morgen|stern Bei diesem Comedy-Festival hört der Spaß auf. Die Lage am Morgen

Comedian Kevin Hart tritt bei dem Festival in Saudi-Arabien neben weiteren US-Stars auf
Comedian Kevin Hart tritt bei dem Festival in Saudi-Arabien neben weiteren US-Stars auf
© Icon Sportswire / Imago Images
Ein Comedy-Festival sorgt für viel Kritik. Reiner Haseloff fürchtet einen Systemwechsel. Und: Tesla hat ein Türproblem. Die Lage am Morgen.

Wie weit darf Comedy gehen? Nicht nur nach der Absetzung und Wiederaufnahme der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel diskutieren die USA darüber. Ein neuer Fall erhitzt jetzt die Gemüter in der Comedy-Szene, bei Fans und Menschenrechtsaktivisten. Bei einem Festival in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad treten US-Stars wie Dave Chappelle, Kevin Hart, Pete Davidson, Chris Tucker und Bill Burr auf. "Mehr als 50 der weltbesten Comedians" sind den Veranstaltern zufolge noch bis zum 9. Oktober zu sehen.

Sollten Comedians in einem Land auftreten, das Menschenrechte eher als optional ansieht? Comedian und Schauspieler David Cross ("Arrested Development") hat dazu eine klare Meinung: "Ich bin angeekelt und zutiefst enttäuscht. Dass Menschen, die ich bewundere, dieses totalitäre Feudalwesen dulden für ein viertes Haus? Ein Boot? Mehr Turnschuhe?", kritisierte Cross. Berichten zufolge sollen die Teilnehmer Hunderttausende US-Dollar für ihre Auftritte erhalten.

Bei einem Comedy-Festival in Saudi-Arabien hört der Spaß auf

Comedian Marc Maron verwies darauf, dass der Veranstalter des Festivals der saudische Kronprinz und faktische Herrscher Mohammed bin Salman sei: "Sie werden von demselben Mann bezahlt, der auch dafür gezahlt hat, dass der Journalist Jamal Khashoggi 2018 zerstückelt wurde." Der Kronprinz hatte die Verantwortung für Khashoggis Tod übernommen, aber bestritten, die Tötung angeordnet zu haben. 

Saudi-Arabien gibt seit Jahren gewaltige Summen aus, um große Veranstaltungen in Sport und Unterhaltung auszurichten. Die Schritte sind Teil einer großen Wirtschaftsreform, mit der das Land sich vom Öl unabhängiger machen und für den Tourismus öffnen will. Kritikern zufolge geht es aber auch darum, das Image trotz der Lage der Menschenrechte zu verbessern. Human Rights Watch berichtete erst kürzlich, dass bis Anfang August bereits 241 Menschen hingerichtet wurden. 

Dass Saudi-Arabien zwar die Unterhaltung im Land haben will, aber nicht die freie Meinungsäußerung, mussten die Teilnehmer vorab erfahren. Die Comedienne Atsuko Okatsuka, die nach eigenen Angaben ebenfalls eingeladen wurde, postete im Kurznachrichtendienst "Threads" ein Foto von strikten Auflagen. Es sei den Teilnehmern untersagt, über Themen zu reden, die als "herabwürdigend, diffamierend oder geeignet angesehen werden könnten, das Land, seine Königsfamilie oder eine Religion in Verruf zu bringen". Auflagen, die das Land bereits vorab kontrolliert. "Sie haben Sklaven, na und? Sie bezahlen mir genug, um wegzusehen", scherzte Tim Dillon in seinem Podcast. Ein Scherz, der Saudi-Arabien zu weit ging: Dillon wurde umgehend ausgeladen.

Haseloff fürchtet einen Systemwechsel durch die AfD

Reiner Haseloff ist der dienstälteste amtierende Ministerpräsident Deutschlands. Seit 2011 ist der 71-Jährige in Sachsen-Anhalt an der Macht, bei der Landtagswahl 2026 wird er aber nicht mehr antreten. Im Ost-Bundesland droht ohnehin ein Machtwechsel: Die AfD erlebt ein Umfragehoch, liegt aktuell bei 39 Prozent. Haseloff sieht das als einen Weckruf an seine Partei. "Wenn wir als CDU nicht stehen, dann kippt das ganze System. Auf uns kommt es jetzt an", erklärt er in unserem Interview. Für das Land gehe es ums Ganze, sagt Haseloff und zieht eine historische Parallele: "Ein System kann an der Wahlurne zu Fall gebracht werden. Das ist schon mal von hier aus passiert: Im Freistaat Anhalt hat die NSDAP 1932 durch Wahlen ihren ersten Ministerpräsidenten gestellt."

In Sachsen-Anhalt wird am 6. September 2026 gewählt. Die CDU liegt als zweitstärkste Partei mit 27 Prozent aktuell deutlich hinter der AfD, die noch ein zweites Bundesland 2026 erobern könnte. Auch in Mecklenburg-Vorpommern liegt die rechtsextreme Partei mit 38 Prozent in den Umfragen deutlich vorne.

Warum Haseloff Kritik an den öffentlich-rechtlichen Medien übt und warum er 35 Jahre nach der Wiedervereinigung eine "Grundjustierung" der Bundesrepublik fordert, lesen Sie im Interview, das meine Kollegen Julius Betschka und Jan Rosenkranz mit Haseloff geführt haben.

Von doppelten Ampeln und Jacken für Dackeln. Der Bund der Steuerzahler prangert an

Hand aufs Herz: Ich gebe für meinen Hund viel Geld aus, wobei das meiste für Futter und Leckerlis draufgeht. Auf den Gedanken, 4500 Euro für einen Hundemantel zu zahlen, würde ich eher nicht kommen (Anmerkung des Autors: Es waren 60 Euro). Das Land Hessen aber schon. Der Mantel soll Erdmann, dem Lieblingsdackel von Kaiser Wilhelm II., gehört haben. Das Grab des Hundes im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel zieht zahlreiche Besucher an. Als der Mantel auf den Markt kam, schlug das Stadtmuseum in Kassel für eben jene 4500 Euro zu. 

Problem nur: An der Echtheit des Mantels gibt es erhebliche Zweifel. "Es existieren weder Fotos noch Schriftstücke, die dokumentieren, dass Dackel Erdmann den Mantel wirklich getragen hat", moniert der Bund der Steuerzahler, der in seinem Schwarzbuch besondere Fälle von Steuerverschwendung zusammengetragen hat. Auch die Possen um einen Rotlicht-Container und ein völlig überteuertes Staatstheater haben den Weg in das Schwarzbuch gefunden.

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

Das passiert am Mittwoch, dem 1. Oktober

  • In Kopenhagen beginnt am Mittag der EU-Gipfel
  • In Praxen, Kliniken und Apotheken ist die Nutzung der elektronischen Patientenakte ab heute Pflicht
  • Mit Borussia Dortmund (gegen Athletic Bilbao) und Bayer 04 Leverkusen (gegen PSV Eindhoven) sind ab 21 Uhr zwei weitere deutsche Teams in der Champions League im Einsatz

Unsere stern+-Empfehlung des Tages

Die elektronischen Türgriffe von Teslas Model Y könnten Unfallopfer in ihren Autos einsperren. Der E-Autobauer will nachbessern, dennoch steht ein teurer Rückruf im Raum.

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Max Seidenfaden

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