"So schön ist sie nicht", sagt Ivonne Teiwes über die Porzellanfigur aus dem Hause Nymphenburg, die sie zusammen mit ihrem Vater Hans Horst Sinnig bei "Bares für Rares" verkaufen möchte. Er bekam sie vor 35 Jahren bei einer Büroauflösung geschenkt, doch keines seiner Kinder möchte sie haben.
Als Horst Lichter den Beruf der Frau erfährt, wird er hellhörig. Sie ist Designerin für Herrenmode. "Ich beobachte ganz genau, was du anhast", sagt sie - und bringt den Moderator damit aus der Ruhe: "Ist hier was zu machen?", fragt er unsicher. Doch die Kennerin ist zufrieden: "Du bist gut", sagt Teiwes.
Eine Göttin bei "Bares für Rares"
Damit widmete sich die Runde der wichtigsten Person: der Porzellanstatue. Wie Expertin Bianca Berding erkärt, handelt es sich um eine Darstellung von Ceres, der römischen Göttin der Fruchtbarkeit und der Landwirtschaft. Entworfen wurde die Figur von dem Bildhauer Dominik Auliczek, der von 1734 bis 1804 gelebt und für die Nymphenburger Porzellanmanufaktur gearbeitet hat. Die Figur ist ein Teil des Zyklus' "Die vier Jahreszeiten" und stellt den Sommer dar. Gefertigt wurde sie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Nymphenburg. Als Wunschpreis gibt Sinnig 600 bis 700 Euro an. Berding geht da mit: Sie taxiert den Wert auf 600 bis 800 Euro.
Im Händlerraum kommt die Göttin gut an: Daniel Meyer schwärmt von den "klassizistischen Mandelaugen". Er startet mit 500 Euro. Bei 700 Euro steigt auch David Suppes mit ins Rennen ein. Es entwickelt sich ein rasantes Bietergefecht zwischen den beiden Händlern – die sich auch verbal bekriegen. Nymphenburg sei nicht die Porzellanmarke Nummer 1, sagt Suppes. "Wenn du aus Bayern kommst wie ich, siehst du das ganz anders", entgegnet Meyer. "Ich hab mal in Bayern gewohnt", begründet Suppes sein nächstes Gebot von 750 Euro. Als er kurz darauf 800 Euro auf den Tisch legt, fängt sein Kontrahent an, ihm das Objekt schlechtzureden: "Die ist beschädigt, hast du das gesehen?", fragt Meyer. "Dann würde ich dringend davon abraten, da noch mitzubieten", kontert Suppes. Darauf hört Meyer jedoch nicht und erhöht auf 850 Euro– für diese Summe erhält er den Zuschlag.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
"Ich bin regelrecht erleichtert, denn ich fand sie wirklich hässlich", strahlt Verkäuferin Ivonne Teiwes hinterher über den Verkauf der Figur. Auch ihr Vater ist froh, dass sie in andere Hände gekommen ist.
+++ Lesen Sie auch +++