"Ich habe so lange auf dich gewartet, wo hast du bisher gesteckt?", fragt Horst Lichter, als Andrea Fritsch den Expertenraum von "Bares für Rares" betritt. "In Bad Rappenau", antwortet die 42 Jahre alte Zahnarzthelferin. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Geboren wurde sie in Rumänien, und von dort hat sie auch das bunte Glasgefäß mitgebracht, das sie in der ZDF-Trödelshow verkaufen will.
Es ist aber noch komplizierter: Fritschs Mutter bekam die Schale von einer rumänischen Nachbarin geschenkt, die eine Zeitlang in den USA gelebt hat – und von dort kommt das Objekt: Laut Expertin Bianca Berding wurde es zwischen 1908 und 1912 von der Firma John Fenton in Ohio hergestellt.
Ein "Massenprodukt" bei "Bares für Rares"
Es handele sich um das Glas für den armen amerikanischen Arbeiter und sei in so großen Massen produziert worden, dass man von Backpulver-Glas gesprochen habe – denn man habe diese Vasen damals zu Werbezwecken verschenkt, etwa wenn jemand Backpulver gekauft habe. Ihr Urteil: "Es ist ein Massenprodukt" und zudem aus billigem Pressglas hergestellt.
Soweit, so niederschmetternd. Doch die Expertin hat auch positive Nachrichten: Mittlerweile fänden die Amerikaner dieses "Carnival glass richtig gut", es habe sich ein eigenes Sammelgebiet entwickelt mit gut vernetzten Sammlerkreisen.
500 Euro hätte Andrea Fritsch gerne für die Vase. Das scheint viel Geld zu sein für so ein billiges Stück. Doch mit Blick auf den deutschen Markt dämpft die Expertin erst einmal die Erwartungen. "Hier hat keiner Interesse, viel Geld auszugeben für solch ein billiges Glas", sagt sie, und wird deutlich: "Die will keiner haben." Aber dann vollzieht Bianca Berding einen spektakulären Schwenk: Sollte sich gleich ein Händler finden, der Lust auf ein bisschen Spekulation hat, wären 700 bis 900 Euro möglich.
Dieser findet sich allerdings nicht. Zwar eröffnet Friedrich Häusser die Auktion mit einem Startgebot von 100 Euro, doch mehr als 160 Euro wollen die Anwesenden dafür nicht berappen. Als die Verkäuferin den Schätzwert nennt, gibt ihr Susanne Steiger einen Tipp: "Ich würde das Stück an Ihrer Stelle in Amerika verkaufen." Den Rat will Andrea Fritsch beherzigen.