"Blue Man Group" Applaus und Irritationen bei der Vorpremiere

Mit ihrer Berliner Show im Theater am Potsdamer Platz, der ersten außerhalb der USA, will die "Blue Man Group" jetzt auch Europa erobern. Bei der Vorpremiere war der Saal bereits vollständig gefüllt.

Ihr steiler Aufstieg könnte in Hollywood entworfen sein. Aus einem winzigen New Yorker Off-Theater kämpfen sich drei Performance-Künstler bis in eines der größten Theater in Las Vegas. Sie ziehen Millionen Zuschauer an, werben auf riesigen Plakaten für den Chip-Hersteller Intel und platzieren ihre CDs in den Charts. Mit ihrer Berliner Show im Theater am Potsdamer Platz, der ersten außerhalb der USA, will die "Blue Man Group" von Sonntag an auch Europa erobern. Das Theater war bei der Vorpremiere am Samstagabend bereits vollständig gefüllt.

Für einige Zuschauer beginnt der Stress schon vor Beginn der Show. Wenn "Blue Man Group" auftritt, müssen sich die Besucher in den vorderen Reihen in bereitliegende Plastikumhänge hüllen, um sich vor Farbspritzern und herumfliegenden Essensresten zu schützen. "Sollen wir nicht lieber nach hinten gehen", fragt eine Frau in der ersten Reihe ängstlich ihren Begleiter.

Blau geschminkte Männer

Die drei leuchtend blau geschminkten Männer geben sich von Beginn an alle Mühe, die Zuschauer nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Auf der Bühne präsentieren sie einen Wechsel von Rockmusik, Performance-Kunst und ständiger Interaktion mit dem Publikum, das in Berlin von Anfang an mitgeht. Obwohl die Aufführung improvisiert wirkt, ist jedes Detail geplant. Die Darsteller der deutschen "Blue Man Group" wurden aus zahlreichen Bewerbern ausgewählt und in monatelangen Proben in New York und Theater am Potsdamer Platz geschult.

Ohne zu sprechen entdecken sie ihre Umwelt, zu der auch die Besucher gehören. Eine junge Frau wird nach vorne geholt. Irritiert und unsicher sitzt sie anfangs neben den "Blue Man" auf einem Podium. Gegenseitig füttern sie sich mit "Twinkies", einem süßen amerikanischen Teig-Riegel. Zwischendurch wird ein großer, roter Wackelpudding mit einem Katapult ins Publikum geschossen. Die "Twinkies" quellen als Brei kurz darauf wieder aus Röhren aus den Bäuchen der "Blue Man" heraus. Auch die junge Frau verspritzt zu ihrer eigenen Überraschung aus einem umgehängten Beutel Brocken ins Publikum, das hin und her gerissen ist zwischen Begeisterung und Ekel.

Seit mehr als zehn Jahren in den USA erfolgreich

In den USA ist die Show seit mehr als zehn Jahren erfolgreich. Was in einem kleinen New Yorker Off-Theater begann, wird inzwischen auch in Boston, Chicago und Las Vegas aufgeführt. Die drei Erfinder der "Blue Man Group", die in den Anfangsjahren noch selber jeden Abend auf der Bühne standen, sind Gäste in den wichtigsten Talk-Shows des Landes. Prominente Hollywood-Schauspieler lassen sich auf die Bühne holen. Berlin ist nun der erste Versuch, das Konzept auch außerhalb der USA zu vermarkten.

Dabei ist die Aufführung für manche ältere Besucher gewöhnungsbedürftig. Laute Schlagzeugmusik begleitet immer wieder das Geschehen. Zwei Rockbands spielen in über der Bühne hängenden Kästen. Die "Blue Man" trommeln auf selbst gebauten Instrumenten. Dann wieder streifen sie durch den Zuschauerraum, untersuchen das Publikum und greifen sich einen Mann heraus. Er wird in einen weißen Overall gesteckt, mit Farbe beschmiert und als lebender Pinsel missbraucht - Parodien auf frühere Aktionskunst tauchen in dem Multi-Media-Spektakel immer wieder auf.

"Man weiß nicht, was man dazu sagen soll"

Zum Schluss ergießen sich endlose Papierschlangen von hinten über das Publikum. Die Besucher in den vorderen Reihen werden von einer weichen weißen Masse fast bedeckt. Der Abschlussapplaus ist lautstark und begeistert. Im Foyer sagt ein Mann: "Man kommt raus und weiß nicht, was man dazu sagen soll."

DPA
Andreas Rabenstein/DPA

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema