"Schwimmbeckenzubehör für Kinder", ruf Horst Lichter, als er die zwei aufblasbaren Tiere sieht, die Sven Deutschmanek begutachtet. Der widerspricht vehement und weist darauf hin, dass die Schlange und das Rhinozeros nicht für Badespaß gedacht seien.
Doch der "Bares für Rares"-Moderator lässt sich nicht davon abbringen. "Ist das Kinderspielzeug?" fragt er den Besitzer der beiden Objekte. "Nein, das ist Kunst", erwidert der. Doch das überzeugt Lichter nicht: "Dann ist doch alles Kunst."
Mitgebracht hat die beiden ungewöhnlichen Tiere Felix M. Mayer, der mindestens so interessant ist wie die Kunstwerke: Der 52-Jährige arbeitet als pädagogischer Fachberater und verfolgt bei Kindern den "Early Excellence"-Ansatz. "Wir stärken die Stärken", erklärt er.
"Bares für Rares": Das traurige Leben der Niki de Saint Phalle
"Da hätten wir auch hingehen sollen", sagt Lichter zur Sven Deutschmanek, der nun das Wort ergreift. Die aufblasbaren Kunstwerke stammen, wie unschwer zu erkennen ist, von Niki de Saint Phalle, der Schöpferin der berühmten Nanas. Immerhin: Damit kann auch Horst Lichter etwas anfangen: "Die fand ich immer sehr schön."
Das Leben der französisch-schweizerischen Künstlerin war es allerdings nicht: Die Frau wurde als Kind von ihrem Vater misshandelt, hatte mit 22 einen Nervenzusammenbruch und landete in der Psychiatrie, erzählt Deutschmanek. Dort wurde sie mit Elektroschocks behandelt - was ihr Leben veränderte. Die Kunst war ihre Rettung - doch gleichzeitig ihr Tod. Denn ihre berühmtesten Werke, die Nanas, stellte sie aus Polyesterharz her. Den Staub atmete de Saint Phalle ein. Doch er schädigte die Lunge so stark, dass die Künstlerin 2002 nach einer Lungenentzündung an Atemnot gestorben ist.
Aus dem Todesjahr stammen auch die beiden hier vorliegenden Objekte. Nach seinen Preisvorstellungen befragt, antwortet Mayer: "Ich liebe Schnapszahlen" - und begründet damit seinen Wunschpreis von 222 Euro. Sven Deutschmanek lässt sich darauf ein und antwortet: "Würdest du auch mit 111 bis 177 klarkommen?"
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Und auch die Händler machen den Spaß mit. Als die Gebote stocken, bringt der Verkäufer seinen Wunsch nach einer Schnapszahl ins Spiel. Wolfgang Pauritsch geht da nicht mit, er möchte bei seinem Gebot von 400 Euro bleiben. Doch da kommt Fabian Kahl um die Ecke und bietet 444 Euro - den Betrag zahlt er sogar passend.
Ein tolles Geschäft: "Ich bin happy, es ist super gelaufen", strahlt Felix. M. Mayer hinterher. "Ich hab neben den Scheinen noch Hartgeld erhalten."
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