Nach einem israelischen Luftangriff auf das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April hat Iran in der Nacht zum Sonntag erstmals von seinem eigenen Staatsgebiet aus Israel direkt angegriffen. Israel setzte sich mit Hilfe der USA, Großbritanniens und Jordaniens erfolgreich zur Wehr.
Der iranische Angriff sorgte weltweit für Empörung. In der vergangenen Nacht ging das Kriegskabinett in Jerusalem nach mehrstündigen Beratungen ohne Entscheidung auseinander. Zuvor hatte Ex-Verteidigungsminister und Kabinettsmitglied Benny Gantz eine Vergeltung angekündigt. US-Präsident Joe Biden lehnte einen militärischen Gegenangriff ab.
Wollte der Iran nur warnen?
In einer Spezialausgabe der ARD-Talksendung "Caren Miosga" ging Nahost-Experte Guido Steinberg davon aus, der Iran habe nicht geplant, dass Israel durch den Angriff mit Drohnen und Raketen Schaden nehmen sollte. Das Kalkül der iranischen Regierung: "Sie wollte zunächst für ihre eigene Klientel eine ganz entschlossene Reaktion zeigen." Das sei die Botschaft nach innen gewesen.
"Die Botschaft nach außen war: Wir wollen keinen großen Krieg. Deswegen schießen wir hier zwar alle möglichen Flugkörper ab, aber wir möchten eigentlich nicht, dass sie große Zerstörungen anrichten." So seien vom Iran vor allem militärische Ziele angepeilt worden, um den Tod von Zivilisten auszuschließen. Der Iran habe vor allem Israel und den USA signalisieren wollen, mit dem Angriff keine Eskalation des Nahostkrieges zu bezwecken.

Sehen Sie im Video: Nach iranischem Angriff – Israel bekräftigt Gegenschlag und schweigt zu Details.
FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai ist sich da nicht ganz so sicher. Er glaubt, die iranische Führung habe gewusst, was sie in Israel anrichten könnte. "Aber gleichzeitig wollten sie aus meiner Sicht auch testen, welche strategische Abwehrmöglichkeiten oder -fähigkeiten in Israel oder bei der Israelischen Armee gegeben sind." Der Krieg im Nahen Osten sei in eine neue Dimension eingetreten, so der FDP-Politiker. Bisher habe der Iran den Krieg gegen Israel nur indirekt geführt – mit Unterstützern wie der Hisbollah oder der Hamas. "Ich halte es schon für sehr realistisch, dass die Vertreter des Iran in dieser Region diesen Krieg in einer anderen Form, aber stellvertretend für die Mullahs in Iran fortführen."

Droht ein israelischer Gegenschlag?
Darum hält es Nahost-Experte Steinberg auch für unwahrscheinlich, dass Israel einen Gegenschlag auf den Iran führen wird. Steinberg: "Es gibt im israelischen Militär und in der israelischen Politik eine Debatte, ob nicht ein Tiefschlag gegen die Hisbollah jetzt angezeigt ist, und zwar, weil jetzt das Argument da ist: Die Hisbollah greift ja ohnehin an. Wenn jetzt Israel zurückschlägt, könnte sich kaum jemand beschweren." Ein solcher Präventivschlag könne in einigen Wochen oder in einigen Monaten geschehen, Aber der Druck aus dem Kriegskabinett werde für einen solchen Schlag jetzt immer höher werden, so der Experte
Militärische Hilfe aus Deutschland schließt Djir-Sarai in diesem Fall aus. Das wolle im Nahen Osten auch niemand, sagt er. Israel wäre schon damit geholfen, wenn der Westen endlich die Gefahr begreife, die von dem iranischen Regime ausgehe.