"Sie haben mich ja mal beerdigt", beginnt Frank Elstner das Gespräch provokant. Er erinnert seinen Gast Jan Böhmermann daran, dass dieser in seiner Sendung einmal seine Beerdigung inszeniert habe. Böhmermann versucht sich rauszureden. "Das war nicht persönlich", sagt er und Elstner kontert: "Es ging damals schon um mein Ende. Und heute geht es auch um mein Ende, denn es wird eine meiner letzten Sendungen sein." Ein dramatischer, ein pathetischer Auftakt einer Abschiedsvorstellung.
Einen Tag nachdem Elstner seine Parkinson-Erkrankung in der "Zeit" öffentlich gemacht hat, startet er seine neue Youtube-Talkshow "Wetten, das war's". Elstner will sich damit von seinem Publikum verabschieden, bevor er sich mit 77 Jahren ganz aus dem Show-Geschäft zurückzieht. Erster Gast ist Jan Böhmermann. Kein einfacher Gesprächspartner. Doch Elstner zeigt mit Bravour, warum er zu Recht einer der ganz großen in der deutschen Show-Branche ist.
Elstner entlockt Böhmermann viel
Selten hat der Zuschauer so viel über Jan Böhmermann erfahren. Elstner gelingt es, seinem Gast Raum zu geben. Auch wenn er ihm private Dinge nicht entlocken kann, ist es spannend, den beiden zuzuhören. "Mir ist eine Sache aufgefallen: Sie sind sehr fleißig in der Vorbereitung ihrer Sendung", sagt Elstner. Und Böhmermann erzählt, dass er meist um 6.50 Uhr aufstehe und ihm die besten Ideen unter der Dusche kommen. Es ist ein Gespräch zwischen Alt und Jung, zwischen dem Show-Dino und dem Neuling. Sie sprechen über Michael Jackson, über #MeToo und über Böhmermanns Schmähgedicht. Ein Treffen der Generationen und ein Austausch über das Fernsehen gestern und heute.
Mehrfach gelingt es Böhmermann, die Talk-Situation umzudrehen und selbst Fragen an seinen Gastgeber zu stellen. "Was glauben Sie, was von Ihnen bleibt?", will er von Elstner wissen. Elstner verrät, dass er einmal die Kultursendung "Aspekte" habe übernehmen sollen. "Und ich hab' mich mit der ganzen Abteilung dort getroffen und hab' mit denen geredet und hab' festgestellt, ich sitze 20 Feinden gegenüber." Ein Unterhalter in der Kultursendung, das könne ja nicht gut gehen - dann habe er abgesagt. Drei Monate später habe er dem ZDF vorgeschlagen: "Leute, ich würde gerne eine Serie machen mit Nobelpreisträgern." 138 Folgen von "Die stillen Stars" habe es schließlich gegeben. "Und da bin ich überzeugt, dass da etwas bleiben wird."
Frank Elstner hört zu
Elstner macht, was er immer am besten konnte: Er hört zu und geht auf seinen Gast ein. Peinlichkeiten, wie sie früher auf dem "Wetten, dass ..?"-Sofa passierten, gibt es nicht. Das liegt daran, dass Elstner sich nicht anbiedert – sich nicht anbiedern muss. Böhmermann kommt aus der gleichen Branche wie er. Elstner versteht, wie er tickt. Auf Tinder wären die beiden ein perfektes Match. Elstner fragt ruhig und mit Humor, strahlt die Gelassenheit aus, die wohl nur einer ausstrahlen kann, der auf Abschiedstour ist.
Die entwaffnende Ehrlichkeit, mit der Elstner mit seiner Erkrankung umgeht, rührt den Zuschauer. "Wetten das war’s" heißt die Show und man würde sich wünschen, dass Elstner diese Wette verliert. Nicht aus Mitleid, sondern weil er verdammt gute Unterhaltung macht.
