Polens scheue Dichterin Nobelpreisträgerin Szymborska mit 88 Jahren gestorben

Polens scheue Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska ist im Alter von 88 Jahren gestorben. In ersten Reaktionen wurde ihr Tod als schwerer Verlust für die polnische Literatur bedauert.

Die polnische Literaturnobelpreisträgerin Wisława Szymborska ist tot. Die 1996 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Dichterin starb am Mittwochabend im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit in Krakau, meldeten polnische Medien unter Berufung auf Szymborskas Assistenten. "Sie starb friedlich im Schlaf", sagte der Mitarbeiter der polnischen Nachrichtenagentur PAP.

Bis zuletzt habe sie, wann immer es ihr Gesundheitszustand erlaubte, an neuen Gedichten gearbeitet, sagte der langjährige Sekretär Michal Rusinek im polnischen Nachrichtensender TVN 24. "Sie starb auf die bestmögliche Weise - in ihrem Zuhause, im eigenen Bett."

Als einer der ersten reagierte der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski. "Ein unersetzlicher Verlust für die polnische Kultur", twitterte er.

"Ein großes Licht der polnischen Poesie ist erloschen", zitierte PAP den Schriftsteller und Literaturkritiker Stefan Chwin. "Wenn eine so ausgezeichnete Lyrik verschwindet, ändert sich auch die ganze Literatur." Szymborska habe in ihrem Werk "das alltägliche Leben mit der tiefen Reflexion der menschlichen Existenz verbunden."

Szymborska wollte keine Prominente sein

Der polnische Kulturminister Bogdan Zdrojewski hob Szymborskas Bescheidenheit und ihr Drängen auf Privatsphäre hervor. "Sie hatte Tiefe und war authentisch, weigerte sich, eine Prominente zu sein." Es passe zu der auf Zurückhaltung bedachten Dichterin, dass sie ihr Leben in zwei Abschnitte geteilt habe: "vor der Nobel-Tragödie und nach der Nobel-Tragödie".

Für den Vorsitzenden des polnischen PEN-Clubs, Adam Pomorski, ist der Tod Szymborskas der Verlust eines "hellen Sterns unserer Wirklichkeit".

Die im Juli 1923 in der Nähe von Posen (Poznan) geborene Schriftstellerin lebte seit vielen Jahren in Krakau. Szymborska galt als öffentlichkeitsscheu. Der mit dem Nobelpreis verbundene Ruhm und die internationale Aufmerksamkeit waren der zurückgezogen lebenden Autorin eher unangenehm. Anfang der 90er Jahre wurde die auch ins Deutsche übersetzte Szymborska mit dem Goethe-Preis und dem Herder-Preis ausgezeichnet.

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