Mit jeder neuen Staffel "Germany's Next Topmodel" werden dieselben Nörglerinnen laut. Die Show sei Quatsch, heißt es dann. Hanebüchene Challenges, inszenierter Zickenkrieg und am Ende kommt nicht mal ein richtiges Model raus.
Der Fundamentalkritik liegt ein Missverständnis zugrunde. Denn Heidi Klum sucht ja gar keine Models. Natürlich nicht. Sie betreibt vielmehr ein ausgeklügeltes Assessment-Center für einen der beliebtesten Jobs der Zukunft: mittelgroße Influencerin. Die Kandidatinnen – und neuerdings Kandidaten – wissen das sehr genau. An Kränen baumeln, unter Wasser knutschen und den Mund nicht verziehen, wenn Kakerlaken über die Arme krabbeln, das bereitet auf ein Leben im Internet vor. Dass Heidi Klum immer noch am Wort "Model" festhält, ist natürlich falsch. In etwa so, als würde man Personal für einen o2-Shop suchen, aber die Stellenanzeige mit "Telefonistinnen" überschreiben.
Von wegen "Modelmama"
Die Branche namens "Creator Economy" ist hart und wettbewerbsintensiv. Und der Markt an Menschen, die vor der iPhone-Kamera zocken, reisen und sich schminken, in Deutschland eigentlich gesättigt, laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft jedenfalls. Träumen darf man aber trotzdem. In einer Umfrage der Hochschule Göttingen wollte die Hälfte von 640 befragten Abiturientinnen und Abiturienten Influencer werden. Und 70 Prozent der Eltern wussten nicht einmal etwas von den Berufsplänen ihrer Kinder. Von denen, die es wussten, hielten 60 Prozent nichts davon. Unterstützung geht anders.