Fünf ausverkaufte Kinosäle, Standing Ovations und ein Kommissar, der vor seiner Kollegin niederkniet: So verabschiedete Münster am Dienstagabend eine echte Krimi-Legende. Mechthild Großmann (76) feierte im Cineplex die Premiere ihres (wahrscheinlich) allerletzten Falls als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm in einem "Tatort".
Nach 23 Jahren und 48 Folgen endet damit eine Ära beim beliebtesten deutschen Fernsehkrimi. Millionen Zuschauer sahen die kettenrauchende Staatsanwältin mit der unverwechselbaren Reibeisenstimme regelmäßig seit 2002 ermitteln. Am 7. Dezember um 20:15 Uhr zeigt das Erste "Die Erfindung des Rades" - Großmanns Abschiedsvorstellung.
Fast das komplette Team kam nach Münster
Zur Premiere reisten nahezu alle Stars des Münster-"Tatorts" an. Axel Prahl (65), Claus Dieter Clausnitzer (86), Björn Meyer (36) und ChrisTine Urspruch (55) wollten sich diesen besonderen Abend nicht entgehen lassen. Einzig Jan Josef Liefers (61) fehlte - er hatte zeitgleich eine Lesung mit seiner Frau Anna Loos (55) in Erfurt.
Bevor der neue Fall über die Leinwand flimmerte, zeigte das Produktionsteam einen eigens für diesen Anlass zusammengestellten Vorfilm mit legendären Auftritten von Großmann als Staatsanwältin Klemm, wie unter anderem das Portal "Alles Münster" berichtet. Am Ende gab es demnach Standing Ovations vom Publikum.
Prahl von eigenen Emotionen überrascht
Den bewegendsten Moment des Abends lieferte Prahl. Hauptkommissar Frank Thiel ging vor seiner langjährigen Kollegin auf die Knie und bedankte sich für all die gemeinsamen Jahre vor der Kamera. Er gestand später, in diesem Moment von seinen eigenen Emotionen überrascht gewesen zu sein - und umarmte Großmann lieber, als lange zu reden. "Sie hat eine Grandezza, die muss man erstmal finden", schwärmte Prahl laut WDR über die Schauspielerin.
Warum sie nach über zwei Jahrzehnten aufhört? Dem WDR sagte Großmann knapp: "Ich werde diesen Monat 77, ganz einfach, das ist meine Antwort darauf." Vom Ruhestand will die Schauspielerin allerdings nichts wissen. Der "Bild"-Zeitung verriet sie ihre weiteren Pläne: Puschkin-Lesungen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, spanische Musik und Texte von Don Quichotte. "In Dresden werde ich Alan Bennett in der Komödie lesen, und, und, und. Ich freue mich auf ganz viel Literatur und Theater", so Großmann.
Ein würdevoller Abgang - ohne Filmtod
Bei der Drehbuchgestaltung wurde Großmann im Übrigen nach ihren Wünschen gefragt. Ob sie mit einem Filmtod aussteigen wolle? "Nee, das ist mir zu nahe dran", winkte die 76-Jährige ab. Stattdessen verabschiedet sich Wilhelmine Klemm auf ihre ganz eigene Art: im roten Kleid, mit Champagner und tanzend. Am Ende verlässt sie Münster mit einer alten Liebe in einem VW-Bus aus gemeinsamen Hippie-Jahren.
Eine Rückkehr ist übrigens nicht völlig ausgeschlossen. "Sie hat angeboten, dass sie sich unter gewissen Umständen vorstellen könnte, mal als Überraschungsgast wieder dabei zu sein", verriet Axel Prahl. "Das fänd ich großartig!" Bis dahin übernimmt Lou Strenger (33) als Staatsanwältin Nikola König.