Grand Prix Schlager-Fans sorgen sich um ihre Show

Während die RTL-"Superstars" die täglichen Schlagzeilen dominieren, haben die Grand-Prix-Fans Angst, dass ihr Schlagerwettbewerb in dem Medienrummel untergehen könnte.

Bei Deutschlands Grand-Prix-Fans wächst die Sorge: Bis zur diesjährigen Vorentscheidung dauert es gerade noch zwei Wochen, und kaum jemand scheint sich so recht für den Wettbewerb am 7. März in der Kieler Ostseehalle zu interessieren. "Alle reden nur von 'Deutschland sucht den Superstar'", sagt Klaus Woryna, Präsident eines großen Grand-Prix-Fanclubs.

Neidvolle Blicke

Tatsächlich sind die Schlagzeilen, die sich in den vergangenen Jahren um das Outfit von Guildo Horn, Stefan Raabs "Wadde hadde dudde da" oder Michelles Dekolleté drehten, derzeit fast täglich der erfolgreichen RTL-Show gewidmet - von neidvollen Blicken der Grand-Prix-Gemeinde begleitet.

Vielversprechender Start

Dabei war der Start zum Grand-Prix-Countdown - zu dem diesmal gar fünf Zeitungen eigene Kandidaten ins Rennen geschickt haben - ganz "vielversprechend". Kaum hatte der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der die ARD-Show ausrichtet, im Januar die 15 Bewerber um das Ticket zum Eurovision Song Contest im lettischen Riga (24. Mai) vorgestellt, überschlugen sich die Medien.

Stoiber und das entblößte Hinterteil

Sänger Joachim Deutschland hatte den Fotografen sein entblößtes Hinterteil entgegengestreckt und war kurz darauf wegen eines Songs über Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber disqualifiziert worden. Aus Schlagerkreisen hagelte es Kritik vor allem daran, dass kein klassischer Schlager an den Start geht. Damals fürchtete kaum jemand den großen Schatten des "Superstars".

Bekannte Namen sind Mangelware

"Alles ist sehr viel ruhiger geworden in diesem Jahr", sagt Woryna, dessen Verein OGAE Germany (Organisation Générale des Amateurs de l'Eurovision) mit 450 Mitgliedern zu den größten Grand-Prix-Fanclubs Deutschland zählt. Ursachen dafür sieht der Rechtsanwalt aber auch beim Wettbewerb selbst, dem in diesem Jahr - mit Ausnahme von Kanzlerimitator Elmar Brandt - die bekannten Namen fehlen.

Zu viele Balladen

Auch nach dem ersten Hören der Beiträge hielt sich die Begeisterung des Grand-Prix-Fans in Grenzen: "Zu viele Balladen sind dabei, ein relativ einseitiges Angebot." Nicht verwunderlich sei es daher, dass auch bei seinen Vereinskollegen gerade die wenigen schnelleren Rhythmen hoch im Kurs stünden, meinte Woryna.

Auch bei der Abstimmung auf der NDR-Homepage führen bislang die aus dem Balladen-Angebot herausfallenden Beiträge: Ganz vorn rangiert der "Let's Get Happy"-Song von Ralph Siegels Schützling Lou, gefolgt vom neuen Kanzlerlied "Alles wird gut". Auf dem dritten Platz der Internet-Abstimmung folgt Sängerin Isgaard aus Husum, die auch für Michael Sonneck, Präsident des Eurovision Club Germany, zu den Favoriten zählt. "Mit ihrer klassischen Opernstimme bietet sie ganz etwas anderes. Wenn sie auf der Bühne auch gut wirkt, könnte das für eine Überraschung sorgen", meinte der 46- Jährige.

Enttäuschendes Angebot

Insgesamt war aber auch Sonneck enttäuscht vom diesjährigen Wettbewerbsangebot: "Die Lieder sind alle nicht schlecht, aber ein Überflieger ist nicht dabei." Es bleibe abzuwarten, wie die Künstler ihre Beiträge auf der Bühne präsentieren.

Kritik an Kanzlersong

Nicht so glücklich ist der Grand-Prix-Fan mit dem Kanzlersong. "Ein internationaler Wettbewerb ist das falsche Podium dafür, da das Publikum damit nichts anfangen kann. Würden es denn deutsche Zuschauer witzig finden, wenn ein Franzose mit einer Jacques-Chirac-Puppe auftreten und einen französischen Text singen würde?", fragt sich Sonneck. Doch selbst der Kanzlerimitator hat bislang kaum für Schlagzeilen gesorgt.

Grand-Prix-Veteran Ralph Siegel kann mit den ruhigeren Zeiten gut leben: "So lange die eine Sendung nicht die andere wegdrückt", denn das Finale der "Superstars" ist am 8. März, einen Tag nach der Grand-Prix-Qualifikation. "Das wäre ungerecht gegenüber den 14 Teilnehmern, die in Kiel an den Start gehen", meinte der 57-Jährige, der im vergangenen Jahr mit Corinna May international auf dem 21. Platz landete.

Es geht auch ohne Schlagzeilen

Und auch NDR-Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer gibt sich gelassen: "Eine bestimmte Art von Schlagzeilen fehlt uns ganz bestimmt nicht. Und spätestens, wenn in Kiel die ersten Proben beginnen, werden auch wir wieder Thema sein."

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