Action! - Neu im Kino Til Schweiger, die Deutschen und der Krieg

Til Schweiger zwischen Afghanistan und Berlin? Im Bett mit Tommy Lee Jones? Oder doch lieber Liebeswirren mit Rachel Weisz? stern.de präsentiert die Filmstarts der Woche.

"Schutzengel"

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"Schutzengel"

Regie: Til Schweiger
Darsteller: Til Schweiger, Moritz Bleibtreu, Luna Schweiger

Wäre "Schutzengel" eine Hollywoodproduktion, würde niemand Fragen stellen: ein zerknirschter Ex-Soldat (Schweiger), eine einzige Zeugin (beeindruckend: Schweiger-Tochter Luna), ein fieser Waffenhändler (wirklich sehr fies: Heiner Lauterbach) und haufenweise schießwütiges Fußvolk. Das ist klassisches, solides Actionkinomaterial, das man normalerweise konsumiert, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch weil es ein Til-Schweiger-Film ist und besagter Ex-Soldat für Deutschland in Afghanistan gedient hat, bekommt die Baller-Unterhaltung eine ganz neue Qualität. Plötzlich sitzt Regisseur-Produzent-Hauptdarsteller Schweiger in Talkshows, und zur Premiere kommt der Verteidigungsminister persönlich. In deutschen Filmen taugten Männer von der Front seit Ende des Zweiten Weltkriegs nicht zum Helden. Im neuen Jahrtausend mit seinen neuen Kriegen sieht das anders aus. Dass es nun Ehemänner, Väter, Freunde mit Kriegserfahrung und -trauma gibt, muss die Gesellschaft erst einmal verarbeiten. Und vielleicht taugt ja Schweigers "emotionale Action" dazu, sich dem Thema anzunähern - und sei es aus der harmlosen Richtung des Unterhaltungskinos.

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"Wie beim ersten Mal"

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"Wie beim ersten Mal"

Regie: David Frankel
Darsteller: Meryl Streep, Tommy Lee Jones, Steve Carell

Meryl Streep im Bett mit Tommy Lee Jones ist schon ein beeindruckender Anblick: Zwei Erzengel der Traumfabrik spielen ein Ehepaar, das nach Jahrzehnten der Eheroutine wieder unter die gleiche Decke finden muss. Streep zeichnet die in der Gefühlsarktis ihres Mannes erfrierende Kay so fein und uneitel, dass man sofort drin ist im lustlosen Eheuniversum, das dem abgekapselten Arnold (die sprechende Gesichtslandschaft Tommy Lee Jones) nicht einmal auffällt. Kay hat genug und sucht Hilfe bei einem Paartherapeuten (angenehm unlustig: Steve Carell). Diese Öffnung gegenüber Fremden kommt für Arnold natürlich gar nicht in Frage, bis Kay ihn schlicht und ergreifend erpresst. Die Botschaft "Auch alte Menschen lieben und haben Sex" ist nun also auch in Hollywood angekommen. Das ist kein "Wolke 9", aber eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit dem Thema für die ganze Familie.

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"The Deep Blue Sea"

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"The Deep Blue Sea"

Regie: Terence Davies
Darsteller: Rachel Weisz, Tom Hiddleston, Ann Mitchell

London in den 50er-Jahren. "Leidenschaft führt immer zu etwas Hässlichem" lautet der brutale Spruch einer alten, eiskalten Dame, die eine junge, in Flammen der Leidenschaft stehende Frau zur Raison bringen will. Mit Haut und Haaren spielt Rachel Weisz Hester Collyer, Gattin eines Richters, der ihr ein Leben in stabilem Reichtum und hohem Ansehen sichert - allerdings ohne jeden Funken Leidenschaft. Die entfacht ein junger, ehemaliger Airforce-Pilot, dessen Lebenssinn sich mit Ende des Krieges verabschiedet hat. Ausgerechnet bei ihm sucht Hester die Lebendigkeit, die ihr Mann ihr nicht geben kann, und überfordert den Veteranen hoffnungslos. Keiner der beiden Männer ist ein Ungeheuer. Das Monster sind die Gefühle, derer die junge Frau nicht Herrin werden kann, und die sie schließlich zum Äußersten zwingen. Noch nie war Weisz so zerbrechlich zu sehen, das Innere nach außen tragend, manche wetten schon auf eine Oscar-Nominierung. "The Deep Blue Sea" ist eine große Liebesgeschichte in der Tradition von "Das Ende einer Affäre" und "Brief Encounter".

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"Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit"

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"Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit"

Regie: Florian Opitz

Rasant, wichtig und witzig ist diese Dokumentation über ein Problem, das uns alle betrifft: der Mangel an Zeit. Filmemacher Florian Opitz erforscht, angefangen mit seinem Leben, was die Hatz auf die Zeit eigentlich mit uns macht, was Zeit frisst, was sie wert ist, und warum wir nie mehr sagen: "Lass' dir Zeit". So schlimm wie in dem Hollywoodstreifen "In Time" ist es zum Glück noch nicht, aber wir scheinen auf dem besten Wege dazu, dass Zeit zur Ware wird. Opitz interviewt Informationsbroker, Krankenschwestern und Burnout-Ärzte, aber auch Menschen, denen unsere Atemlosigkeit komplett am Hintern vorbei geht. Und jetzt Luft holen und eine Minute lang die Wand anstarren.

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