E-Mail von Till Politisch korrektes Totenkopfkegeln

  • von Till Hoheneder
Die Bundeswehr bietet den Wehrdienstleistenden eine fundierte Grundausbildung: eine Reise in die Bronx inklusive Schusswechsel. Da wird jeder Zivieldienstleistende blass vor Neid.

Leute, mal ganz ehrlich! Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, diese Woche bitterböse über Prinz Willi und seine Ex-Kate abzulästern... aber eigentlich interessiert mich das Elend dieser bräsigen Schnöselkids genauso brennend wie eine Trafo-Station im Sauerland. Außerdem - Schlussmachen per SMS, dass ist ja auf einer Stufe mit Naddel und Ralf Siegel! Armes England, du bist von der Weltmacht so weit entfernt wie Brigitte Bardot vom Robben knüppeln in der Antarktis.

Apropos Weltmacht. Dafür braucht man eine gute Armee. "Eine starke Truppe" also, wie sich unsere Bundeswehr gerne nennt. Jetzt höre ich die Kritiker schon stänkern über eine desolate Ausrüstung etc.! Na und? Fantasie heißt das Zauberwort - und eine fantasievolle, spielerisch abwechslungsreiche Ausbildung wird beim Bund schon in der Grundausbildung groß geschrieben.

E-Mail von Till

Till Hoheneder (früher Mitglied des Duos "Till & Obel") ist rotzfrech, charmant, gnadenlos geradeaus, immer cremig. Seine Karriere begann Hoheneder (41) als Musiker. Mit der Rockgruppe "Till & Die Altobellis" absolviert er regelmäßig Auftritte mit Comedy-Einlagen. Im Sommer 2007 begleitet die Band Atze Schröder auf seiner "Atze im Wunderland"-Open-Air-Tour. Derzeit ist der Comedian und Autor mit seinem neuen Solo-Programm "Herrencreme" auf Tournee. Termine gibt es unter www.tillhoheneder.de

Beispiel eins: Die Ausbildungshöhepunkt-Geiselnahme der Freiherr-vom-Stein-Kaserne Coesfeld. Da wird noch mit viel Liebe zum Detail gearbeitet: Feuchter Keller, Handschellen, Stromschläge und Augenbinde schaffen dieses schaurig-schöne authentische Guantanamo-Feeling! Beispiel zwei: lustiges Totenkopfkegeln am Hindukusch! Kam wahrscheinlich so zustande: Nachdem die Truppe auf Kabuls einziger Bundeskegelbahn Hausverbot bekommen hatte (Komasaufen mit "Kleiner Feigling" und anschließendem Gröhlen der Nationalhymne mit allen drei ersten Strophen), hat man einfach mit dem, was draußen gefunden wurde zu Ende gespielt.

Und jetzt der vorläufige Höhepunkt einer modernen, bilingualen und popkulturell orientierten Ausbildung durch Vorgesetzte, die political correctness im Blut haben! Bronx, schwarzer Van, pöbelnde Afroamerikaner (wahrscheinlich 50 Cent, Puff Mutti & P. Diddy!) die deutsche Mütter beleidigen... werden lässig mit einem akzentfreien "Motherfucker"-Fluch umgenietet, ohne auch nur das Wort "Nigger" zu denken! Für so ein freaky Szenario würde Quentin Tarantino sich die Hand abhacken! Das wäre Travoltas drittes, Bruce Willis' fünftes Comeback! Das ist Action pur, da ärgere ich mich im Nachhinein schimmelig über meine langweiligen 20 Monate Zivildienst beim Roten Kreuz.

Aber mein Sohn, der geht in vier Jahren zum Bund! Und ich arbeite jetzt schon an neuen, authentischen Ausbildungssituationen. Beispiel - sagt der Ausbilder: Stellen Sie sich vor, sie sind bei den lustigen Musikanten und die Spastelruther Kastraten steigen aus einer schwarzen Seilbahn und beleidigen die Mutter von Stevie Wonder... ne, warte: die Wildecker Herzbuben setzen sich auf das Gesicht von Halle Berry und beleidigen amerikanische Väter... Heino und Florian Silberkugel verhöhnen bei einer Séance den Geist von James Brown und dissen Cherno Jobatey! Bundeswehr - eine starke Truppe. Check it out, Bitchboy!

Bis die Tage!

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