Frau Strobl, wie haben Sie von der Konzertabsage erfahren?
Ich saß gerade zu Hause und habe Freundschaftsarmbändchen gebastelt. Mein Mann ist mit den Kindern unterwegs, ich wäre am Donnerstagabend mit einer Freundin hingegangen. Jetzt sitze ich allein zu Hause und versuche immer noch, damit klarzukommen.
Sie haben sich auf X (früher Twitter) Luft gemacht: "Männer dürfen sich beim Fußball einkleiden und bei Niederlagen weinen. Frauen dürfen nicht traurig über eine Konzertabsage sein."
Diese Konzertabsage, das war wie eine Weltmeisterschaft ganz knapp beim Elfmeterschießen zu verlieren. Ich weiß das, ich bin auch Fußballfan. Gestern bin ich emotional von ganz oben nach ganz unten gefallen. Und vielen Frauen ging es ähnlich, viele haben heftig auf die Nachricht reagiert. Doch dann kam sofort aus allen Ecken: "Reiß dich zusammen, sei nicht so hysterisch." Es gibt wenig Akzeptanz dafür, wenn Frauen im öffentlichen Raum Emotionen zeigen. Doch Frauen haben das Recht darauf, wegen eines abgesagten Konzertes wütend und traurig zu sein! Schließlich ging es um mehr als um Musik.

Was meinen Sie damit?
Es geht auch um das Davor und das Danach: Armbändertausch, spontane Freundschaften schließen. Speziell an einem Popstar wie Taylor Swift ist ja, dass sie sich an Frauen und Mädchen richtet und auf ihren Konzerten sichere Räume für sie schafft. Dass diese Konzerte nun nicht stattfinden, bedeutet, dass uns ein Raum verloren gegangen ist. Dass Acht- bis Zwölfjährige damit umgehen müssen, dass ihnen gezielt jemand Gewalt antun wollte, das tut mir sehr, sehr leid.
Warum sind Sie eigentlich Swift-Fan?
Mich hat das Swifttum unvorbereitet getroffen. Ehrlich gesagt habe ich das alles am Anfang auch belächelt. Doch die beiden Alben, die während der Pandemie erschienen sind, haben mich im Innersten getroffen. Was sie in ihren Texten beschreibt, trifft genau das, was ich fühle, und dass, obwohl ich fast fünf Jahre älter bin als sie.
Taylor Swift hätte an drei Abenden in Wien gespielt. Was bedeutet die Absage für die Stadt?
Natürlich steht die Sicherheit über allem. Wir haben ja jetzt auch erfahren, wie knapp das war. Aber für Wien ist es eine Katastrophe. Und es wird bei den großen Stars nicht besonders gut ankommen, dass hier alles so konfus ist.
Haben die österreichische Polizei und Regierung aus Ihrer Sicht gut auf den Terrorverdacht reagiert?
Man muss die Frage früher ansetzen: Wie kann es sein, dass wir jetzt zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Wochen, ich spreche von den Morden in Southport, noch einmal 20-jährige Männer haben, die es gezielt auf Mädchen und junge Frauen abgesehen haben? Wir müssen uns darüber unterhalten, wie diese dschihadistischen und salafistischen Radikalisierungen, die vor allem in Internet stattfinden, passieren und was man da an Präventionsarbeit leisten kann.
Was macht Ihnen in dieser Situation jetzt Hoffnung?
Ich habe in einer großen Facebook-Gruppe vorgeschlagen, morgen zusammen einen Stadtspaziergang zu machen und sich im Park zusammensetzen, um eine Art Trauerarbeit zu leisten. Ich finde es schön zu sehen, wie die Leute, die jetzt in Wien sind, versuchen, sich wieder aufzubauen.