Streaming hat Blockbuster, Indie-Filme und Serien leicht verfügbar in die Haushalte von Konsumenten überall auf der Welt gebracht. Doch das Aufkommen neuer Angebote hat auch Schattenseiten. Besonders für die Drehbuchautoren und -autorinnen in Hollywood.
Hollywoods Drehbuchautor:innen streiken
Seit Dienstag befinden sich diese im Streik, nachdem die Gewerkschaft Writers Guild of America (WGA) sechs Wochen lang mit der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) verhandelt hat. Die Allianz hat im Namen von Streaminganbietern und Studios verhandelt – am Ende ohne Erfolg. "Die Antworten der Studios waren angesichts der existenziellen Krise, in der sich die Autoren befinden, völlig unzureichend", ließ die WGA in ihrer Streikankündigung verlautbaren.
Ellen Stutzman vertritt als Hauptverhandlungsführerin der Gewerkschaft mehr als 11.000 Autoren. "Wir fordern Gehaltserhöhungen und Auszahlungen von Rückständen, damit Autoren in ihrem Beruf bleiben und in Städten wie New York oder Los Angeles leben und arbeiten können. Wir haben Forderungen zu sehr grundlegenden Arbeitsbedingungen, wie zum Beispiel einen zweistufigen Tarifvertrag oder wöchentliche Gehälter für Drehbuchautoren, um den Druck der freien Arbeit, dem sie beim Schreiben ihrer Drehbücher ausgesetzt sind, zu verringern", so Stutzman. Laut Statistiken der WGA arbeitet momentan die Hälfte der Autor:innen von Fernsehserien für einen Mindestlohn.
Auch das Thema Künstliche Intelligenz sei auf dem Verhandlungstisch gewesen. Man müsse laut Gewerkschaft verhindern, dass sich Streaminganbieter und Studios KI bedienen, um neue Drehbücher aus altem Material zu generieren. Das würde den Beruf abwerten und die Schreibenden einem Risiko aussetzen. "Es ist ein sehr wichtiges Thema geworden. Ich glaube, jeden Tag gibt es irgendeine Nachricht über KI, und es besteht kein Zweifel daran, dass diese Dienste sich weiter verbessern werden. Und im Moment sind sie, wie einige unserer Mitglieder sie nennen, Plagiatsmaschinen, und sie haben beim Schreiben von Drehbüchern nichts zu suchen", erklärt Stutzman.
Unterstützung von zahlreichen Stars
Obwohl der Streik weit weg erscheint, könnte er auch Folgen für Europäer haben. Das hat der letzte Streik der Autor:innen 2007 bewiesen. 100 Tage lang wurde damals die Arbeit niedergelegt. Besonders Late Night Shows waren betroffen, doch auch Serien mussten unterbrochen werden, unter anderem "Breaking Bad", "Desperate Housewives", "Gossip Girl", "Lost" und "Grey's Anatomy". Zahlreiche andere Serien wurde gar nicht erst fortgeführt. Laut Reuters kostete der Streik die kalifornische Wirtschaft damals schätzungsweise 2,1 Milliarden Dollar.
Unterstützung erhalten die Schreibenden auch von Hollywoodstars. So sagte Amanda Seyfried am roten Teppich der Met-Gala: "Es ist notwendig. Ich verstehe nicht, wo das Problem liegt. Mit dem Streaming hat sich alles verändert, und jeder sollte für seine Arbeit entlohnt werden. Es ist verdammt einfach." Late-Night-Host Jimmy Fallon ließ wissen, er könne seine Show "nicht ohne sie machen. Ohne meine Autoren gäbe es keine Show, ich unterstütze sie voll und ganz."
Die Looks der Oscar-Verleihung: Warum der größte Stylefehler nicht von den Promis begangen wurde

"Wanda Vision"-Star Elizabeth Olsen äußerte sich allgemeiner über die Zustände in der Filmbranche. "Wir müssen uns strukturell neu überlegen, wie Menschen auf allen Ebenen weiterhin ihren Lebensunterhalt verdienen können, jetzt, wo wir diese Streamingdienste haben. Schauspieler, die früher von ihren Gagen leben konnten, können das nicht mehr, weil sie nur für einen Tag bezahlt werden. Und dann geht es zu einem Streamingdienst, und sie sehen danach keinen Cent mehr", sagte sie.
Von Autorenseite gibt es wütende Reaktionen. "Hollywood ist eine Branche, die von Geschichten lebt, Punkt. Ohne die Geschichtenerzähler gibt es nichts", sagte "Jane the Virgin"-Autor Rafael Agustín. Die Studios und Streamingdienste hätten "darauf bestanden, eine ganze Branche zu stoppen, anstatt die Arbeitskräfte, die ihnen helfen, Milliarden zu verdienen, angemessen zu entschädigen."
Quellen: Reuters / "Los Angeles Times" / "Variety"