Fußball-Satire "Schnauze Simon" Rote Karte für Steffen Simon

Selbstironisch soll sie sein, die Satire-Sendung, mit der Steffen Simon einmal im Monat das Bundesliga-Geschehen kommentieren will. Nach der Premiere möchte man rufen: "Schnauze Simon!"

Fußballkommentatoren haben es in Deutschland nicht leicht. In einem Land, wo sich jeder zum Bundestrainer befähigt fühlt, kann man nur verlieren, wenn man 90 Minuten Fußball im TV kommentieren muss. Steffen Simon gehört zu der bemitleidenswerten Spezies - und muss naturgemäß viel Prügel einstecken. Sogar mehr, als viele seiner Kollegen. Auf Facebook gibt es eine eigene Seite, die sich dem gepflegten Simon-Bashing widmet: "Steffen Simon ist der schlechteste Sportmoderator Deutschlands".

Dass derlei Anfeindungen an dem Kommentator nicht ganz spurlos vorübergehen, ist nachvollziehbar. Dass Simon sich zur Wehr setzt - neulich kündigte er an, die ihn kritisierende "FAZ" künftig zu klauen -, wer will es ihm verdenken? Aber muss er seine gekränkte Seele ausgerechnet in einem Satire-Format zur Schau stellen?

Simon will es seinen Kritikern zeigen

"Schnauze Simon" kommt jeden ersten Sonntag im Monat um 22.05 Uhr, direkt nach der "Sportschau Bundesliga am Sonntag" im WDR. Die Adressaten dieser Sendung sind jedoch nicht die fußballinteressierten Zuschauer, die gerade "Sportschau" gesehen haben. Sondern diejenigen unter den Gebührenzahlern, die sich über ihn aufregen. Denen will es der Kommentator so richtig zeigen. Dass er es doch draufhat. Dass er lustig sein kann. Und vor allem selbstironisch. Deswegen läuft während der zehnminütigen Sendung permanent ein Text-Ticker durchs Bild, auf dem üble Schmähungen aufgeführt sind, die Zuschauer während seiner Live-Kommentare abgelassen haben.

Doch was selbstironisch sein soll, wirkt selbstmitleidig. Anstelle eines trotzigen "Ich steh da drüber" kommt ein "Ich habe auch Gefühle". Das ist für einen Satiriker Gift. Oder kann sich jemand Harald Schmidt vorstellen, der sich permanent an seinen Kritikern abarbeiten muss?

Lachen über Loddar

Ein weiteres Problem: Die Sendung nennt sich zwar Satire - ist aber eher ein moralinsaurer Kommentar über alles, was Steffen Simon schon immer mal sagen wollte. Dazwischen werden uralte Videoschnipsel eingestreut. Zum Beispiel eine Kuh, die von einem Auto angefahren wird. Aus dem Internet wissen wir: Lustige Tiervideos gehen immer. Aber was hat das in einer Fußball-Satire zu suchen? Dann doch lieber zum 1000. Mal über Loddar lachen? Zum Auftakt zeigte Simon Matthäus' Englisch-Gestammel bei dessen Gastspiel in New York. Das mag vielleicht vor vielen vielen Jahren einmal lustig gewesen sein - Satire ist es jedenfalls nicht.

Als Zuschauer fragt man sich: Warum? Warum darf jemand seine privaten Neurosen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausleben? Steffen Simon ist Sportchef des WDR - vielleicht beantwortet das schon alle Fragen, wie ein solches Format möglich werden konnte.

Okay, der Mann gibt sich immerhin Mühe und tut niemandem etwas zuleide, aber eigentlich möchte man nach dem ersten Mal "Schnauze Simon" eben dies rufen. Und die Worte von "FAZ"-Kritiker Michael Hanfeld kann man getrost stehen lassen, der vor einigen Wochen befand: "Dieser Mann versteht nichts von seinem Beruf und dessen professionellen Maßstäben. Da hilft nur eins: Simon muss vom Platz. Rote Karte. Sperre für immer." Zumindest für Satireformate.

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