Zwei Alben, mehr brauchte es nicht, um Geschichte zu schreiben. Zwei Alben und Joy Division, diese düstere Post-Punk-Band von der britischen Insel, war ganz oben angekommen. Dass die Band noch heute, mehr als vier Jahrzehnte später, von Fans vergöttert wird, hat auch etwas mit dem tragischen Tod des Frontmannes zu tun. Der Mastermind der Truppe, Ian Curtis, verstarb im Mai 1980 mit nur 23 Jahren. Er hatte sich selbst das Leben genommen. Mit "CNN" haben seine ehemaligen Bandmitglieder Bernard Sumner und Stephen Morris nun über den Suizid des Sängers gesprochen – und darüber, warum sie die Anzeichen nicht erkannt haben.
"In den 70er Jahren gab es eine Art Stigma", erzählt Morris. Damals habe man nicht zugeben wollen, wenn es einem nicht gut ging. "Man war ein richtiger Macho, es war ein Zeichen von Schwäche, zu sagen, dass etwas mit einem nicht stimmt", sagt er. Das Bewusstsein für psychische Probleme sei damals nicht so groß gewesen wie heute. Ganz blind seien die Band-Mitglieder bezüglich Curtis' psychischer Probleme aber nicht gewesen. In den Wochen vor dessen Tod hätten sie versucht, ihn durch Musik zu "heilen" und zwei Songs gemeinsam geschrieben, darunter "Ceremony". Sie hätten ihm zeigen wollen, was für eine großartige Zukunft vor ihm liegt, so Sumner, "leider hat es nicht geklappt".
Die zwei Persönlichkeiten von Ian Curtis
Ian Curtis habe zwei Persönlichkeiten gehabt. "Da war der Ian, der mit uns abhing und viel lachte und jede Menge Spaß hatte", so Sumner. Und dann gab es den Ian, der sich in seinen Texten ausgedrückt habe. Diese beiden Personen, erzählt er, seien sehr unterschiedlich gewesen, hätten nichts miteinander zu tun gehabt. "Und das war verwirrend", erinnert er sich.
"Ians Texte waren großartig", sagt auch der ehemalige Schlagzeuger der Band, Stephen Morris. Sie hätten seine Zeilen damals als clever wahrgenommen, seien beeindruckt davon gewesen, wie sich Curtis in die Gedankenwelt anderer habe hineinversetzen können. Doch es waren eben nicht die Gedanken anderer. Ian Curtis litt an Epilepsie und Depressionen, betäubte sich mit Valium und Drogen. Nach seinem Tod hätten sie anders auf die Texte geschaut. "Man sieht sie sich an und denkt: 'Oh, es ging nur um ihn'", so Morris.
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Seit dem frühen Tod von Curtis setzen sich seine ehemaligen Band-Kollegen für die Schärfung des öffentlichen Bewusstseins bezüglich psychischer Erkrankungen ein. Zudem bemühen sie sich darum, dass mehr Geld in die Heilung solcher Krankheiten fließt – vor allem für die Gesundheit junger Menschen. Im Vereinigten Königreich sterben durchschnittlich 18 Männer unter 45 Jahren durch Suizid. Es ist die häufigsten Todesursache in dieser Altersgruppe.
Quelle: CNN, RollingStone
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
Für Kinder und Jugendliche steht auch die Nummer gegen Kummer von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr zur Verfügung - die Nummer lautet 116 111.