Am Ende der "Maischberger"-Sendung waren sich dann doch alle irgendwie einig: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft repräsentiere das heutige Deutschland: gemeinsame Spielregeln, ein gemeinsames Ziel, viele Mitglieder mit Migrationshintergrund.
Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es im Verlauf der Diskussion auch zur Sache ging. Vor allem Bernd Baumann, parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Bundestagsfraktion, wurde erwartungsgemäß von den anderen Gästen in die Zange genommen. Auch der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert machte sich wenig Mühe, seine Antipathie für den Hamburger AfD-Abgeordneten zu verstecken.
Möglicherweise war Kühnert auch nachhaltig verwirrt von dem Verhalten Baumanns und seiner Entourage, das er im Umfeld der Aufzeichnung beobachtet hatte. Bei Twitter gewährte 28-Jährige seinen gut 43.000 Followern einen Blick hinter die Kulissen der Talkshow. So sei die AfD "im halben Dutzend ins Studio gekommen", was sich Kühnert kurz darauf mit einem "Betriebsausflug" erklärte, bei dem das Buffet ein wichtiger Programmpunkt sei.
AfD widerspricht Kevin Kühnerts "Bigotterie"-Vorwurf
Was zunächst lustig klingt, hat jedoch einen handfesten Hintergrund: Schließlich sei es die AfD, die immer wieder die Abschaffung des Rundfunkbeitrags fordere, "aber bis dahin essen wir bei 'Maischberger' das Buffet leer und gönnen uns drei Flaschen Wein", so der Juso-Vorsitzende, für den das Verhalten Baumanns und seiner Begleiter nur einen Schluss zuließ: "Bigotterie hat einen Namen: AfD" - Wasser predigen und tatsächlich Wein trinken.
Kühnerts einziger Begleiter, Pressesprecher Benjamin Köster, merkte zwischenzeitlich an, die AfD habe sich "wohl doch ganz gut eingerichtet bei der 'Lügenpresse'". Köster selbst habe sich am Buffet auf Salzstangen und eine Limonade beschränkt, erklärte Kühnert.
AfD sieht schon den "Futterneid" ausbrechen
Für AfD-Politiker Bernd Baumann ist der Vorwurf des Juso-Duos offenbar weniger ein Zeichen für eigene Doppelzüngigkeit, sondern vielmehr für wachsende Nervosität in Reihen der SPD: "Schade, dass bei der Sozialdemokratie mit fallenden Umfragewerten jetzt der Futterneid ausbricht", erklärte er auf stern-Anfrage. "Wir gönnen den Genossen jede einzelne Salzstange."
Ohnehin ist es unklar, ob das Ess- und Trinkverhalten der AfD-Abgesandten sich signifikant von dem anderer Talkshowgäste unterscheidet. Der produzierende Westdeutsche Rundfun (WDR) verweist darauf, dass der Aufenthaltsbereich vor und nach den Aufzeichnungen der Sendungen "ein Rückzugsort für alle Gäste sei". Angaben zu dem Geschehen im Backstagebereich mache der Sender daher nicht.
Hinweise: Der Artikel wurde nach der Veröffnetlichung um das Statement des WDR ergänzt.
