Dschungelcamp 2015, Tag 4 Auf dem Donnerbalken ist die Hölle los

  • von Jens Wiesner
Der Ekel im Dschungelcamp lauert an vielen Orten. Aber weder Kakerlaken noch Kotzfrucht konnten uns auf jenen Moment vorbereiten, als Walter Freiwald beim Stuhlgang das Toilettenpapier vergaß. Bäh!

Ich habe wirklich geglaubt, alle Formen des Ekels zu kennen, die uns das Dschungelcamp servieren kann. Krabbelnden, glitschigen, schleimigen Ekel. Ekel, der sich auf sechs oder acht oder zwei Beinen fortbewegt. Ekel mit viel zu vielen Haaren und viel zu fleischigen Körpern. Ekel zum Essen und zum Hochwürgen. Zwei Jahre Dschungelcamp-Berichterstattung haben ihre Spuren hinterlassen. Ich bin abgestumpft. Kriegsmüde. Zynisch. Wenn auf dem Bildschirm im Strahl gekotzt wird, beiße ich genüsslich in mein Mettbrötchen. Selbst das hundertjährige Ei, dieser pechschwarze Inbegriff der kulinarischen Widerlichkeit, lässt mich kalt.

Aber heute hätte ich mich fast übergeben. Ja, Tag 4 des Dschungelcamps 2015 hat mir bewiesen, dass da noch was geht. Dass ich den Ekel noch immer kann. Und das, lieber Walter Freiwald, ist dein Verdienst. Deiner ganz allein.

Bösewicht auf Knopfdruck

Zugegeben - bislang wusste ich nicht genau, was ich von dem Resterampen-Moderator halten sollte. Ja, er hat abgeliefert. Hat als einziges Mitglied von vornherein nicht mitgemacht beim Ringelpietz mit Anfassen. Hat gestänkert und geschimpft wie ein ganzes Rohrspatzbataillon. War fleischgewordener Haltungsschaden und Warnung für alle Heranwachsenden vor den Fernsehschirmen: Seht her, Jungs und Mädels, so sieht euer Rücken aus, wenn ihr den Abflex nur verkauft, aber nie selbst benutzt. Hips don't lie. Aber Mr. Heißpreis war mir auch zu künstlich unterwegs. Dem Glatzenpeter, dem habe ich den Choleriker abgenommen. Walters Wütereien dagegen wirkten zahm, wie einstudiert. Und seine Spleenigkeit (ich sag nur: Asi-Palme!) lässig wie eine doppelte Lanz-Challenge auf Mallorca.

Aber mit einem einzigen Klobesuch hat die rechte und die linke Hand des Wijnvoord die Karten neu gemischt. Und wahrscheinlich den ehrlichsten Moment seiner Camp-Karriere abgeliefert. Und den ekeligsten. Also - was war geschehen?

Wenn Hose hoch schlimmer ist als Hose runter

Der vierte Tag im Dschungel war noch nicht angebrochen, da verlangte es dem Freiwald'sche Körper nach Entschlackung. Nicht nur im Gemüt des Wüterichs, auch in seinen Darmwindungen hatte sich so einiges angestaut. Ein Kilo, so wusste es Scheiders Rolfe am nächsten Morgen zu berichten, muss es wohl gewesen sein. Die Neugier der Mannschaft war geweckt - und der Juror angestachelt. Sprach's und legte ein einzigartiges Pipi-Kaka-Reenactment der nächtlichen Ereignisse hin. Scheherazade wäre stolz gewesen.

Wir Zuschauer brauchten Rolfes Erzählung nicht. Wir hatten - Nachtkamera sei Dank - gesehen und werden nie vergessen. Mein Gott, Walter! Ordentlicher Stuhlgang? Glückwunsch. Klopapier vergessen? Kommt in den besten Familien vor. Pimmelblitzer? Altherren-Standard im Dschungelcamp. Aber seinen Schlüpper über die Lenden ziehen ohne auf Papiernachschub zu warten? Das ist einfach nur richtig bäh und löst Bremsspuren-Kopfkino der unangenehmsten Sorte aus. Aber vielleicht lebte der selbsternannte "Programmdirektor von RTL" ja gerade wieder einen seiner Berufswunschträume aus. Ich, Walter Freiwald, Prinz von Zamunda. Der hat bekanntlich Personal für solche Untenrum-Angelegenheiten.

Viele falsche Schlangen

Kommen wir von der echten Schlange des Camp-Zausels zu den vielen falschen Schlangen, mit denen es Jörn Schlönvoigt, der Arzt, dem die Camper vertrauen, zu tun bekam. Nein, wir reden hier nicht von den drei Damen vom Casting-Grill, sondern von echten falschen Schlangen. Bei der ersten Schatzsuche dieser Staffel durfte sich Jörn nämlich mit verbundenen Augen von Kollegin Tanja (die mit den vielen Facebook-Fans) über fiktive Schluchten und durch erdachte Schlangengruben führen lassen. Sah putzig aus, auch wenn einem zwischendurch das Gefühl beschlich, dass der Dr. Stefan Frank des 21. Jahrhunderts irgendwie ahnte, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zuging.

Anstatt einer schmackhaften Belohnung setzte es dann aber doch nur trockene Grasbüschel für's Team. Offenbar waren den Dschungelcamp-Verantwortlichen die Fragen ausgegangen und man hatte sich mal eben Im Fragenpool vom Kollegen Jauch bedient. Zumindest wissen jetzt alle Zuschauer, dass der Begriff "Nomophobie" die Angst vor schlechtem Handyempfang meint. Das Dschungelcamp als Bildungsfernsehen. Wer hätte das gedacht?

Schlicht im Schacht

Gedacht hätte wohl auch niemand, mit welcher Verve Angelina Heger ihre Dschungelprüfung meistern sollte. Noch vor der Prüfung ein wimmerndes Wrack reichte die Macht ihres magischen Kuschelkissens (nur echt mit zwei Hunden) aus, um aus der Wannabe-Herzensbrecherin ein vor Mut strotzendes Supergirl zu zaubern. Wer eine zickige Verweigerungshaltung á la Sarah Knappik und Fiona Erdmann erwartet hatte, wurde auf jeden Fall mächtig enttäuscht. Fünf Kammern, einige mit Wasser, alle mit kneifendem, beißendem und zuschnappendem Flussgetier befüllt, galt es zu durchtauchen und dabei elf Sterne einzusammeln. Angelina behielt die Nerven und kam mit zehnen zurück an die Wasseroberfläsche. Chapeau!

Womit die Frage übrig bleibt, wer am Morgen für das Happa-Happa im Camp zuständig ist. Lange hatten Sonia und Daniel schon darum gebettelt, jetzt zeigten die Zuschauer ein Einsehen. Das Publikum verdonnerte Wut-Walter zur nächsten Dschungelprüfung - und stellte damit sicher, dass der verstoßene Kronprinz des Bügelfernsehens auch morgen wieder den Mund zu voll nehmen wird. Gemeinsam mit GZSZ-Sternchen Jörn erwartet Walter nämlich ein alter Camp-Klassiker: das Ekelmenü mit Kotzgarantie. Bleibt nur zu hoffen, dass Walter bis dahin die Unterwäsche gewechselt hat...

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