Zum 80. von Armin Mueller-Stahl Ein Gespräch über die Deutsche Einheit

Auf den Mattscheiben der DDR-Bürger war Armin Mueller-Stahl allgegenwärtig. Doch dann entschied sich der erfolgreiche Schauspieler zu einem gewagten Einschnitt - und machte 1980 rüber.

Armin Mueller-Stahl war der große Publikumsliebling der DDR. Von 1952 an avancierte er zum bekanntesten und beliebtesten Schauspieler Ostdeutschlands, bis er 1980 enttäuscht in den Westen ging. Zu seinem 80. Geburtstag an diesem Freitag sagt er in einem Gespräch, wie er das Zusammenwachsen von Ost und West inzwischen sieht.

Kann man nach 20 Jahren wirklich von Deutscher Einheit sprechen?

Mueller-Stahl:

"Ich war nie skeptisch, dass das Zusammenwachsen gelingt, aber es dauert seine Zeit. Anfangs hat die Aufarbeitung nicht geklappt. Die DDR-Bevölkerung stand unter einem Stigma, und im Westen gab es Arroganz und Überheblichkeit. Aber man kann Menschen, die 40 Jahre gut und fleißig gearbeitet haben, nicht einreden, dass alles umsonst war. Doch das wächst sich nun allmählich aus, weil auch von drüben gute Leute kommen. Selbst die Kanzlerin kommt ja aus dem Osten. Und inzwischen haben wir eine neue Generation."

Sie sind selbst von einem Freund bespitzelt worden. Schmerzt Sie das noch?

Mueller-Stahl:

"Dass ein Freund das getan hat, ist das Problem des Freundes und nicht meins. Ich habe zu ihm gesagt: Wenn eine Sauerei in unserer langen Freundschaft anstand, ist es mir lieber, du hast sie begangen und nicht ich. Heute könnte ich mich mit ihm treffen und müsste noch nicht einmal über die Sache reden. Das ist vorbei. Man kann nicht immer zurückdenken. Ich schaue lieber nach vorn."

Hat Ihr zwischenzeitlicher Wechsel nach Hollywood auch mit der DDR-Geschichte zu tun?

Mueller-Stahl:

"Ja, ich bin von dem einen kleinen Deutschland über das andere kleine Deutschland hinweggeflogen. Die beiden traten ja auf wie in meinem Lied von Spinne und Floh. Und ich hatte keine Lust, mich in diese Querelen mit einzubringen. Mittlerweile bin ich aber mehr in Deutschland als in den USA, weil es hier mehr Ausstellungen von mir gibt. Denn ich bin inzwischen ein Maler, der auch schauspielert und nicht mehr ein Schauspieler, der auch malt. Ich hätte nicht gedacht, dass mir Deutschland eine zweite Begabung zugesteht."

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Nada Weigelt, DPA

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