"Sehr schön, aber trinken würde ich daraus nicht gerne", sagt Ulrich Kuhn über den Krug, den er bei "Bares für Rares" verkaufen möchte. Auch Horst Lichter reagiert zwiegespalten, als er das Objekt erblickt: "Ach Gott im Himmel", ruft der Moderator aus, und spricht vom "Scherzkrug".
Da widerspricht ihm Friederike Werner. "Ich seh' das schon etwas ernsthafter", sagt die Expertin über das Trinkgefäß, das in Form eines Totenschädels gebaut ist. Immerhin: Einig sind sich die beiden, dass es von einer Studentenvereinigung stammt. Kuhn hat den Krug von seinem Großvater bekommen, doch getrunken wird daraus nicht. Er steht bei dem 53-jährigen Polizeiverwaltungsbeamten daheim in der Vitrine.
Friederike Werner hebt in ihrer Expertise hervor, dass der Krug außergewöhnlich real aussehe, obwohl er aus Porzellan und nicht aus echten Knochen gebaut sei. Der Schädel ruht auf einem Buch, das auf eine Burschenschaft hinweise - denn es handele sich dabei um das Kommersbuch. Darin sammelten Studenten ihre Lieder für Kneipen und Feiern.
"Bares für Rares" wird zur Lateinstunde
Beschriftet ist das Buch mit dem Spruch "Gaudeamus igitur juvenes dum sumus", Lateinisch für "So freuen wir uns also, solange wir jung sind". Deswegen der Totenschädel: Es gehe um die Vergänglichkeit. Das spiele bei den Studenten eine besondere Rolle, so die Expertin. Man lebe im Moment, bereite sich aber gleichzeitig auf den Ernst des Lebens vor. Der Schädel könnte aber auch ein Symbol gewesen sein für die medizinische Fakultät.
Sicher ist: Der Krug wurde um 1920 in Thüringen hergestellt. 300 Euro möchte Kuhn dafür haben. Werner ist etwas optimistischer: 350 bis 450 Euro hält sie für möglich.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Interesse scheint im Händlerraum jedenfalls vorhanden zu sein: "Bier trinke ich ja ausgesprochen gerne", sagt Julian Schmitz-Avila beim Begutachten dieses ungewöhnlichen Gefäßes. Alle Anwesenden sind sich einig, es hier mit einem wirklich originellen Objekt zu tun zu haben. Christian Vechtel startet die Versteigerung mit 100 Euro, von ihm kommt auch das Höchstgebot von 300 Euro.
Dafür möchte Ulrich Kuhn allerdings nicht verkaufen: Er verweist auf die höhere Expertise. Zudem stünde der Hochzeitstag an. Die anderen Händler überreden Vechtel, noch 20 Euro draufzulegen. Doch geistesgegenwärtig schaltet sich der Verkäufer ein: "30 wären schön, denn wir haben 30. Hochzeitstag." Damit hat er Vechtel überzeugt – der Deal kommt für 330 Euro zustande. Am Ende sind alle glücklich. Nur Julian Schmitz-Avila wird sich ein anderes Gefäß suchen müssen, um Bier zu trinken.
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