Aller Anfang ist schwer, aber dass er so schwer werden würde, damit hatte Georgie Grier nicht gerechnet. Niemand wollte ihr Stück sehen – naja, fast niemand. Eine einzige Person war am Donnerstag zur Vorstellung ihres Solo-Stücks beim Edinburgh-Fringe-Festival gekommen. Eine. Danach flossen bei der Schauspielerin bittere Tränen. Wie enttäuscht sie war, machte sie im Anschluss auf Twitter öffentlich: "Bei der Aufführung meines Eine-Frau-Stücks 'Sunset' beim #edfringe war heute nur eine Person im Publikum. Das ist in Ordnung, oder? Es ist in Ordnung .. ?" Dazu stellte sie ein Bild, das sie weinend zeigt. 24 Stunden später spielte sie vor ausverkauften Reihen – Social Media sei Dank.
Griers Kummer-Tweet war viral gegangen und hatte online heftige Wellen geschlagen. Inzwischen haben den Beitrag knapp elf Millionen Menschen gesehen. Tausende kommentierten, sendeten aufbauende Worte. Zu den Unterstützern gehörten auch echte Bühnen-Urgesteine. Darunter Schauspielkollege und Comedian Jason Manford, der sie mit einer Video-Botschaft tröstete. Manford berichtete von seinen eigenen niederschmetternden Erfahrungen bei dem Festival. Er sei dort vor knapp 20 Jahren aufgetreten, die ersten paar Shows seien regelrecht ins Wasser gefallen.
Aufmunternde Worte von Kollegen: "Das ist erst der Anfang"
"Die erste Woche, glaube ich, war einfach so eine Plackerei. Ich stand im Regen, verteilte Flyer und niemand kam", erzählte er davon, dass es normal sei, zu Beginn vor leeren Reihen zu spielen. Es sei völlig in Ordnung sich darüber aufzuregen, sauer zu sein. Er selbst habe sich gefragt, was er da eigentlich mache und das "totale Hochstaplersyndrom" bekommen. "Weißt du was, das ist erst der Anfang", meinte er.
Manford ist nicht der einzige, der Grier auf Social Media unterstützende Worte zukommen ließ. "Das ist uns allen passiert. Bald wird das nicht mehr als eine Anekdote sein", munterte der irische Komiker Dara Ó Briain sie auf. Er habe mehr als einmal seinem Publikum einen Drink spendieren müssen, als Dankeschön dafür, dass sie die einzigen Gäste waren. Das Beste an der Sache sei, dass die Show von Auftritt zu Auftritt besser werde und sie später gewappnet sei, wenn das große Publikum dann komme. Was er nicht wusste: das große Publikum kam schneller als gedacht.
Schon am nächsten Tag spielte Grier vor vollen Reihen, die Show war ausverkauft. "Als ich das Video gepostet habe, hoffte ich auf ein paar Unterstützungsnachrichten oder Ratschläge von anderen Fringe-Acts, aber ich hatte keine Ahnung, wie stark die Leute darauf reagieren", zitiert "The Guardian" Grier. Es gebe jeden Tag, jede Stunde auf dem Fringe Höhen und Tiefen, aber letztlich wisse sie, welch Glück es sei, dort auftreten zu dürfen, sagte sie demnach Freitagnacht. "Von einem Zuschauer gestern bis hin zu einem persönlichen Video von Jason Manford, tausenden von unterstützenden Nachrichten in den sozialen Medien und mehr Gesichtern im Publikum heute – es waren aufwühlende 24 Stunden."
Quelle: The Guardian, The Telegraph