Antisemitismus-Debatte in Frankreich Umstrittener Komiker will sich Auftrittsverbot widersetzen

Mit dem Quenelle-Gruß schuf der französische Komiker Dieudonné eine umstrittene Geste. Er versteht sie als Systemkritik, für andere ist es Nazi-Symbolik. Jetzt soll er nicht mehr auftreten dürfen.

Der wegen antisemitischer Äußerungen umstrittene Komiker Dieudonné will im Ringen mit der französischen Justiz nicht nachgeben. Er werde am Samstag trotz eines polizeilichen Verbots in Paris auftreten, kündigte der 47-Jährige auf seiner Facebook-Seite an. Allerdings wolle er dabei nicht sein scharf kritisiertes Programm "Le Mur" aufführen. Gleichzeitig wollen die Anwälte des Komikers weiter juristisch gegen die Auftrittsverbote vorgehen.

Die geplanten Auftritte Dieudonnés führten bereits zu einer Reihe juristischer Auseinandersetzungen und erbitterten Debatten. Der Polizeipräsident von Paris hat die für Samstag, Sonntag, Montag und Mittwoch geplanten Auftritte in der Hauptstadt untersagt. Auch in anderen Städten verhängten Gerichte ein Verbot. Dieudonnés Anwälte kündigten am Samstag an, auch gegen die jüngsten Gerichtsentscheidungen Beschwerde einzulegen. Zuvor waren sie zweimal in höchster Instanz gescheitert.

Gleichzeitig erklärte einer seiner Anwälte, Dieudonné werde sein umstrittenes Programm "Le Mur" ("Die Mauer"), das Kritiker als judenfeindlich einstufen, nicht mehr aufführen. Stattdessen werde der Komiker ein neues Bühnenprogramm mit dem Namen "Asu Zoa" präsentieren. Dieses speise sich aus "überlieferten Mythen und primitivem Volksglauben", erklärte Dieudonné in einer Videobotschaft. Seine Fans rief er zum Kauf seiner DVD auf: "Je mehr ist seid, desto länger kann ich meinen Kampf fortsetzen."

Rechtsextremisten und Holocaust-Leugner

In dem Video warf er außerdem Innenminister Manuel Valls vor, ihm "den Krieg erklärt" zu haben. Die Debatte um den bereits mehrfach wegen antisemitischer Äußerungen verurteilten Komiker schlug in Frankreich in den vergangenen Tagen hohe Wellen. Valls hat den örtlichen Behörden empfohlen, die Auftritte Dieudonnés zu verbieten. Er sieht in den Auftritten keine humoristischen Veranstaltungen, sondern politische Versammlungen, bei denen der Komiker antisemitische und rassistische Parolen verbreite.

Dieudonné, der Kontakte zu Rechtsextremisten und Holocaust-Leugnern unterhält, ist unter anderem für den sogenannten Quenelle-Gruß bekannt, der an den Hitler-Gruß erinnert, von Dieudonné aber als systemkritische Geste dargestellt wird.

AFP
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