#ibes - lasst mich wieder rein Alle lieben Joey

Von Jens Wiesner
Zwei handzahme Zicken und ein Narrenkönig der Herzen. RTL schien's geahnt zu haben und  schickte die drei in die absurdesten Prüfungen ever, ever, ever.

Erinnern Sie sich noch? Zwei Jahre ist es her, da bestieg ein kleiner Bub aus München den Thron des Dschungelkönigs. Zugegeben, jenes Fleurop-Gestrüpp, das RTL mit unnachahmlicher Chuzpe als Krone bezeichnet, prangte ein wenig schief auf dem Haupt von Joey I. Aber um Würde geht es im Dschungelcamp bekanntlich nicht. Dafür saß das Herz des Neu-Monarchen am rechten Fleck: Als erste Amtshandlung ging der gute König in die Knie und machte seiner Freundin einen Heiratsantrag. Hach, was für ein Happy End!

Zwei Jahre später ist das Märchen ausgeträumt, der Schnodder auf den Taschentüchern der Geschichte eingetrocknet: Der König hat seine Kohle schneller verprasst, als Yanis Varoufakis den Mittelfinger in den Schuldenschnitt von Zuchtmeister Schäuble rammen konnte. Selbst die royale Vermählung blieb uns Joey Ohnemoos schuldig. Doch nun holt der klammste Monarch seit Robert Baratheon zum Gegenschlag aus:  Weil es beim ersten Mal so gut klappte, soll nun nicht Peter Zwegat, sondern ein zweiter Termin im Dschungel die angeschlagenen Finanzen richten. Und Haussender RTL zeigte sich nur zu gerne bereit, den Steigbügel zu halten.

Dass man Joey auch direkt in den Dschungel hätte ziehen lassen können, war wohl allen Verantwortlichen bei "Ich bin ein Star - holt mich wieder rein" von Anfang an klar. Per Akklamation wurde der Junge, der noch immer ausschaut, als wäre sein Platz im Auto hinten, praktisch schon beim Einzug ins Studio zum Sieger des Abends gekürt. Selbst Ex-Mitcamper Fiona Erdmann, die sich flugs die Häkeldecke von Oma Eusebia übergeworfen hatte, und Georgina ("Ich heiße jetzt wieder Bülowius") Fleur waren sich einig: Der Joey hat den Wiedereinzug verdient.

Dschungelcamp meets WG-Küchenpsychologie

Wer auf eine Fortsetzung des Zickenkriegs zwischen den beiden gehofft hatte, wurde allerdings bitter enttäuscht. Die gute Laune des Li-La-Launebären in Menschengestalt hatte verstörenderweise auf die Giftspritzen von einst abgefärbt. Statt Terminatrix-Eliminierungsgelüste setzte es Lob und verständnisvolle Worte füreinander - und alle Versuche von Moderatorenseite, die beiden zu provozieren ("Soll ich euch ne Frage stellen oder wollt ihr euch direkt beleidigen?"), stießen ins Leere. Nein, für eine längere Zeit sei man wohl nicht kompatibel, aber ein gemeinsamer Tag - das mache doch Spaß. Dschungelcamp meets WG-Küchenpsychologie. Herrje.

Das Wort Prüfung war für das, was das Trio im "Großstadtdschungel" Frankfurt am Main erleben sollte, dann auch so passend, als würde man das Gesicht der Herzogin von Alba als 'kleinen Schönheits-OP-Unfall' bezeichnen. Ausgesetzt wie beim Robinsontag im Ferienlager standen sie vor einem Hochhaus in Mainhatten, während ein grimmig dreinblickender Typ - offenbar einer heißen Nacht zwischen Geodreieck und Tom Cruise entsprungen -  zum dramatischen Sound der tickenden "24"-Digitaluhr die schier unlösbare Aufgabe erklärte, die nun vor ihnen lag: "Ihr geht jetzt diese Treppe hoch und zählt die Stufen! Ihr habt zehn Minuten Zeit." Kurzer Stutzer von Seiten der Kandidaten, kurzer Stutzer vor den Fernsehschirmen? Das war's?

Wie Zonen-Gaby auf der Suche nach Bananen

Das war's! Keine Schleimspuren auf den Stufen, keine Kakerlakenplage im Treppenhaus. In "Takeshis Castle" hätten sich die drei zumindest an einem schwitzigen, halbnackten Sumoringer vorbeiquetschen müssen. Aber RTL wusste offenbar, was man den Kandidaten zumuten konnte. Das Mitzählen im Kopf erwies sich dann auch als Aufgabe genug. Herzlich willkommen bei Indiana Joey und die Jäger der verlorenen Stufen! Im Fahrstuhl ging es daraufhin wieder bergab, der blieb natürlich stecken und fuhr erst weiter, als die drei einem Aufzugwärter, den der Sender flugs aus Herrn Paschulke und Professor Hastig geklont hatte, beim Lösen seines Kreuzworträtsels half.

Für einen kurzen Moment flammte dann doch noch so etwas wie Spannung auf, als das Trio in einem Kaufhaus übernachten durften und dort eine tickende Digitaluhr vorfanden. War Ex-Camper Arno "Dagobert" Funke etwa wieder auf die kriminelle Bahn geraten? Es wäre uns allen zu gönnen gewesen. Leider ging es dann doch nur um Shopping. Für 200 Euro (plus/minus einen Euro) galt es einzukaufen - aber Vorsicht: Nicht überbieten! Und so irrten die drei wie weilend Zonen-Gaby auf der Suche nach ihrer allerersten Banane durch die Gänge, hielten werbewirksam Produkte in die Kamera und durften sich später an den erbeuteten Köstlichkeiten laben und in Federbetten poofen.

Und Narrenkönig Heindle? Der hat sich den Einzug ins Finale natürlich trotzdem verdient. Nicht nur, dass er wieder genug Schoten lieferte, um die Spruch-T-Shirt-Industrie für die nächsten drei Jahrzehnte am Leben zu erhalten ("Ich wusste gar nicht, dass Frankfurt so viele Hochhäuser hat!", "Die Mathematik sieht man ganz selten im Leben!", über Olivia Jones: "Wer kommt auf sowas, sich seine eigenen Eier in den Bauch zu schieben?"), er brachte das ganze Elend des Abends mal wieder passend auf den Punkt: "Wer bei so einer Sendung mitmacht, hat keine Tassen im Schrank."

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