Debatte um Diversität Kein bisschen "schneeweiß": Neue Disney-Verfilmung zu "Schneewittchen" löst Kontroversen aus

Schneewitchen
Die erste "Schneewitchen"-Verfilmung aus dem Jahr 1937. In der neu verfilmten Version gibt es die sieben Zwerge nicht mehr – zumindest nicht in ihrer eigentlichen Körpergröße.
© IMAGO / United Archives
Mit "Schneewittchen" reiht sich ein weiteres Remake in die lange Liste der Disney-Neuverfilmungen ein. Erste Bilder haben jetzt eine Debatte um die Hautfarbe der Hauptdarstellerin ausgelöst – und auch die sieben Zwerge kommen nicht ungeschoren davon.

"Hätt' ich ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen!" – mit diesen Worten wünschte sich die Königin in Grimms "Schneeweißchen" ein Kind herbei. Und als sie kurz darauf ein Kind gebar, entsprach es genau ihren Vorstellungen. Ihre Haut war "weiß wie der Schnee", ihre Lippen "rot wie Blut" und ihr Haar so "schwarzhaarig wie Ebenholz". 

Schneewittchen – eingebranntes Bild in den Köpfen vieler Menschen

Das Bild von Schneewittchen, wie man die Märchenfigur heute kennt, hat sich als Kulturikone in das Gedächtnis der Menschen gebrannt. Und das nicht ohne Grund: Das Märchen aus dem Jahr 1812 wurde im Jahr 1937 als erster Disney-Trickfilm mit dem Titel "Schneewittchen und die sieben Zwerge" zur Sensation. Die Animation schrieb nicht nur Filmgeschichte, sondern wurde auch binnen kürzester Zeit zum erfolgreichsten Tonfilm des 20. Jahrhunderts. Die Handlung um das schöne, weiße Schneewittchen, das – ausgesetzt im Wald – hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen Unterschlupf gewährt bekommt und im Gegenzug für diese putzen und kochen soll. 

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Eine Storyline, die in heutigen Zeiten der Gleichberechtigung und Diversität Tücken mit sich bringt und wohl schlichtweg nicht mehr zeitgemäß ist. Das dachte sich zumindest Disney – und kündigte eine neue Version des Filmklassikers als Realverfilmung mit diversem Cast und angepasster Wertevermittlung an.

Als Schneewittchen wurde Rachel Zegler, Newcomerin mit kolumbianischen Wurzeln gecastet. Als böse Stiefmutter springt die israelische Schauspielerin Gal Gadot ein, die bereits mit "Wonder Woman" große Erfolge feierte. Auch Zegler gilt in der Branche als aufsteigender Stern und konnte zuletzt mit ihrer Rolle im Remake von "West Side Story" begeistern. Ansu Kabia übernimmt die Rolle des Jägers, der Schneewittchen im Original für die Königin in den dunklen Wald entführt – sie jedoch aus Barmherzigkeit laufen lässt. 

Debatte um die sieben Zwerge

Doch nicht nur der Cast wird modernisiert. Disney kündigte an, im Remake einen "komplett anderen Ansatz" zu verfolgen. Statt den sieben Zwergen werde Schneewitchen auf "sieben magische Wesen" treffen, die ihr als treue Gefährten zur Seite stehen – ein Punkt, der das Remake von vergangenen Film-Abwandlungen wie "Snow White and the Huntsman" unterscheidet, in denen die Zwerge schlichtweg nicht vorkommen. Dass die sieben Zwerge aber überhaupt eine Rolle spielen, gefällt nicht jedem. 

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"Game of Thrones"-Star Peter Dinklage kritisierte das Remake bereits Anfang 2022 mit den Worten: "Du bist auf der einen Seite progressiv, aber dann machst du trotzdem diese rückständige Geschichte über sieben Zwerge,  die in einer Höhle leben. Habe ich mit meiner Plattform nichts erreicht, um unsere Sache voranzubringen?" Im Podcast "WTF Podcast" des Komikers Marc Maron warf er Disney Doppelmoral vor. Einerseits würde das Unternehmen mit dem Cast auf Diversität und Fortschrittlichkeit setzen, andererseits jedoch die altertümlichen sieben Zwerge beibehalten. Das würde kleinwüchsige Menschen verunglimpfen und stereotypisieren, er wünsche sich von Disney – wenn sie sich schon der Diversitätsschiene bedienen – eine "All In"-Einstellung.

Hauptdarstellerin Zegler sei nicht "weiß" genug

Jetzt, ein Jahr später, zeugen erste Bilder des Sets, die Stand-ins – das sind Personen, die anstelle der eigentlichen Schauspieler vor den Dreharbeiten eingesetzt werden, um beispielsweise die richtige Ausleuchtung für eine Szene sicherzustellen – zeigen, rein subjektiv betrachtet tatsächlich von einem Mehr an Diversität. Doch statt positivem Feedback erntet Disney nun Kritik. Nachdem die "Daily Mail" exklusive, erste Bilder des Filmes veröffentlichte, ging auf Twitter ein Shitstorm los, der sich über die "bunten" und "wild zusammengewürfelten" sieben Zwerge ausließ. "Schneewittchen und ihre sieben … politischen korrekten Begleiter", lästert ein Nutzer und beschriftet das Bild des Casts mit den Worten "Transy" (Transgender), "Naggy" (Nörgler), "Dummy" (Dummkopf), "Gypsy" (Zigeuner), "Gayie" (Schwuler), "Mixty"(People of Color) und "Tiny" (Kleinwüchsiger).

Und auch Hauptdarstellerin Zegler ist Gegenstand des Shitstorms. Mit ihren kolumbianischen Wurzeln habe sie schließlich "nicht die schneeweiße Haut", der die Figur ihren Namen verdankt. Eine Debatte, die an die Diskussionen um den Cast von "Arielle, die Meerjungfrau" im vergangenen Jahr erinnnert, bei der Halle Bailey als "People of Color" die Hauptrolle der im Märchen weißen, rothaarigen Meerjungfrau übernahm. Zegler selbst äußerte sich zu der Kritik mit den Worten: "Ich schätze die Liebe, die ich von all denen erfahre, die mich online unterstützen. Aber bitte tagt mich nicht im Zuge des unsinnigen Diskurses um mein Casting. Ich will das wirklich, wirklich nicht sehen."

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In ihrem Tweet teilte sie zudem eine Reihe von Bildern, in denen sie als Kind, verkleidet als verschiedenste Disney-Prinzessinnen, zu sehen ist. Dazu schrieb sie: "Ich hoffe, jedes Kind weiß, dass es eine Prinzessin sein kann."

Inszeniert wird "Schneewittchen" von "The Amazing Spider-Man"-Regisseur Marc Webb. Das Remake kommt am 21. März 2024 in die deutschen Kinos.

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