Der Journalistinnenbund (jb) will die "Emma"-Karikaturistin Franziska Becker für ihr Lebenswerk auszeichnen. Der Journalistinnenbund ist nach eigenen Angaben ein bundesweites Netzwerk für Frauen, das sich für engagierten Qualitätsjournalismus, Menschen- sowie Frauenrechte einsetzt. Der Journalistinnenbund hatte am vergangenen Freitag bekanntgegeben, Becker mit der Hedwig-Dohm-Urkunde ehren zu wollen. Zur Begründung hieß es, die Karikaturistin sei eine der profiliertesten, journalistisch-feministisch engagierten und erfolgreichen Persönlichkeiten, die seit Jahrzehnten spitzfedrig und scharfzüngig das Mit-, Für- und Gegeneinander von Frauen und Männern genüsslich in Szene zu setzen wisse. Doch auf Twitter hagelte es umgehend Kritik. Twitternutzer bemängelten unter anderem, Cartoons der Zeichnerin seien islamfeindlich und rassistisch. Die Journalistin Sibel Schick findet klare Worte.
Auch andere Journalisten reagieren auf die Auswahl der Journalistinnenbund-Jury. Jakob Augstein twittert: "Für mich sieht das so aus, als könne es auch in der Jungen Freiheit stehen ..." Theresa Bücker, Chefredakteurin von "Edition F“, kommentiert: "Puh. Ich hab gerade noch ein paar mehr Sachen von ihr angeschaut, da wird einem ja schwindelig, so offen rassistisch insbesondere gegenüber kopftuchtragenden Frauen sind die."
Journalistinnenbund reagiert auf Twitter
Am Dienstag reagierte der Journalistinnenbund auf die Kritik, ebenfalls bei Twitter.
Die Journalistinnenbund-Vorsitzende, Rebecca Beerheide, teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit, dass die Preisverleihung am Samstag wie geplant im Rahmen der jb-Medienpreis-Gala in Berlin stattfinden werde. "Von dem Jury-Votum weichen wir nicht ab." Im Deutschlandfunk sprach Beerheide über die aktuelle Kritik. "Diese Cartoons sind natürlich wirklich von der schwierigen Sorte." Zu den drei Karikaturen, die von Sibel Schick kritisiert wurden, sagte sie: "Diese drei Karikaturen sind schon in irgendeiner Weise islamkritisch, und sie gefallen mir auch nicht hundertprozentig."
Becker publiziert seit Jahren regelmäßig in der "Emma"
Die in Mannheim geborene Künstlerin Franziska Becker, 69, lebt in Köln. Nach Angaben des Journalistinnenbundes gestaltete sie schon als Studentin in der Zeit ab 1969 Protestplakate, seit 1977 veröffentlichte sie regelmäßig in der feministischen Frauenzeitschrift "Emma", danach unter anderem im Satiremagazin "Titanic" und im stern (einen Comic im Jahr 1984). 2012 wurde Becker mit dem Satirepreis Göttinger Elch ausgezeichnet.
Im vergangenen Jahr hatte Mercedes Riederer die Hedwig-Dohm-Urkunde erhalten. Sie leitete als erste Frau die Deutsche Journalisten Schule in München und war anschließend Chefredakteurin Hörfunk beim Bayerischen Rundfunk.
Quelle: Deutschlandfunk Kultur