Vorwürfe gegen Rammstein Mutmaßliche Opfer wie Shelby Lynn werden oft diffamiert. Dahinter steckt ein System

  • von Pia Stendera
Ein Fan bei einem Rammstein-Konzert.
Gegen die Band Rammstein werden immer mehr Vorwürfe laut. Eine junge Irin, die zuerst die Anschuldigungen öffentlich machte, wird im Internet heftig von Fans angegangen. (Symbolbild) 
© Drofitsch/Eibner / Picture Alliance
Wer andere des Machtmissbrauchs bezichtigt, erlebt häufig massive Anfeindungen – so wie jetzt Shelby Lynn, die schwere Vorwürfe gegen Rammstein erhoben hat. Dieses Vorgehen hat Methode, aber seit MeToo immer weniger Erfolg.

Die Vorwürfe beginnen mit einem Getränk für eine Frau, gereicht durch einen Rockstar, der im Namen der Kunst gern Grenzen überschreitet, der so viel mächtiger ist als sie. Der Drink macht die Frau besinnungslos, lässt sie durch alles weitere wanken, als wäre es nicht ihr Körper, als wäre nicht sie selbst diejenige, der alles, was dann kommt, passiert. Unmöglich, dass das niemandem aufgefallen ist.

Als die Frau den Vorwurf öffentlich erhebt, melden sich weitere Frauen bei ihr. Doch sie erfährt auch einen Rückschlag. Erst nennen die Fans des Rockstars sie eine Lügnerin. Und dann landet das sogar vor einem kalifornischen Gericht: Brian Warner, besser bekannt als Marilyn Manson, klagt Evan Rachel Wood an, ihn diffamiert und so seine Karriere gefährdet zu haben. Die Vorwürfe weist er über seinen Anwalt von sich.

Rock-Musiker Marilyn Manson bei einem Auftritt im Jahr 2020.
Rock-Musiker Marilyn Manson bei einem Auftritt im Jahr 2020.
© CraSH/imageSPACE/MediaPunch / Imago Images

Marilyn Manson ist nicht Till Lindemann. Die mutmaßliche Tat fand in einer Beziehung statt. Und der Fall liegt Jahre zurück. Und doch: Bis zur Erwähnung des kalifornischen Gerichts hätte es ebenso gut um die jüngsten Vorwürfe gegen den Rammstein-Frontmann Till Lindemann gehen können. Denn auch in diesem Fall spricht eine Frau öffentlich über ein Getränk, das ihr die Besinnung genommen haben soll. Auch in diesem Fall melden sich weitere Frauen zu Wort, die ähnliches erlebt haben wollen. Und auch in diesem Fall lässt die Gegenwehr nicht lang auf sich warten: von Fans und der Band selbst. Trotzdem zeigt sich dieses Mal, dass sich etwas verändert hat.

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