In seiner Wahlheimat Los Angeles schätzt man sein markantes Gesicht und seinen deutschen Akzent. Immer wieder steht Jürgen Prochnow als Bösewicht, Schurke und Nazi in Hollywood vor der Kamera. Er ist einer der wenigen deutschen Schauspieler, die in der »Traumfabrik« Fuß fassen konnten, auch wenn seine Rollen häufig auf »fiese« Typen beschränkt sind. Prochnow, der am 10. Juni seinen 60. Geburtstag feiert, wirkte in über 70 Filmen an der Seite von Stars wie Eddie Murphy, Marlon Brando und Sylvester Stallone mit.
Seinen Wohnsitz hat der Schauspieler längst von München nach Hollywood verlegt. In die Welt des Films und der Bühne flüchtete er sich bereits im Alter von 14 Jahren. Die Schule in Düsseldorf verließ er vor dem Abitur, auf Wunsch der Eltern absolvierte er eine Banklehre. Das Theater, wo er nebenbei als Laiendarsteller und Beleuchter arbeitete, war sein Zufluchtsort.
Eine Rolle in einem Fernsehkrimi sollte das Leben des Schauspielers verändern. 1973 wurde er von dem Regisseur Wolfgang Petersen für die Tatort-Episode »Jagdrevier« engagiert. Drei Jahre später schrieben sie mit dem Liebesdrama »Die Konsequenz« Filmgeschichte. Prochnow spielte darin einen Homosexuellen - damals Grund genug für den Bayrischen Rundfunk, sich aus dem Programm auszublenden.
1981 gelang beiden der internationale Durchbruch. Petersen gab Prochnow die Rolle des strengen, aber menschlichen U-Boot-Kapitäns in dem Film »Das Boot«. »Ich hatte unglaublich Glück, die Hauptrolle in einem Film zu spielen, der unglaubliches Aufsehen in Amerika erregte. Ich bekam Angebote von US-Produzenten, weil die dachten, den können wir einsetzten und gebrauchen«, meinte Prochnow später einmal. Seit dem Welterfolg des Film ist er in Hollywood Stammgast. In David Lynchs »Wüstenplanet« (1984) spielte er einen ritterlichen Fürsten, in »Beverly Hills Cop II«(1986) an der Seite von Eddy Murphy einen Waffenhändler und in Sylvester Stallones Actionstreifen »Jugde Dredd« (1994) einen korrupten Richter.
In dem Film »Der englische Patient« (1996) stellte Prochnow einen brutalen Nazi-Offizier dar und 1997, wieder unter der Regie von Wolfgang Petersen, einen russischen Rebellen in »Airforce One«. Zwar kehrt er gelegentlich für Theater- und Fernsehauftritte nach Deutschland zurück, doch beschwert sich der Schauspieler seit langem über den Mangel an guten Rollen in seiner Heimat.
Barbara Munker, dpa