Bratpfannen werfen, alte Schallplatten oder Äste, zur Not mit der Schüppe auf den Kopp hauen – nichts wollte helfen, als die Helden im Filmklassiker "Shaun of the Dead" versuchten, einen Zombie im Garten zu erledigen. Der Untote stand einfach immer wieder auf, um sein Unheil zu treiben.
Wieso erzähle ich das, da ich doch eigentlich über Donald Trump schreiben wollte? Nun denn.
2024 sind vier Milliarden Menschen zur Wahl aufgerufen, und auch, wenn man es aufgrund der medialen Aufmerksamkeit annehmen könnte: Das sind nicht kumuliert die Einwohner von Sachsen, Brandenburg und Thüringen. Auch bei der Europawahl sowie in Taiwan und in Russland sind die Leute angehalten, an die Urnen zu gehen. Im Reiche Putins hat so mancher im Wahlkampf sogar die Chance, gleich in die Urne zu gehen. Gut, okay: Die russischen Präsidentenwahlen versprechen so viel Spannung wie die letzten zehn Jahre Bundesliga.
Micky Beisenherz: Sorry, ich bin privat hier
Mein Name ist Micky Beisenherz. In Castrop-Rauxel bin ich Weltstar. Woanders muss ich alles selbst bezahlen. Ich bin ein multimedialer (Ein-)gemischtwarenladen. Autor (Extra3, Dschungelcamp), Moderator (ZDF, NDR, ProSieben, ntv), Podcast-Host ("Apokalypse und Filterkaffee"), Gelegenheitskarikaturist. Es gibt Dinge, die mir auffallen. Mich teilweise sogar aufregen. Und da ständig die Impulskontrolle klemmt, müssen sie wohl raus. Mein religiöses Symbol ist das Fadenkreuz. Die Rasierklinge ist mein Dancefloor. Und soeben juckt es wieder in den Füßen.
Man möchte fast dankbar sein, dass der Ausgang der US-Wahlen noch echte Spannung bietet. Wenngleich das Kandidatenfeld einen wackeldackelesk kopfschüttelnd zurücklässt. Erstaunlich, dass das führende Land, der Innovationstreiber des freien Westens nichts Frischeres aufzubieten hat als zwei Herren jenseits der "Tena Men"-Grenze. Wenn Inkontinenz auf Renitenz trifft.
Da streiten sich ein 81-Jähriger und ein 77-Jähriger auf garstige Art und Weise, die man sonst nur erlebt, wenn es darum geht, die Fernbedienung für den ZDF-Fernsehgarten zu erobern. Dabei ist Joe Biden bis auf sein Alter nicht viel vorzuwerfen. Er macht denkbar seriöse Politik, scheint in außenpolitischen Fragen stabil und führungsstark. Allein, was hilft es, wenn ab einem gewissen Punkt das Geburtsjahr alle anderen Fakten überwiegt und nicht wenige auf den Wahlkampf blicken, als warteten sie auf die "Nackte Kanone 44 ¼".
Die Demokraten stolpern sehenden Auges in ein Desaster
Der Plan von 2020, mit Kamala Harris ein politisches Reserverad ins Rennen zu schicken, darf eingedenk ihrer Nicht-Performance als gescheitert gelten. So stolpern die Demokraten sehenden Auges ins lange ignorierte Desaster. Dieses ist heute wie damals laut, orange und eher von Cheeseburgern totzukriegen als von Stimmzetteln. Der Ex-Präsident wirkt so populär, dass er nicht einmal an den TV-Duellen republikanischer Kandidaten teilnimmt, sondern lieber woanders solo auftritt. Wer geht schon zu Take That in der Stadthalle, wenn nebenan Robbie Williams im Stadion ist?
Trumpzilla stapft wieder unheilvoll auf ein politisches Dorf namens Washington zu. Genau wie seine Fans, die sich bei den Vorwahlen in Iowa nicht einmal durch Schneestürme davon abhalten ließen, ihren Kandidaten zu küren. Nicht jedes Mittel, ihn dabei aufzuhalten, scheint clever. Dass die Gerichte in Maine und Colorado Trump wegen seiner Rolle beim Kapitolsturm am 6. Januar 2021 für die Vorwahlen von der Karte nehmen, erinnert an das zuvorderst von der SPD angestrebte AfD-Verbot. Es dürfte hier wie da den Anhängern und Sympathisanten der Extremisten vorkommen wie ein unlauteres "Moving the Goalposts": Wenn du das Spiel nicht gewinnen kannst, machst du dein Tor kleiner. Du kannst vielleicht eine Partei verbieten oder einen Kandidaten, nur leider kein Gefühl.
Solange dieses bedeutet, dass die Ablehnung des Bestehenden größer ist als der Zweifel an der Aufrichtigkeit der Herausforderer, wird das alles nichts. So lässt sich weder Trump besiegen noch Höckes Faschistenpolonaise. Die immer gleichen Reden, wie antidemokratisch und verfassungsfeindlich die Extremistenparteien doch sind, wirken wie das fliegende Vinyl im Garten von "Shaun of the Dead": alte Platten, die niemanden mehr umhauen.