Platz 10 (8) "Savages"

Regie: Oliver Stone
Darsteller: Blake Lively, John Travolta, Selma Hayek, Benicio del Toro
Oliver Stone ("Wall Street 2") macht das, was er am Besten kann: Er polarisiert. In "Natural Born Killers"-Manier nimmt der Brachial-Regisseur mal wieder die schönsten, buntesten, süßesten Eindrücke und schmeisst sie in den Hexler, schreddert unser Weltbild und zwingt uns dazu hinzugucken, weil es eben so schön bunt und süß ist. Der Mann weiß, welche Knöpfe er bei der Generation Youtube drücken muss. O ("Gossip Girl" Blake Lively) heißt der fleischgewordene Traum eines California Girls, das seinen Körper mit zwei ebenso schönen Jungs teilt, die mit dem Dealen von Marihuana steinreich geworden sind. Chon (Taylor Kitsch) ist ein Irakveteran, der die dreckige Seite des Geschäfts übernimmt, Ben (Aaron Taylor-Johnson) ein Botanikgenie und Weltverbesserer-Hippie. Das Trio genießt das Leben in vollen Zügen, bis eines Tages ein Video in der Mail wartet, das zeigt, wie ein mexikanisches Drogenkartell seine Feinde mit der Motorsäge köpft. Kartellchefin Elena (geniale "Herzkönigin" Selma Hayek) will ein großes Stück vom Erfolg der Jungs abhaben. Als die nicht willig sind, schickt sie ihren Getreuen Lado (Überzeugend unerträglich Benicio del Toro), um Überzeugungsarbeit zu leisten. O wird entführt, in einem Käfig gehalten, unter Drogen gesetzt, und zwischen Elena und den Jungs beginnen Verhandlungen, die komplett ausarten. In dieser Welt sind alle korrumpiert (vor allem John Travolta als Polizist), im Kern verdorben oder zerstört, am Ende der kapitalistischen Evolution angelangt. Und über all der Grausamkeit scheint jeden Tag aufs Neue in einem knackig blauen Himmel die Sonne.
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Platz 9 (6) "Asterix & Obelix - Im Auftrag Ihrer Majestät"

Regie: Laurent Tirard
Darsteller: Gérard Depardieu, Edouard Baer, Catherine Deneuve, Guillaume Gallienne
Die vierte Realverfilmung der unerreichten Kult-Comicreihe hat sich den Band "Asterix&Obelix bei den Briten" vorgenommen, große Namen wie Gérard Depardieu (Obelix) und Catherine Deneuve aufgefahren und sich aufgemacht, die dritte Dimension zu erobern. Doch auch wenn es diesmal zurück zu den Comic-Wurzeln geht, kann ein Film einfach nicht leisten, was das Schmökern im Heft einem einst gegeben hat. Alea iacta est!
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Platz 8 (7) "Wie beim ersten Mal"

Regie: David Frankel
Darsteller: Meryl Streep, Tommy Lee Jones, Steve Carell
Meryl Streep im Bett mit Tommy Lee Jones ist schon ein beeindruckender Anblick: Zwei Erzengel der Traumfabrik spielen ein Ehepaar, das nach Jahrzehnten der Eheroutine wieder unter die gleiche Decke finden muss. Streep zeichnet die in der Gefühlsarktis ihres Mannes erfrierende Kay so fein und uneitel, dass man sofort drin ist im lustlosen Eheuniversum, das dem abgekapselten Arnold (die sprechende Gesichtslandschaft Tommy Lee Jones) nicht einmal auffällt. Kay hat genug und sucht Hilfe bei einem Paartherapeuten (angenehm unlustig: Steve Carell). Diese Öffnung gegenüber Fremden kommt für Arnold natürlich gar nicht in Frage, bis Kay ihn schlicht und ergreifend erpresst. Die Botschaft "Auch alte Menschen lieben und haben Sex" ist nun also auch in Hollywood angekommen. Das ist kein "Wolke 9", aber eine unterhaltsame Auseinandersetzung mit dem Thema für die ganze Familie.
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Platz 7 (5) "Agent Ranjid rettet die Welt"

Regie: Michael Karen
Darsteller : Kaya Yanar, Tom Gerhardt, Rutger Hauer
So wird es wohl gewesen sein: "Johnny English"? Können wir auch, sagten sich deutsche Produzenten, und schickten Komiker Kaya Yanar als Putzmann Ranjid Bombelapathyia ins Rennen, der eigentlich nur seine magenkranke Kuh retten will, aber fälschlicherweise für einen Superagenten gehalten wird. Dabei stellt er sich so erfolgreich dämlich an, dass er schließlich tatsächlich die Welt vor Bösewicht Freek van Dyk (Rutger Hauer) rettet. Nein, ist definitiv kein "Johnny English" geworden. Und was zum Teufel hat Rutger Hauer hier zu suchen?!
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Platz 6 (4) "Mann tut, was Mann kann"

Regie: Marc Rothemund
Darsteller: Wotan Wilke Möhring, Jan Josef Liefers, Jasmin Gerat
Selbstverliebter Macho lebt in den Tag, bis er seine Traumfrau trifft und den Sinn der wahren Liebe erkennt... hört sich an wie Til Schweigers Kuscheltierverstümmlungsfilme? Ist aber ganz Schweiger-los, obwohl auch noch "Kokowäh"-Objekt-der-Begierde Jasmin Gerat mitspielt. Mann der anderthalb Stunden ist Wotan Wilke Möhring, "Tatort"-Kommissar wie Schweiger, der zusammen mit seinen ebenfalls herzgestörten Kumpels über das Wesen der Liebe philosophiert, bis er sich schließlich für sie zum Affen macht. Das ist leider immer noch meilenweit entfernt von der Entspanntheit eines "About a Boy".
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Platz 5 (3) "96 Hours - Taken 2"

Regie: Olivier Megaton
Darsteller: Liam Neeson, Famke Janssen, Maggie Grace
2008 hat Liam Neeson die Kinowelt in Schnappatmung versetzt: Niemand hatte damit gerechnet, dass der damals 56-jährige "Schindlers Liste"-Star mal eben zum härtesten aller Actionhelden aufsteigt. "Taken - 96 Hours" hieß der Film, in dem ein Ex-CIA-Agent seine Tochter aus den Klauen eines albanischen Mädchenhändlerrings befreien muss. Und das tat er so gradlinig, schmerzfrei und wortwörtlich fantastisch, dass man die 93 Minuten Film auf der Stuhlkante verbrachte. Gegen Bryan Mills wirkte Jack Bauer wie ein Anfänger. 226.830.568 Kinokassen-Dollar später folgt die Fortsetzung, denn bekanntermaßen sind Albaner rachsüchtig, und nun muss Mills nicht nur seine Tochter, sondern auch seine frisch zurückgewonnene Frau retten. Logik wie immer ausgeschlossen, dafür hirnlose Action in Reinform. In den USA führt "Taken 2" bereits die Charts an. Teil drei ist in Arbeit.
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Platz 4 (-) "Die Vermessung der Welt"

Regie: Detlev Buck
Darsteller: Florian David Fitz, Karl Markovics, David Kross
Daniel Kehlmanns Buch "Die Vermessung der Welt" verfilmen zu wollen, ist gelinde gesagt harter Tobak. Dieses Werk der indirekten Rede, der dschungelgleich wuchernden Fantasie, der Brillanz mathematischer Lösungswege, der Suche nach Menschlichkeit in einer Zeit, als diese mit Schwäche gleichgesetzt wurde, oder nur eine kalte Handlungsausführung war... Die Binse, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte, hat Kehlmann immer wieder auf den Kopf gestellt. Insofern war es logisch, das Regisseur Detlev Buck die dritte Dimension zu Hilfe genommen hat, um einen Film aus den verschlungnen Lebensgeschichten der Ausnahme-Gelehrten Alexander von Humboldt (1769 - 1859) und Carl Friedrich Gauß (1777 - 1855) zu machen, die der damals gerade mal 30-jährige Autor so spielerisch wie genial zu Papier gebracht hatte. Die 3D-Brille hilft, die Distanz zu wahren, die die Figuren einfordern, um sie ihnen gleich wieder zu nehmen. Im Buch wie im Film sind die großen Denker Freaks - der eine am Schreibtisch, der andere am Amazonas. Der eine erforscht das Universum mathematisch in seinem Kopf, der andere greift nach Schlingpflanzen, piekst Schmetterlinge auf und stiehlt Mumien. Bucks Film ist das volle Risiko eingegangen, der Wort- mit einer Bildgewalt zu antworten. Nur berühren tun einen diese beiden Männer, die der Welt große Dienste erwiesen haben, kaum. Aber haben sie das im Buch getan? Die opulente Verfilmung verlässt man ein wenig ratlos, aber um ein paar fantastische Bilder reicher.
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Platz 3 (1) "Paranormal Activity 4"

Regie: Henry Joost, Ariel Schulman
Darsteller: Katie Featherston, Kathryn Newton, Matt Shively
Hat jemand mitgezählt? "Paranormal Activity" geht in die vierte Runde. Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich die Gruselattacke vom Low-Budget-Überraschungshit in "Blair Witch Project"-Selfmade-Manier zur Multimillionen-Dollar-Reihe gewandelt. Allerdings ist dabei die Glaubwürdigkeit flöten gegangen, denn mittlerweile ist nun wirklich genug Geld da, um einen anständig ausgestatteten Horrorfilm zu drehen oder auch mal ein bekanntes Gesicht ins Rennen um den schlimmsten Schreckmoment zu schicken. Doch nach wie vor sind es unbekannte Nachwuchsschauspieler und verwackelte Webcam-Bilder, die uns das Fürchten lehren sollen, wenn eine Familie das Böse in den eigenen vier Wänden oder bei den freundlichen Nachbarn entdeckt. Und es hilft wirklich nicht, wenn die dramatisch anschwellende Musik so klar und deutlich (wie keines der Bilder es je ist) macht, dass gleich etwas total Schlimmes passiert. Das grenzt an paranormale Passivität.
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Platz 2 (-) "Hotel Transsylvanien"

Regie: Genndy Tartakovsky
Mit den Stimmen von: Rick Kavanian, Josefine Preuß, Elyas M'Barek
Nach der Monster-im-Schrank-Fabrik von "Monsters Inc." bietet "Hotel Transsilvanien" den Werwölfen, Mumien und Vampiren sogar ein Hotel mit Spa. Dort hofft Papa Dracula, seine geliebte Tochter bei sich halten zu können, die es mit zunehmender Pubertät in die Welt hinaustreibt. Doch dann taucht ausgerechnet in diesem monstermäßigen Ressort ein Mensch auf, in Person eines naiv-fröhlichen Backpackers, in den sich die Vampirtochter verknallt. Da kriegt sogar Dracula graue Haare. Ohne jeden beißenden Humor kommt diese gutgelaunte Familienunterhaltung recht harmlos daher. Aber manchmal muss auch das sein.
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Platz 1 (2) "Madagascar 3: Flucht durch Europa"

Regie: Eric Darnell, Tom McGrath, Conrad Vernon
Mit den Stimmen von: Rick Kavanian, Jan Josef Liefers, Bastian Pastewka
Da sind sie wieder: Nun gibt es den bossigen Löwen Alex, das sture Nilpferd Gloria, die Hypochonder-Giraffe Melman und das irre Zebra Marty auch noch in 3D zu bewundern. Dabei stehlen ihnen allerdings die Pinguin-Gang, der übergeschnappte Lemur und die Truppe eines Wanderzirkus fast die Show. Nachdem die Helden von "Madagascar" endlich ihre afrikanische Heimat gefunden haben, wollen sie nun zurück nach Amerika. Dazu schwimmen (!) sie erst einmal nach Europa, genauer gesagt Monte Carlo, und lassen sich von einer wahnsinnigen Tierfängerin mit beeindruckend haltbarem Lippenstift an den Sehenswürdigkeiten der alten Welt vorbeijagen. Ein wilder, zuweilen psychodelischer Trip - "Tupfen, Tupfen, Tupfen"!
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