Bücher gibt es genügend. Und auch gute Bücher sind alles andere als Mangelware. Da hat man die Qual der Wahl, sich aus Literaturempfehlungen und Bestsellerlisten die richtige Lektüre herauszufischen. Doch um im Sommer, der ohnehin heißesten Jahreszeit, ohne hitzige Suche das passende Buch für sich zu finden, haben wir Ihnen die Vorarbeit abgenommen. Hier sind die stern.de-Tipps für Ihre Ferienlektüre.
Mein alter Herr
Wenn ein krebskranker Mann mit letzter Kraft sagt: "Sie sind der schlechteste Rabbi, dem ich je begegnet bin", und dann stirbt, ist das ein guter Grund, die Ausbildung zur religiösen Seelsorgerin abzubrechen. Fortan arbeitet Rachel, so jüdisch komplexbeladen, so stadt- und sexualneurotisch wie keine Zweite in Brooklyn, als Barkeeperin und ehrenamtliche Sexforscherin. Amy Sohn entwirft mit "Mein alter Herr" eine angemessen saftige Odyssee, lustig und voll Esprit, überraschend und sarkastisch. (Haffmans bei Zweitausendeins, 14,90 Euro)
Bücher mit "Ausstiegschancen"
Clarissas empfindsame Reise
Endlich mal eine Frau ohne Probleme: Clarissa, schön und unbedarft, reist von einem Mann zum anderen. Ihr Ziel ist die Heimat, Amerika, das sie vor mehr als zehn Jahren verlassen hat und über dem nun ein spezieller Zauber liegt: Obama. Funkelnd, geistreich und mit diesen wunderbar kraftvollen Sätzen, die man sich am liebsten sofort merken würde, erzählt Irene Dische mit "Clarissas empfindsame Reise" Roadmovie, Liebesgeschichte und Polit-Satire in einem. (Hoffmann und Campe, 19,95 Euro)
Köchin für einen Sommer
England 1936: Ein reiches US-Künstlerpärchen hat sich mit den zwei halbwüchsigen Töchtern aufs Land zurückgezogen. Gelesen wird Karl Marx, gelobt das Proletariat, und mit der Hitze steigt die Freizügigkeit - kritisch beäugt und kommentiert von Hausmädchen Kitty, das als "Köchin für einen Sommer" bei den selbst ernannten Bohemiens angeheuert hat. Vorlage für Bethan Roberts' Roman soll eine Episode aus dem Leben der Kunstsammlerin Peggy Guggenheim sein. (Kunstmann, 19,90 Euro)
Auf der Suche nach Peter Pan
Winterliches für die Sommerlektüre: Ein Schriftsteller erlebt Ende der 20er Jahre in den Alpen ein umwerfendes Abenteuer. "Auf der Suche nach Peter Pan", vielfach prämiertes Werk des Schweizer Künstlers Cosey, war lange vergriffen und erscheint jetzt in einer neu übersetzten Prachtausgabe. (Cross Cult Verlag, 26 Euro)
In weiter Ferne die Hunde
Manchmal muss eine Frau ihren Mann umbringen. Der Alte zockt einfach zu viel, hurt zu viel herum - und außerdem hat er als Hochzeitsgeschenk ein Anwesen mit Haus versprochen und kann dann doch nur eine dreckige Hütte mitten in der Wildnis bieten. Also legt die Mary ihren John um und flüchtet vor seinen Brüdern in den kanadischen Busch. Auf Pferderücken, langen Fußmärschen und unter flatternden Zeltplanen findet sie langsam zu sich selbst. Der kanadischen Lyrikerin Gil Adamson ist mit "In weiter Ferne die Hunde" (C. Bertelsmann, 19,95 Euro) ein origineller Frauen- Western vor grandioser Naturkulisse gelungen.
Vergebung
Eine Kugel im Kopf - die meisten von uns würden sich daraufhin wohl eine Weile krankschreiben lassen, einen Töpferkurs in der Toskana machen oder zumindest ein bisschen Wellness an der Ostsee. Nicht so Stieg Larssons Ermittlerin Lisbeth Salander. Mag ihr Name auch so sanft klingen wie schwedischer Pudding: Die Frau ist knallhart. Als Tochter eines russischen Spions und Schwester eines Killers weiß sie, dass man niemandem trauen kann. Folgerichtig sitzt der Feind im letzten Teil von Larssons Krimi-Trilogie auch nahezu überall: Justiz, Regierung, Wirtschaft, alle sind korrupt und nur darauf aus, Frau Salander umzulegen oder als unzurechnungsfähige Mörderin auf ewig hinter Gitter zu bringen. Man ist wirklich sehr froh, dass die Arme in dem Journalisten Mikael Blomkvist wenigstens einen Verbündeten hat - auch wenn es der smarte Charmeur nicht lassen kann, immer wieder an ihren gut verborgenen Emotionen zu kratzen. Aber mal ehrlich: Was da schiefgelaufen ist in Lisbeths Kindheit, das wollten wir doch schon von Anfang an wissen. Und Larsson löst auch brav alles auf. Wie, verraten wir natürlich nicht, raten aber unbedingt: Lesen Sie erst "Verblendung". (Heyne, 9,95 Euro)
Für Menschen mit Mordshunger
Das Mädchen seiner Träume
Das Problem, dass die Polizei und andere Behörden gegenüber den wirtschaftlich Mächtigen eher hilflos sind, hält Donna Leon für ein universelles Phänomen. Aber in Berlusconis Italien, ihrer Wahlheimat, zeigt es sich in besonders unschöner Deutlichkeit. Was der Themenfindung für ihre Venedig- Krimis nützt, nährt Leons stabilen Pessimismus. Die Hoffnung auf ein wenig Trost verbindet sie eher mit "kleinen Dingen": Gute Gespräche, wunderbare Konzerte, Gartenarbeit. Die Amerikanerin hat auch zu ihrer alten Heimat dezidierte Ansichten. Ihren Landsleuten bescheinigt sie Gutgläubigkeit. Die glaubten, "die Tatsache, dass Mr Obama gewählt wurde, genügt bereits, dass alles in Ordnung kommen wird, und sie vergessen oder ignorieren den ganzen Schlamassel, der ihm hinterlassen wurde." Als gut organisierte Autorin weiß sie auch schon, was nach diesem 17. Brunetti-Fall, in dem es um misstrauisch beäugte Roma, missbrauchte Kinder und mafiöse Sekten geht, folgen wird. "Nr. 18 ist ein intimeres Buch, in dem er sich für eine andere Frau zu interessieren beginnt." Danach befasst sich der Commissario "mit dem Glauben der Italiener an Magie und Zauberer". Womit wir dann ja wieder bei Berlusconi wären. (Diogenes, 21,90 Euro)
Nächtliche Vorkommnisse
Nirgendwo tarnt sich die Hölle so perfekt wie in einer US-Kleinstadt. So entdecken die Tyler-Geschwister in William Gays "Nächtliche Vorkommnisse", dass sich der Bestattungsunternehmer aus ihrem kleinen Dorf in Tennessee an L eichen vergeht. Als sie ihn erpressen wollen, setzt er einen Killer auf sie an. Es beginnt eine mörderische Verfolgungsjagd durch mythische Wälder. Knorrig, wuchernd, fantastisch: Beelzebub bei den Waltons. (Arche, 19,90 Euro)
Grabkammer
Sie mögen Innereien? Sie zerlegen zu Hause gern mal ein Spanferkel und träumen von Reality-Formaten wie "Die Ausweider" oder "Live aus dem Schlachthof" - diesmal wörtlich genommen? Sehr gut, dann werden Sie dieses Buch als Bereicherung empfinden. Dabei geht der 7. Fall für Detective Jane Rizzoli zunächst ziemlich trocken los: Im Museumskeller wird eine Mumie gefunden. Rizzolis Partnerin, die Gerichtsmedizinerin Maura Isles, stellt sofort fest, dass die einbalsamierte Leiche noch ziemlich jung ist, zubereitet nach einem altägyptischen Rezept: Schädel entleert, Blut abgelassen, Gedärme raus. Lecker. Anschließend gibt es noch Tipps für einen gelungenen Schrumpfkopf und eine Moorleiche. Gut, man könnte jetzt meckern, dass man nicht unbedingt eine überreizte Ermittlerin und eine divenhafte Pathologin braucht, um herauszufinden, dass es sich bei dem Täter wohl um einen Anhänger ritueller Opferpraktiken handelt. Oder dass sich der Plot auflöst wie Ötzi bei Frischluft. Aber immerhin: Man lernt 'ne Menge über Verwesung und Konservierung. Und wenn Sie das nächste Mal ein Spanferkel grillen, können Sie aus dem Kopf ein hübsches Souvenir basteln. (Limes, 19,95 Euro)
RG - Riad an der Seine
Pierre Dragon heißt nicht wirklich so, aber er arbeitet tatsächlich beim Nachrichtendienst der französischen Polizei. Seine Erlebnisse bei nächtelangen Observationen und verdeckten Ermittlungen hat er, leicht modifiziert, dem Schweizer Zeichner Frederik Peeters erzählt. Resultat: Der Krimi "RG - Riad an der Seine". Im ersten Band der neuen Reihe entwickeln die Machenschaften von Textilienschmugglern plötzlich eine gefährliche Nähe zum internationalen Terrorismus. Hart, authentisch und zupackend wie ein guter Schimanski-"Tatort". (Carlsen, 16,90 Euro)
Apostoloff
Irres Roadmovie: Der bulgarische Titelheld kutschiert zwei deutsch-bulgarische Schwestern in einem Daihatsu durch seine Heimat. Wie gern würde er den beiden sein Land näherbringen. Doch von der Rückbank aus schimpft die Biestigere der beiden auf Stadt, Land, Fluss - auf einfach alles. Wann wurde in deutscher Literatur zuletzt so einfallsreich und amüsant gewütet? Zu Recht für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. (Suhrkamp, 19,80 Euro)
Ein Blick in andere Welten
Der Ruf der Kiwis
Ein Buch zum Einbrecher-Erschlagen: Gut 800 Seiten zählt der Abschluss der Neuseeland-Trilogie dieser deutschen Autorin, die sich ein passendes Pseudonym verordnet hat. Auch wenn es in Christchurch nicht danach aussieht, stehen wir hier am Beginn des 20. Jahrhunderts, das den Weibern jede Menge Flausen in den Kopf setzt. So wimmelt es von kämpferischen Frauen mit so verheißungsvollen Namen wie Gwyneira oder Kura und eher unangenehmen Männern. Die Handlung wird von komplizierten Verwandtschaftsverhältnissen (Halbgroßnichte!) und den Qualen junger Mädchen bestimmt. Eines von ihnen, in der anregenden Natur Neuseelands aufgewachsen, soll in ein englisches Internat verfrachtet werden zum Zwecke verschärfter Kulturzuführung. Der Widerstand ist heftig, und es gibt für die träumerische Leserin reichlich was zum Mitzittern. Der Rest des Buches wird von Ponys, Schafen, Hütehunden und allerlei anderer ortstypischer Fauna bevölkert. In diesem Sinn dient das Werk denn auch der Volksbildung: Der Kiwi ist ein flugunfähiger Vogel, die von Marketingexperten (wem sonst?) nach ihm benannte Frucht hingegen, eigentlich "chinesische Stachelbeere" geheißen, pflegt nur selten zu rufen - nach wem auch? Schon wieder was gelernt. (Lübbe, 9,95 Euro)
Als ob es kein Morgen gäbe
Beirut in den 80er Jahren: Der Begriff vom "Bombenregen" ist während des Bürgerkriegs wörtlich zu nehmen. Rawi Hage, 1964 geborener Libanese, erzählt in "Als ob es kein Morgen gäbe" von der Freundschaft zweier junger Männer inmitten der Trümmer. Hages wuchtige Montage zeigt, wie mit den Häusern auch Angst und Skrupel weggesprengt werden. (DuMont, 19,95 Euro)
Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao
Oscar gehört zu einer Immigrantenfamilie aus der Dominikanischen Republik und lebt in New Jersey. Er ist fett, liest am liebsten Science-Fiction-Schund und ist das Gespött seiner Macho-Kameraden ("He, Oscar, gibt's auf dem Mars auch Schwuchteln?"). Er träumt davon, der DomRep-Tolkien zu werden, doch auf ihm lastet ein mysteriöser Fluch seiner Ahnen: Fuku! Selbst fern der Heimat steht das Ringen um einen Fetzen Glück noch unter dem Schatten des grausamen dominikanischen Diktators Trujillo. In seinem furiosen Schelmenroman verschmilzt Díaz Straßenjargon, Hispano-Englisch, Hochund Trivialkultur. Die Familiensaga spannt sich über drei Generationen und zwei Nationen, ist mit einem vorwärtstreibenden Beat unterlegt und vibriert nur so vor Voodoo-Energie. (S. Fischer, 19,95 Euro)
Die ganze Welt im Sinn
Im Jahr 1827 brach der Engländer James Holman zu einer fünfjährigen Reise rund um die Welt auf. Er war bereits einer der größten Entdeckerseiner Zeit, hatte Europa und Sibirien erkundet, selbstständig und gegen jede Vernunft: Holman war vollständig blind. Wie es ihm trotzdem gelang, unbekannte Völker und Regionen zu erfassen, wie er die Welt begriff, ohne sie zu sehen - davon erzählt der US-Journalist Jason Roberts in seiner faszinierenden Romanbiografie "Die ganze Welt im Sinn". (Blessing, 21,95 E uro)
Träume von Flüssen und Meeren
Albert James, der Mann, der in Tim Parks' "Träume von Flüssen und Meeren" alle und alles lenkt, ist tot. Der berühmte Generalist, Biologe, Zoologe und Anthropologe hat Witwe und Sohn nichts als knifflige Rätsel hinterlassen. Die kühle Helen und der verwirrte John, ergänzt um den dubiosen Biografen Paul, stolpern als hastige Wahrheitssucher über Widersprüche, finden kryptische Briefe, werden von plötzlich auftauchenden Verehrern des Toten düpiert. Parks liefert einen raffinierten Geistes-Thriller mit üppigen Sexszenen, einen Schmöker für lebensfrohe Denker. (Kunstmann, 24,90 Euro)
Non-Stop-Nervenspannung
Nur der Tod kann dich retten
Harter Stoff, kühl bis ans Herz geschildert. Im auf den ersten Blick so sonnigen Nest namens Torrance, Florida, verschwinden regelmäßig junge Mädchen - bis sich sogar beim fernsehverblödeten Volk die Erkenntnis durchsetzt, dass sich hier das wahre Leben austobt, kein Soap-Autor. Es geht um methodisches Töten, um einen speziellen Rachefeldzug, kontrastiert mit den so bunten wie brüchigen Fassaden eines Kleinstadtidylls. Es wimmelt nur so von desaströsen Mittelstandsbiografien, hinzu kommen allzu berechtigte sexuelle und/oder finanzielle Versagensängste, Eifersucht, Sticheleien, Alkoholprobleme, Magersucht und ein notorisch überforderter Gesetzeshüter. Fertig ist die fiebrige Nervosität, nun kann man geduldig warten, wer als Nächster durchdreht. Joy Fielding seziert mit Lust und Laune einen amerikanischen Albtraum nach dem anderen in diesem Mikrokosmos, in dem jede Plauderei als potenzielle Falle zu gelten hat, jede Einladung zum Drink den Beginn einer Folternacht bedeuten kann. Lässig werden kritische Anmerkungen zu Internet-Kontaktbörsen, plastischer Chirurgie und Extrem-Mobbing unter Teens eingestreut – brillant und spannend bis zum finalen Überraschungscoup. (Goldmann, 9,95 Euro)
Der Kryptograph
Kein hart gekochter Großstadtcowboy, kein Depri- Schwede, kein Anatom. Die Ermittlerin in Tobias Hills "Der Kryptograph" ist eine Londoner Steuerfahnderin, angesetzt auf den Erfinder einer sicheren elektronischen Währung. Existenzialistisch angehauchter, toller Thriller. (C. Bertelsmann, 19,95 Euro)
Tödliches Ritual
Nicht in New York, Paris oder Berlin geht er um. Nein, der Frauen-Meuchler im dritten Psycho-Thriller von Marina Heib geht um in ... Göttingen. Und der sticht, stranguliert und vergewaltigt sich seine Ängste vor allzu selbstbewussten Damen von der Seele. Wie bei Heib gewohnt, keine leichte Kost. Aber eine in Deutschlands Krimi-Welt herausragende. (Piper, 10 Euro)
Der verbotene Ort
Endlich ermitteln sie wieder: Der sonderliche Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg und sein schrulliges Team von der Pariser Mordkommission. Die Handlung um einen Mörder, der vermeintliche Vampire auf bizarre Weise umbringt, ist zwar etwas an den Haaren herbeigezogen. Aber das macht nichts. Die französische Erfolgsautorin Fred Vargas beschreibt ihre Figuren in ihrem neuen Roman "Der verbotene Ort" so liebevoll, gekonnt und mit so viel hintergründigem Witz, dass es eine helle Freude ist. (Aufbau, 19,95 Euro)
Baustelle Body
Eines wird uns mit schöner Regelmäßigkeit eingehämmert: Das Leben ist eine Baustelle. Und der weibliche Körper sowieso. Klar, dass sich alle, die im heimischen Badezimmer für Fassadenerhalt und -erneuerung rabotten, auf die Renovierungsratschläge der blonden ProSieben-Heimwerkerexpertin stürzen: vom Tarnanstrich biszum fachgerechten Einbau von Ersatzteilen. Die Montage künstlicher Wimpern? Ölpest auf der Stirn? Schleifarabeiten im Gesicht? Alles ein Kinderspiel. Do-it-yourself-Frauen wissen auch, wie man mit Nägeln umgeht. Einfach Teebeutel drauf - und alles im Lack. (Lübbe, 14,95 Euro)
Bücher für Lebensoptimierer
Planen oder Treiben lassen
Soll ich, oder soll ich nicht? Nichts fällt schwerer als Entscheidungen. Habe ich den richtigen Job? Den richtigen Partner? Will ich studieren und wenn ja, wo? Timm Klotzek und Michael Ebert, Chefredakteure der Stern-Schwesterzeitschrift "Neon", haben ein hilfreiches Buch für Leute zwischen 20 und 35 Jahren geschrieben, die wichtige Weichen in ihrem L eben stellen müssen und nicht so recht wissen, welche die richtigen sind. Das Erfrischende an "Planen oder treiben lassen" ist die unaufgeregte Sprache, die sich wohltuend vom onkelhaften Ton üblicher Ratgeber unterscheidet. (Heyne, 17,95 Euro)
Respekt!
Er ließ "Vogue"-Chefin Anna Wintour mit Tofu bewerfen und verpasste Model Gisele Bündchen den Titel "Pelz-Schlampe". Was den Tierschutzaktivisten und Peta-Mastermind sonst an- und umtreibt, verrät er in diesem saukomischen Buch über ein todernstes Anliegen. (Atrium, 19,90 Euro)
Liebe. Ein unordentliches Gefühl
Wer hier auf Anweisungen zum Liebesglück hofft - Fehlanzeige. Herr Precht ist schließlich kein Rezeptbuch-Autor und die Liebe kein Soufflé, das man mit ein paar Tipps vorm Zusammenfallen bewahren könnte. Es geht schlicht um die Frage, an der sich bereits Heerscharen von Dichtern und Denkern abgearbeitet haben: Was ist Liebe? Reine Nervensache? Ein seltsames Spiel? Die beste Medizin? Eine Zwangsneurose? Der Mann philosophiert sich locker vom Hocker durch die Erkenntnisse von Neurologen, Biologen, Soziologen, Psychologen, Philologen und kehrt zusammen, was zusammengehört. Das Buch als neue Ordnungsmacht für alle Gefühls-Messis: Danke, David! (Goldmann, 19,95 Euro)
Du musst dein Leben ändern
Im Ikea-Katalog werden wir geduzt und im Privatradio. Aber dass uns nun ein echter Philosoph auf einem echten Suhrkamp-Titel diesen Imperativ hinknallt, lässt Böses ahnen. Da draußen lauert die "Krise" und stellt die Zeit und ihren Geist vor Herausforderungen, die zwar nicht ganz neu, aber von neuer Aktualität sind. So kann es nicht weitergehen, lautet die einhellige Einsicht. Metaphysische Bezugsgrößen weisen keinen Weg, schreibt Sloterdijk, der die Religion benennt, aber auch andere Glaubensbekenntnisse der Neuzeit meint, Wachstum durch Wettbewerb zum Beispiel. Bevor wir unser Leben ändern, plädiert Sloterdijk aber erst mal für eine Änderung des Blicks: Weder durch Glaube noch durch Arbeit, sondern durch Wiederholung und Selbstformung entsteht das menschliche Wesen. Nicht ganz neu, aber das hat Sloterdijk auch nicht behauptet. (Suhrkamp, 24,80 Euro)
Foreign Affairs
Statt in Prechts theoretischer Abhandlung über Liebe schmökern, lieber gleich mit Arianes heißem Sommer-Buch den Praxisbezug suchen. (Weissbooks, 14,95 Euro)
Bücher für "Anti-Trendsetter"
Fliegende Koffer
Statt sich auf dem Flughafen über allzu aufdringliche Sicherheitskontrollen ärgern, lieber mit "Fliegende Koffer" aufklärende Einblicke in die Arbeitswelt des Bodenpersonals gewinnen. (Eichborn, 19,95 Euro)
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
Statt bei Sommerwetter im dunklen Kino die sechste Harry-Potter-Verfilmung glotzen, lieber wissen wollen, wie's weitergeht und Band sieben lesen. (Carlsen, 24,90 Euro)
Die Legenden der Albae
Statt in Filmen nach Fantasy-Figuren lechzen, lieber mal die wilden Kreaturen im Kopfkino kreisen lassen. (Piper, 15 Euro)
Dracula
Statt noch ein "Bis(s) zum ... "-Buch verschlingen, sich nicht vor dem Original fürchten: Dracula - der Vater aller Vampire. (Fischer, 8 Euro)