die Koalitionsfraktionen haben sich am Dienstag auf entsprechende Änderungen des Betäubungsmittelrechts geeinigt, wie die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), in Berlin mitteilte. Cannabishaltige Fertigarzneimittel sollen vor allem bei Schmerzpatienten und Sterbenskranken eingesetzt werden. Der Handel und die Verwendung von Cannabis zu Rauschzwecken bleibt weiterhin verboten.

Die Arbeitsgemeinschaft "Cannabis als Medizin" (ACM) sprach in einer Reaktion von Irreführung. Für die betroffenen Patienten ändere sich vorerst gar nichts, kritisierte der ACM-Vorsitzende Franjo Grotenhermen. Er hält die Neuregelung für unzureichend. Die Koalition habe lediglich beschlossen, dass die Medikamente zugelassen werden dürfen, wenn ein Pharmaunternehmen einen entsprechenden Antrag stellt. Bislang gebe es aber nur einen derartigen Antrag für ein Präparat gegen Multiple Sklerose. "Patienten mit anderen Erkrankungen (...) haben auch dann keinen Zugang zu entsprechenden Medikamenten."

Eugen Brych von der Deutschen Hospiz Stiftung unterstützte das Vorhaben dagegen grundsätzlich: "Weil es unverhältnismäßig schwierig ist, Cannabis als Medikament zu erhalten, werden derzeit viele Schmerzpatienten in die Illegalität gedrängt." Bislang gibt es bundesweit lediglich 40 Patienten, die derartige Präparate aus der Apotheke bekommen.

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DPA/AFP

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