Nach dem Abgang aus dem ZDF-Talk "Wie geht's, Deutschland?" sollte AfD-Spitzenkandiatin Alice Weidel am Abend erneut im Zweiten zu Gast sein. In der Sendung "Illner intensiv" plante der Mainzer Sender eine Gesprächsrunde zum Thema "Angst vor Armut und Krankheit - wer schützt uns im Alter?". Weidel sollte die Runde um die Ex-SPD-Bundesfamilienministerin und jetzige Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, und NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ergänzen, doch daraus wird jetzt nichts.
Wie das ZDF mitteilte, sagte Alice Weidel ihre Teilnahme an der Talkrunde kurzfristig ab - "ohne Angaben von Gründen", so der Sender.

Wer Alice Weidel ersetzt, ist nicht bekannt
Das ZDF habe daraufhin Alexander Gauland, Weidels Partner in der AfD-Doppelspitze, angefragt, jedoch aus Termingründen eine Absage erhalten. Wer nun den vakanten Platz bei "Illner intensiv" einnimmt, ist noch nicht bekannt.
Bemerkenswert ist, dass sich AfD-Politiker in der Vergangenheit immer wieder darüber beklagten, in TV-Talkshows nicht ausreichend zu Wort zu kommen, gleichzeitig jedoch Einladungen ausschlagen oder die Sendungen verlassen.
Possenspiel zwischen AfD und Medien
Die Absage Weidels ist der nächste Akt in einem Possenspiel, das sich die Rechtspopulisten mit den Medien im Allgemeinen und den öffentlich-rechtlichen Anstalten im Besonderen liefern.
Nach dem fragwürdigen Verlassen der Talkrunde am Dienstagabend hatte Weidel der Moderatorin Unprofessionalität und Parteilichkeit vorgeworfen, das ZDF reagierte empört und warf der AfD-Politikerin im Gegenzug vor, einen Eklat inszeniert zu haben.
Anschließend versuchte Weidel, ihren Abgang mit einem vierminütigen Video-Statement zu rechtfertigen, in dem die in der Schweiz lebende Politikerin ihre Kritik an dem Sender präzisierte.
Tabubrüche gehören zum Konzept der AfD
Die Bundesregierung habe offensichtlich die Moderatorin der ZDF-Sendung bestimmt, Weidel selbst habe nicht einen Satz zu Ende sprechen können, das Publikum sei ausgesucht. "So geht kein Journalismus!", ist das Fazit. Die AfD sieht sich als Opfer eines Kartells aus "Altparteien" und "Lügenpresse", so der Tenor.
Dieses Schema passt in das Strategiepapier zur Bundestagswahl der Partei, das kalkulierte Tabubrüche als Mittel der politischen Auseinandersetzung und Öffentlichkeitsarbeit beschreibt. "Wir merken uns das alles, sagen danke und wir sehen uns am 24. September wieder", beschließt Weidel ihr Video-Statement mit Verweis auf die anstehende Bundestagswahl.
Ihr nächster Auftritt in einer TV-Talkshow ist übrigens für den 18. September geplant. Dann soll die AfD-Spitzenfrau in Frank Plasbergs "Hart aber fair" in der ARD zu Gast sein - es wäre eine Überraschung, wenn dieser Auftritt geräuschlos über die Bühne ginge.
Nachtrag 17.30 Uhr: Inzwischen hat das ZDF einen Ersatz für Alice Weidel gefunden. André Poggenburg, Landesvorsitzender der AfD in Sachsen-Anhalt, wird in der Sendung "Illner intensiv" (22.45 Uhr) auftreten, so der Sender auf seiner Internetseite.

Hinweis: In einer vorherigen Version dieses Artikels haben wir Manuela Schwesig als Familienministerin bezeichnet. Seit Juli bekleidet sie jedoch das Amt der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.