Glaubt noch irgendjemand, dass die Teilnehmer bei "Der Bachelor" auf der Suche nach der großen Liebe sind? Hält noch jemand die Auswahl der Kandidatinnen für repräsentativ für unsere Gesellschaft? Gibt es noch Leute, die Online-Petitionen wegen des diskriminierenden Frauenbildes starten? Nicht auszudenken! Es sollte sich herumgesprochen haben, dass RTL nicht RTL wäre, wenn es nicht auch in dieser Staffel weiterhin auf das Erfolgsrezept des Unterhaltungsformats setzen würden: Unrealistisch überzeichnete Charaktere in einer irrealen Glitzerwelt als Reality-TV verkaufen und sich die Romantik-Sehnsucht der Zuschauerinnen zu Nutze machen. Hier kommen die Höhepunkte zum Staffelstart:
Die denkwürdigsten Momente
Herrlich amüsant, wenn auch streckenweise langatmig: Bachelor und Bewerberinnen treffen das erste Mal aufeinander. Leider ohne die heftigen Windböen aus der letzten Staffel, dafür mit vielen ulkigen Begebenheiten. Es gab zu sehen:
- Frauen, die für das Öffnen handelsüblicher Türen eine Bedienungsanleitung benötigen
- Frauen, die zwar selbstständig genug sind, eine Pizzeria zu leiten aber in Babysprache plappern, wenn sie ihren Willen nicht bekommen
- Frauen, die all' die Glitzerfummel auftragen, von denen wir immer glaubten, dass sie selbst von Orsay und Kik wieder als unverkäuflich zurück nach Bangladesch geschickt würden
- Frauen, die sich nicht zutrauen, ohne aufmunternde Worte ("Das schaffst du!") eine stinknormale Außentreppe hinaufzusteigen
So was gibt es wirklich nur beim "Bachelor"! Der heißt in der aktuellen Staffel übrigens Olli, ist Personal Trainer in Düsseldorf und hat Haare. Außerdem ist er Mister Germany 2014.
Was man sonst noch über den Bachelor wissen muss
Als 19-Jähriger brachte Olli noch 120 Kilo auf die Waage. Dann: großer Bruder, Standpauke, Muckibude. Oder in Bachelor-Worten: "Es war eine verrückte Reise vom Chips essenden Jungen zum schönsten Mann Deutschlands". Wie er sich vom ehemals adipösen Aschenputtel zur ralligen Ryan-Reynolds-Raubkopie im Anzug mauserte, erzählt Olli allen, die nicht bei drei auf der kalifornischen Palme sind. Er hat erkannt: Nicht nur Sex, auch Schicksal sells! Bei DSDS wimmelt es nicht umsonst von Menschen, die just ihren 103-jährigen Opa oder ihre drei Monate alte mongolische Rennmaus verloren haben und darob zutiefst erschüttert sind. Und ab dem 16. Januar werden sich im australischen Dschungel wieder echte und unechte Stars ihre klug choreografierten Lebensbeichten um die Ohren hauen, Stichwort: zwanghaftes Onanieren. Geknutscht wird beim Bachelor aber erst in der nächsten Folge.
Das Urteil des Abends
"Der ist echt so schön!". Gern auch in der extended version "Oh, mein Gott, der ist echt so schön!" Der Ehrenpreis für den besten Ausspruch des Abends aber geht an die sich wie eine astreine Ghettobitch artikulierende Lara aus Gladbeck. Im Gegensatz zu den anderen Kandidatinnen zippelt sie in der Limousine nicht im Sekundentakt an ihrem Kleidchen herum oder beschwört mantraartig das eigene Muffensausen. Die Rezeptionistin aus dem Ruhrpott furztrocken zur Mittbewerberin: "Bin mal gespannt, wie der Kackvogel gleich aussieht."
Die Anwärterinnen fürs nächste Dschungelcamp
Ebene diese Gladbeckerin. Keine urteilte so hart und hellsichtig: "Das sind alles total die kranken Sachen", stellt sie fest, als sie mitanschauen muss, wie 21 Geschlechtsgenossinnen brav Schlange stehen, um Smalltalk mit dem Bachelor zu führen. Wunderbar auf den Punkt auch ihre Aussage: "Ich würde hier einige rausschmeißen, aber ich kenne die Namen nicht." Eine gewisse Susanna ("It-Girl", hat eine Berufsausbildung) ist als selbstverliebte Zicke ebenfalls Recall-verdächtig. Bei ihrem Stelldichein auf der Garten-Chaiselounge beißt sie jede Konkurrentin weg, die es wagt, das Wort an den von ihr okkupierten Olli zu richten. Außerdem hat sie eine Stimme wie Verona Pooth. Ein Wiedersehen in Aussicht hat auch Playmate/Bankkauffrau/Model Sarah ("tolle Haare") und diese Blondine (Name entfallen), die bereits Erfahrung als Spielerfrau sammeln konnte: "Da hat man ein gutes Leben, das würde ich noch mal nehmen."
Die Moral von der Geschicht'
Ist gar nicht kompliziert: Der Bachelor mag seine Barbie gern klassisch. Die erste Rose bekommt folgerichtig das sehr blonde Playmate. Platz zwei ergattert die ebenfalls blonde Krankenschwester, bei der nach Rosenvergabe Glückstränen übers sehr aufwändig hergestellte Gesichtsgemälde rinnen. Platz drei geht überraschenderweise nicht an die Bibliothekarin mit strenger Frisur und großer Brille – die fehlte. Dafür tritt kurz vor der Blumen-Prozedur eine patente Pferdewirtin und Ökolandbau-Studentin vor und verkündet: "Das passt nicht mit uns. Für mich ist das hier jetzt das Ende." Ein bemerkenswert selbstbewusster Akt. Allen anderen vernebelte das gepimpte Ambiente in L.A. (Luxuvilla, Luxuslimousine, Luxuspool) gehörig die Synapsen. In so einer Umgebung würde selbst ein Schwervermittelbarer aus "Schwiegertochter gesucht" wie ein Traummann wirken. Anonsten: "Sektchen" trinken. Macht der Bachelor auch gern.
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