Ein Jahr lang haben der Fotograf Frank Lübke und der Journalist Alexandros Stefanidis für die Kolumne "Mein geliebtes Ich" Prominente in ungeahnter Pose porträtiert. Für sie wurde schnell klar: Jeder Mensch hat eine zweite Seite, die manchmal hell erstrahlt, manchmal im Dunkeln bleiben soll. Oft haben sie diese freilegen können – zum Erstaunen der Leser wie auch der Dargestellten.
Der stern veröffentlicht nun zwölf dieser ungewöhnlichen Porträts online: dieses Mal Toni Garrn. Die gebürtige Hamburgerin wuchs in London und Athen auf. Entdeckt wurde sie während einer Fanparty der Fußball-WM 2006 in Deutschland. Seitdem ist sie eines der erfolgreichsten Models der Welt.

stern: Frau Garrn, was macht Ihre Seele, wenn Sie schlafen: modeln? !: Nee.
Garrn: Nee. Loslassen und losgelöst sein! Genauso wie am Set. Sobald das gewünschte Bild im Kasten ist, werde ich zum Kasper. Wenn Sie meine Mutter fragen, ob sie schon mal ein ernstes Foto von mir gemacht hat, wird sie vermutlich mit dem Kopf schütteln.
Warum?
Das Modeln ist mein Job. Privat wiederum habe ich nicht zwingend Lust, auch noch Fotos von mir schießen zu lassen. Wenn doch, dann mache ich mich meist über mich lustig. Ich bin immer die, die auf Familienfotos entweder nicht in die Kamera schaut oder die Augen geschlossen hat.
Was finden Sie an sich selbst lustig?
Was andere oft witzig finden, ist, dass ich immer zwei verschiedene Socken trage. Was sie meist allerdings nicht wissen: dass ich das auch tue, weil ich statt eines ordentlich gepackten Koffers mit einem unsortierten Wäschesack reise. Socken zusammenzulegen – das ist nicht mein Ding. Außerdem bin ich ohnehin schon fast wieder weg, wenn ich irgendwo ankomme.
Klingt nicht gerade so, als hätten Sie viele enge Bindungen.
Ich bin Hamburgerin und lebe in New York, aber ich habe überall auf der Welt Freunde – ob in London, Barcelona, Paris oder Berlin. Anfangs gab es natürlich auch Momente, in denen ich mich einsam gefühlt habe, doch gerade dann hat mir die alberne Toni sehr geholfen, und mit der Zeit habe ich durch meine Jobs an so vielen Orten Freundschaften geknüpft, dass ich heute nirgendwo mehr allein bin.
Ihr Leben spielt sich also zu großen Teilen in sozialen Netzwerken ab?
Ich bin ein sozialer Mensch und nutze Social Media als Kommunikationsmittel – auch um von meiner Toni Garrn Foundation zu berichten. Meine Freunde sehe ich aber am liebsten persönlich – und sei es manchmal erst um Mitternacht in meinem Hotelzimmer.
Was sagt denn das professionell arbeitende Model zur albernen Toni, wenn sie sich mal zusammenreißen soll?
Im Job gibt sie den Ton an, aber privat hat sie nicht viel zu sagen. Da mache ich, was mir gefällt.
Dieser Text erschien ursprünglich im Heft Nr. 24 am 8. Juni 2017.