"The Town - Stadt ohne Gnade" Ein viel zu netter Bankräuber

Ben Affleck muss sich als Berufsverbrecher in "The Town - Stadt ohne Gnade" zwischen seiner großen Liebe und seinen Kumpanen entscheiden. Doch die Polizei ist dem Bankräuber schon dicht auf den Fersen.

Die Kennedy-Stadt Boston an der Ostküste der Vereinigten Staaten gilt eigentlich nicht als Verbrecher-Hochburg, doch immerhin soll es dort über 300 Banküberfälle im Jahr geben. In dem neuen US-Thriller "The Town - Stadt ohne Gnade" gehen etliche dieser Verbrechen auf das Konto der vierköpfigen Bande, die von Doug MacRay angeführt wird. Mit großer Brutalität holt sich die Truppe von Doug aus den Kassen und Tresoren der Banken, was sie nur kriegen kann. Gleich zu Beginn des zweistündigen Films ist zu sehen, wie die Räuber maskiert eine Zweigstelle überfallen, die Menschen darin in Schach halten und bei Widerstand zusammenschlagen. Mit auf die Flucht nehmen die vier Männer auch die Filialleiterin Claire, die aber mit verbundenen Augen am Meer freigelassen wird.

Erst danach finden die Verbrecher heraus, dass die von ihnen entführte Claire im gleichen Viertel Bostons wohnt wie sie auch, nämlich in Charlestown. Dort leben die meisten Bankräuber der Großstadt auf der geringen Fläche von nur einem einzigen Quadratkilometer. Doug will nun mehr über diese Claire wissen, denn weder ihm noch seinen Kumpanen ist dieses nahe Beieinander von Tätern und Opfer so ganz geheuer. Es kommt, wie es im Kino kommen muss: Doug verliebt sich in Claire und diese noch völlig ahnungslos in ihn.

Doch der Schatten der bösen Tat fällt natürlich auf diese Beziehung. Und Doug kann nicht so einfach sein kriminelles Milieu hinter sich lassen, schon gar nicht seinen Freund und Mitwisser Jem, der bald Verdacht schöpft. Doug wird sich also entscheiden müssen. Doch welche Wahl er auch trifft, er wird zumindest die Polizei, die ihm und seiner Bande auf der Spur ist, nicht los. Ein gutes Ende für das Paar, dessen Glück auf einer großen Lüge beruht, ist wenig wahrscheinlich. Wie es tatsächlich kommt, ist ab dem 23. September in den Kinos zu erleben, wenn dort "The Town" anläuft.

Ob der Export aus Hollywood allerdings an der Kasse sehr erfolgreich sein wird, darf bezweifelt werden. Denn der Film hat ein Problem mit Namen Ben Affleck. Der US-Star führte nicht nur Regie und war am Drehbuch beteiligt, sondern hat auch die Hauptrolle des verliebten Verbrechers Doug inne. Affleck inszeniert sich also sozusagen selbst - genau das hätte er besser nicht getan. Denn keine Sekunde glaubt man dem sympathischen und gut aussehenden Schauspieler, dass er der Kopf einer Gang sein könnte, die bei ihren Überfällen auch vor äußerster Gewalt nicht zurückschreckt.

Mit dieser Unglaubwürdigkeit in der zentralen Rolle ist der ganze Film nicht stimmig. Da nutzen auch etliche lange Dialogszenen von Doug mit seinem im Gefängnis einsitzenden Verbrechervater oder Claire wenig. Diese Claire wird sehr ansprechend von Rebecca Hall verkörpert, die noch bestens bekannt aus Woody Allens Komödie "Vicky Cristina Barcelona" ist. Der quirlig-charismatische Jeremy Renner ist sehenswert als Jem und beweist, warum er für den Oscar-prämierten Kriegsfilm "Tödliches Kommando" nominiert war.

Die Stadt Boston ist so oft und attraktiv auf der Leinwand, dass die Fremdenverkehrsbehörde der Stadt sicher gerne die Dreharbeiten unterstützt hat. Insgesamt ist die schon etwas abgedroschene Geschichte vom netten Gangster, der sich in sein Opfer verliebt, wenig aufregend und auch überraschungsfrei. Hätte Regisseur Affleck den Mut gehabt, die Hauptrolle nicht ausgerechnet mit sich selbst zu besetzen, wäre das dem Film "The Town" auf jeden Fall besser bekommen.

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