Robin auf dem roten Teppich Cannes holt Sherwood Forest nach Frankreich

Ridley Scotts "Robin Hood" wird heute das 63. Filmfestival in Cannes eröffnen. Russell Crowe und Cate Blanchett übernehmen die Hauptrollen im Action-Epos. Regisseur Ridley Scott wird der Premiere allerdings nicht beiwohnen können. Er habe sich nicht so schnell wie erwartet von einer Knieoperation erholt.

Ridley Scott will ganze Welten erschaffen. Das hat er schon 1979 in dem Horrorschocker "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" bewiesen, in "Blade Runner" (1982) und in "Gladiator" (2000) sowieso. Nun hat sich der Regisseur den Klassiker unter den englischen Heldensagen vorgenommen: Robin Hood.Und natürlich erzählt er nicht die schon hundertfach erzählte Geschichte.

Er setzt vor der bekannten Heldensage ein und präsentiert einen rebellischen Mann, der mehr will als mit Pfeil und Bogen durch die Wälder zu reiten. Am diesem Donnerstag kommt der epische Action-Film in die deutschen Kinos, direkt nach seiner Uraufführung als Eröffnungsfilm des Festivals in Cannes.

Im Jahr 1199 kämpft Robin Hood ("Gladiator" Russel Crowe) als draufgängerischer Kreuzritter an der Seite von Richard Löwenherz in Frankreich gegen die Franzosen. Doch nach einer ruhelosen Kindheit und Jahren der Entbehrung will Robin Hood, der trotz des Titels in dem Film Robin Longstride heißt, zurück in seine Heimat England.

Er verlässt die Kreuzritter. Sein Weg führt ihn nach Nottingham, wo er nicht nur auf Lady Marianne (Cate Blanchett) trifft, sondern auch auf ein völlig verarmtes und von Korruption gebeuteltes Volk.

Ridley Scotts "Robin Hood" ist kein Rächer Strumpfhosen, der durch Sherwood Forest reitet und von den Reichen ein paar Münzen nimmt, um sie den Armen zu geben. Scotts Held hat eine größere, bedeutendere Mission: Er will dem Volk Freiheit bringen und es vor der Willkür der Herrscher retten. Also kämpft er für die Magna Carta, für den Freibrief, mit dem 1215 erst der englische Adel und dann auch das Volk mehr Rechte bekam. Auf dem Weg entdeckt er auch seine eigenen Wurzeln, starb sein Vater doch für die Gerechtigkeit, als er vor den Augen seines damals fünfjährigen Sohns getötet wurde.

Das ist kein leichter Stoff. Ridley Scott versucht allzu präzise, die historischen und politischen Umstände des 12. und 13. Jahrhunderts in England zu ergründen. Mit einem einfachen Heldenepos, das historisch sowieso nicht eindeutig zu belegen ist, will sich der 72 Jahre alte Regisseur nicht zufriedengeben.

Ohne fundiertes Geschichtswissen kann man der Story kaum wirklich folgen - aber vieles geht ohnehin unter dem martialischen Gemetzel eines kraftstrotzenden Robin Hood und den schwelgerischen Kampfszenen unter. Fein choreografierte und brutale Schlachten und ein muskelbepackter, draufgängerischer Russell Crowe als Robin lassen dabei sehr an den römischen Feldherren aus Scotts Oscar-Film "Gladiator" denken.

Auch die Liebesgeschichte zwischen Robin und Lady Marianne kommt nur schwer in Fahrt - auch wenn Cate Blanchett eine durchaus charmante, wenig damenhafte Lady spielt. Stattdessen verkörpert sie eine geradezu emanzipierte Frau, die am Ende in Kampfmontur ihrem Robin Hood zur Seite steht. Jeanne d'Arc lässt grüßen. Im finalen Gemetzel liegt sich das Paar irgendwann in dem vom blutgefärbten Wasser an der südenglischen Küste in den Armen. Eingefleischte Robin- Hood-Fans verstehen die Welt da längst schon nicht mehr.

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Britta Schmeis, DPA

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