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"stern TV am Sonntag" Produzent Ikke Hüftgold: "Uns verwundert die Debatte über den Song 'Layla'"

Layla: Schlagerstars reagieren auf das Verbot des Ballermann-Hits
Der Ballermann-Hit "Layla" gilt bei Kritikern als sexistisch und soll deshalb nicht auf dem Kiliani-Volksfest in Würzburg gespielt werden. Schlagerstars sind entsetzt.
© Instagram / Ikke Hüftgold
Bei "stern TV am Sonntag" geht es auch um das Verbot des Partyhits "Layla". Produzent Ikke Hüftgold ist zu Gast und verteidigt den Song gegen die Sexismus-Debatte und nennt Beispiele aus der jüngeren Musikgeschichte, die seiner Meinung nach noch viel weiter gingen. Er bekommt Unterstützung, aber auch Gegenwind im Studio.

Der Partyhit "Layla" steht auf Platz 1 der deutschen Charts – und inzwischen auf Platz 1 der Aufreger-Themen in Deutschland. Als sexistisch wird der Text von vielen empfunden und sollte deswegen auf Volksfesten wie in Würzburg oder Düsseldorf nicht mehr gespielt werden. Ob das gerechtfertigt oder übertrieben ist, diskutieren in der aktuellen Ausgabe von "stern TV am Sonntag" der "Layla"-Produzent Ikke Hüftgold und weitere Gäste im Studio. 

In einem kleinen Einspieler wird vorab gezeigt, wie die Macher DJ Robin und Schürze an der niederländischen Version arbeiten: "‘k Heb en bordeel. En me liefje die heet Layla. Zij is mooier, jonger, geiler“, liest sich die "Dutch Version". Sie wollen mit dem Song nun auch international durchstarten und die Debatte für sich und ihre Vermarktung nutzen. "Die Diskussion ist jetzt angestoßen und am Ende wird die Mehrheit entscheiden", sagen sie.

Regula Stämpfli ist Schweizer Politikwissenschaftlerin und wird im Untertitel als Feministin bezeichnet. Stämpfli spricht in der Debatte von einer "Klickmaschine" und wirft den Machern vor "ganz gezielt einen Skandal produziert zu haben": Es sei ein "kalkulierter Skandal" und ein "genialer Werbe-Gag".

"Layla"-Produzent Ikke Hüftgold: Es gab "deutlich direktere Texte" in den letzten Jahren

Ikke Hüftgold verteidigt sich und sagt: "Es war nicht unsere Idee dahinter, absolut null, aber es ist jetzt so, wie es ist. Wir persönlich beleidigen dadurch niemanden." Und 39 Prozent der Hörer seien ja schließlich Frauen. "Uns verwundert die komplette Debatte, weil sie in unseren Augen zu einem komplett surrealen Zeitpunkt kommt. Wir haben in den letzten Jahrzehnten deutlich direktere Texte gehabt mit Körperteilen und mit Alkohol und allem drum herum." Udo Jürgens habe vor 40 Jahren schon "17 Jahr, blondes Haar" gesungen. "Da hätte man auch die Frage stellen können: Ist das moralisch vertretbar?", fragt Ikke Hüftgold. "Wir führen diese Debatte gern und ich glaube, wir gehen auch alle relativ reflektiert mit dem Thema um. Für ihn ist der Song vor allem ein "kleines Wunder": "Das gab's im Partyschlager noch nie. Wir waren ja immer die belächelte Nische".  Ihm würden inzwischen aber auch Mütter schreiben, deren Kinder Layla heißen.

"Wir sind ja auch keine Idioten. Schürze und DJ Robin sind verantwortlich für diesen Text und das sind junge, ganz anständige Kerle mit zwei tollen Freundinnen und Familie. Ich selbst hab' auch Kinder und wir schauen über den Tellerrand hinaus. Aber ich erklär' Ihnen mal eins, was den Ballermann und unsere Musikkultur ausmacht: Es sind gerade die Frauen, die die Musik feiern. Wir machen seit 20, 30 Jahren genau diese Texte und wenn die Frauen, die mit an den Ballermann fahren, wenn die das scheiße fänden, dann stünden wir allein da."

Stämpfli erwidert: "Die Mehrheit hat nicht immer Recht." Frauen seien das radikal angepasste Geschlecht: "Wenn etwas hip ist, machen Frauen mit." Es zeigt sich, wie aufgeladen die Debatte inzwischen ist. 

Kabarettist Serdar Somuncu schaltet sich auch ein und nennt krassere Beispiele aus der jüngeren Musikgeschichte wie etwa den Song "Dicke Titten" von Rammstein. Er fragt: "Wo fängt's an, wo hört's auf? Wir können ja wirklich über Sexismus reden. Ich glaube aber, es bringt den Frauen nichts, die Opfer von Sexismus sind, indem wir Schlager verbieten." Er rege sich eher darüber auf, warum es denn der typisch türkische Name Layla sein musste. Er greift auch Stämpfli an: "Das ist total kontraproduktiv, was Sie machen."

"stern TV am Sonntag": Alena Gerber findet "Layla"-Text "drüber" – aber fühlt sich nicht belästigt

"Ich steh' grad auf, es reicht", ruft Stämpfli da aus und ist empört. Der Moderator versucht, zu beschwichtigen und fragt die andere Frau in der Runde nach ihrer Meinung: Unternehmerin und Model Alena Gerber. Sie finde das Lied doof und sagt: "Naja, der Text ist ziemlich drüber." Ob sie sich belästigt fühle, will der Moderator wissen: Nein, sagt sie. Und zeigt Verständnis für die Feiernden: "Nach zwei Jahren Pandemie sind die Leute glücklich, wieder ausgelassen feiern zu dürfen, hier im Studio haben auch alle mitgewippt. Das Lied erfüllt seinen Zweck. Verbote machen das ganze nur spannender für eine jugendliche Generation." Sie trifft mit der Aussage vielleicht genau den Punkt, wieso der Song zuletzt noch häufiger angehört wurde als ohnehin schon. 

Parallel zur Sendung sollte gevotet werden von den Zuschauern: "Sollte 'Layla' nicht mehr gespielt werden?", heißt die Frage und am Ende der Sendung wird aufgelöst. 96,55 Prozent der Zuschauer haben für "Nein" gestimmt, die doppelte Verneinung heißt in diesem Fall: Ja. Die Mehrheit ist dafür, dass der Song weiter gespielt wird. Und das zeichnete sich auch in der Debatte ab.

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