"Ach, das sieht aber interessant aus": Horst Lichter erkennt sofort, dass er es hier mit einem besonderen Objekt zu tun hat: Er sieht ein Kunstwerk. "Das Unterteil kenne ich, weil ein guter Freund Orthopäde ist. Und das da ist ein Ersatzteil für den Körper."
Mitgebracht hat das Objekt Tom Pote. Der 32-jährige Medizinstudent aus Halle an der Saale hat es von dem Chefarzt einer orthopädischen Klinik im Erzgebirge geschenkt bekommen. Seine Mutter war dort Chefsekretärin, schon als Kind hat er das Kunstwerk im Büro gesehen.
Eigentlich wollte er es behalten, doch seine Frau mochte es nicht. "Da man in der Ehe immer drauf achten sollte, dass man gut harmoniert, hab ich mich entschlossen, es wegzugeben", erklärt Pote.
"Bares für Rares": Bescheidener Verkäufer
Kunstexpertin Friederike Werner ist dagegen hellauf begeistert von dem Objekt. Es handelt sich bei der Figur um eine waghalsige Turnerin. Hergestellt wurde die Bronze von dem zeitgenössischen Schweizer Künstler Luciano Castelli. Als Sockel dient hier eine Hüftprothese, denn es handelt sich um das Werbegeschenk einer Luzerner Prothesenfirma. Entstanden ist das Werk 1995 und ist auf 15 Stück limitiert.
Trotz der euphorischen Expertise hält sich Pote mit seiner Preisvorstellung auffällig zurück. "Man sagt ja von den Erzgebirgern, dass sie bescheiden sind: Ich wäre mit 100 Euro zufrieden."
Friederike Werner tut sich mit dem Schätzwert schwer, da es keinen Vergleich auf dem Kunstmarkt gibt. Aufgrund anderer Werke des Künstlers kommt sie auf eine Preisspanne von 1000 bis 1500 Euro. "Bescheidenheit ohne Berechnung zahlt sich anscheinend aus", gibt Lichter dem Verkäufer mit auf den Weg.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Im Händlerraum wird Pote bereits freudig erwartet. "Das ist ja wirklich was Verrücktes", begrüßt ihn Fabian Kahl. Der 31-Jährige liefert sich ein packendes Bieterduell mit Elke Velten-Tönnies. Am Ende behält Kahl das letzte Wort: 1050 Euro legt er für das ungewöhnliche Kunstwerk auf den Tisch.
Damit hat Tom Pote mehr als das Zehnfache seines Wunschpreises eingenommen und geht mehr als zufrieden nach Hause.
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