Dieter Kosslick Die Berlinale als Festival der Rekorde

Die Berlinale wird auch in diesem Jahr wieder zu einem Laufsteg für internationale Stars: Erwartet werden unter anderem Jack Nicholson, Nick Nolte, Nicole Kidman, Bud Spencer, Juliette Binoche und Cate Blanchett.

"Das war ein Jahr der Rekorde", sagte Berlinale-Chef Dieter Kosslick bei der Programmvorstellung am Montag. Insgesamt seien für die 54. Internationalen Filmfestspiele vom 5. bis 15. Februar 3.117 Filme eingereicht worden. "Da ist die augenmäßige Schallgrenze erreicht, mehr kann man nicht sehen." Rund 400 Produktionen aus 80 Ländern wurden für die verschiedenen Sektionen ausgewählt. Allein 23 davon starten im Wettbewerb für das Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären.

Auch für den nötigen Glamour sei wieder gesorgt: Über den roten Teppich sollen unter anderem Jack Nicholson, Nick Nolte, Nicole Kidman, Bud Spencer, Juliette Binoche marschieren, kündigte Kosslick an. Erwartet werden auch Jude Law, Julie Delpy, Cate Blanchett, Ken Loach, Tom Tykwer und Eric Rohmer.

Themenschwerpunkte Südafrika und Lateinamerika

Nicht so leicht war es für Kosslick, der dafür bekannt ist, gerne politische Schwerpunkte zu setzen, einen solchen zu finden. Im letzten Jahr noch konnte er die ersten filmischen Reaktionen auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 ins Programm heben. Darüber hinaus konnte angesichts des bevorstehenden Irak-Konflikts mit amerikanischen Filmstars herrlich debattiert werden. Die diesjährigen Themenschwerpunkte sind dagegen nicht so nahe liegend: Südafrika zehn Jahre nach dem Ende der Apartheid und Lateinamerika als weitgehend vergessenes Gebiet.

Fast 30 Filme sind es insgesamt, die sich mit dem Schicksal dieser Regionen auseinander setzen. So beschäftigt sich der britische Streifen "Country of my Skull" mit der südafrikanischen Wahrheitsfindungskommission. In den Hauptrollen des Wettbewerbsbeitrags sind Juliette Binoche und Samuel L. Jackson zu sehen.

"Gewisse Ernsthaftigkeit" nicht zu übersehen

Ein weiterer Höhepunkt soll der Dokumentarfilm "Geschichte einer Plünderung" sein, in dem Altmeister Fernando Solanas - der den goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk erhalten soll - die argentinische Krise der letzten Jahre und die Folgen neoliberaler Politik zeigt. Gerade über die ärmsten Länder der Welt müsse neu nachgedacht werden, sagte Kosslick, der erstmals darauf verzichtete, das Festival unter ein Motto zu stellen. Insgesamt sei eine "gewisse Ernsthaftigkeit der Filme" im diesjährigen Programm nicht zu übersehen. Aber es gebe in den Filmen auch eine Menge Ironie und feinsinnigen Humor "und vor allem große Hoffnung".

Nur zwei deutsche Filme im Programm

Bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren noch nannte Kosslick als eines seiner wichtigsten Ziele, dem deutschen Film eine größere Rolle einzuräumen. Zumindest im Wettbewerb jedoch sinkt die Zahl einheimischer Produktionen seitdem kontinuierlich. Waren es vor zwei Jahren noch vier und im vergangenen Jahren drei einheimische Produktionen, so sind es dieses Mal nur zwei: Romuald Karmakars "Die Nacht singt ihre Lieder" und Fatih Akins "Gegen die Wand". Dies sei kein Zeichen, dass dem deutschen Film nun weniger Gewicht zufalle, sagte Kosslick. Schließlich gebe es insgesamt in den verschiedenen Sektionen 58 deutsche Filme zu sehen.

Cannes jagt Berlin drei Filme ab

Es gibt jedoch einen Wermutstropfen: Eigentlich waren drei Filme eingeplant, die dann kurzfristig das Konkurrenz-Festival in Cannes vor der Nase wegschnappte. „Unsere Programme waren schon mit diesen Filmtiteln gedruckt“, erzählt Kosslick. Kurzfristig habe alles neu gemacht werden müssen, was teuer und ärgerlich sei. Aber: Offenbar sei die Qualität der Berlinale-Filme so hoch, dass sie jederzeit auch im Mai in Cannes gespielt werden könnten, erklärt er lächelnd.

Nachwuchsförderung

Auch dem Nachwuchs soll in diesem Jahr wieder mit dem zum zweiten Mal stattfindenden Talent Campus ein breites Forum gegeben werden. 520 Nachwuchs-Filmemachern aus 84 Ländern werden Workshops, Diskussionen und Fallstudien unter Leitung von Profis geboten. Angemeldet hätten sich sogar 3.600 Bewerber aus 101 Ländern.

Eröffnet wird die Berlinale am 5. Februar mit dem heißen Oscar-Kandidaten und außer Konkurrenz laufenden Bürgerkriegsepos "Cold Mountain", in dem unter anderem Kidman, Jude Law und Renee Zellweger zu sehen sein werden. Zum Abschluss soll nach der Preisverleihung am 14. Februar in einer Gala die französische Produktion "25 Grad im Winter" gezeigt werden.

Holger Mehlig, AP AP

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