Karneval trotz Krieg "Die blöden Kölner, die merken wieder gar nichts": Die Jecken müssen Putin jetzt eine starke Antwort geben

Eine Närrin geht am Donnerstag in Köln mit einer Tasche mit der Aufschrift "Nie wieder Krieg" über die Domplatte.
Eine Närrin geht am Donnerstag in Köln mit einer Tasche mit der Aufschrift "Nie wieder Krieg" über die Domplatte.
© Oliver Berg / DPA
In Köln wird Karneval gefeiert. Trotz Krieg in der Ukraine. Eine richtige Entscheidung? Nur, wenn die Jecken ihren Karneval zum Symbol für Frieden und Freiheit machen. 

Kann, soll und dürfen Menschen Karneval feiern, während in Europa ein Krieg ausbricht? Die Kölner haben diese Frage am Donnerstag mit ja beantwortet. In der Innenstadt rund um den Heumarkt haben sich an Weiberfastnacht tausende von Jecken zum Schunkeln getroffen. Wochenlang stand der Straßenkarneval wegen Corona auf der Kippe, mit strengen Auflagen durfte er dann doch stattfinden. Auch in Mainz und Düsseldorf wurde gefeiert. In der Nacht überrumpelte Putin die Welt mit einem Krieg in der Ukraine und stellt die Feiernden vor ein Dilemma. Muss der Karneval abgesagt werden?

Für den Straßenkarneval am Donnerstag wäre eine Absage vermutlich zu kurzfristig gekommen. Viele waren in den Morgenstunden bereits auf den Straßen unterwegs. Doch wie es in den kommenden Tagen weitergehen soll, ist fraglich. In Europa herrscht Krieg. Während in der Ukraine Menschen sterben, hält das Kölner Festkomitee bislang an den geplanten Karnevalsaktivitäten fest. Am Montag ist ein Rosenmontagszug geplant, der wegen Corona im Rheinenergiestadion stattfinden soll.

"Dass in diesem Jahr neben der Coronapandemie uns ein solch schreckliches Ereignis trifft, ist dramatisch", sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Fernsehsender WDR im Hinblick auf den Einmarsch Russlands. Dann macht sie es sich allerdings denkbar einfach. Alle städtischen Veranstaltungen seien wegen Corona ohnehin abgesagt, alle anderen geplanten Events lägen in der Hand des Festkomitees oder von Vereinen. Damit wälzt sie die Verantwortung ab. "Im Rahmen des Karnevals kann ein Zeichen der Solidarität gesetzt werden", sagt Reker im Hinblick auf die Ukraine. Ein Satz, der diesen Karneval retten kann.

Der Karneval muss Putin die Stirn bieten

"Wir lassen uns nicht die Grenzen des Frohsinns bestimmen von Menschen, die Freiheit und Frieden bekämpfen", drückte es Björn Braun, Jungfrau im Kölner Dreigestirn, in seiner Rede am Donnerstagmittag am Kölner Heumarkt aus. Stephan Brings, Bandmitglied der Karnevalsband Brings, sagte dem "Kölner-Stadt-Anzeiger": "Das ist ganz schwierig jetzt. Weil alle Bilder aus Köln jetzt auch wieder nach dem Motto interpretiert werden: Die blöden Kölner, die merken wieder gar nichts."

Etwa 250 Menschen feiern bei einer Veranstaltung unter dem Moto "Humba Tätärä" in einem Hotel in Köln Karneval
Etwa 250 Menschen feiern, nach Angaben des Veranstalters, bei einer Veranstaltung unter dem Moto "Humba Tätärä" in einem Hotel in Köln Karneval
© Henning Kaiser / DPA
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Der Kölner Karneval muss in den kommenden Tagen zum Symbol für Frieden und Freiheit in Europa werden. Nur so lassen sich am Rosenmontag Bilder von schunkelnden Menschenmassen im Kölner Stadion erklären. Das Festkomitee wird sich einen Weg überlegen müssen, diese Symbolik in jedem Bild zu transportieren. Und sei es durch Ukraine-Flaggen an jedem Festwagen. Auch für die Wagenbauer wird es jetzt anstrengend. Sie müssen die aktuellen Ereignisse kurzfristig aufgreifen, um glaubwürdig zu bleiben. Das gilt auch für Veranstaltungen in anderen Karnevalshochburgen. Nur ein starkes Zeichen kann diesen Karneval retten. Das gilt für alle Jecken. Der Karneval muss Putin die Stirn bieten. Sonst bleibt nur die Absage.

Update um 14.15 Uhr: Am Nachmittag gab das Kölner Festkomitee bekannt, dass der Rosenmontagszug abgesagt ist. Stattdessen werde man eine Friedensdemonstration mit Persiflagewagen auf Plätzen in der Kölner Innenstadt organisieren, sagte ein Sprecher des Festkomitees.

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