Der Karfreitag zählt zu jenen Tagen, über die das Christentum einen Grauschleier gelegt hat. Scholle statt Rumpsteak. In sich gehen. Nachmittags um drei, zu Jesu Sterbestunde, die Knie beugen. Und natürlich nicht irgendwelchen Fernsehfirlefanz konsumieren. Entsagt dem Spongebob! Verzichtet auf "Shrek 2"! Verschafft der Ausgelassenheit ein Innehalten! Zu plädieren ist für ein dem Tag gemäßes Programm. Zur Selbstgeißelung sei empfohlen: "Kreuzweg mit Papst Benedikt", 21.10 Uhr, Bayerisches Fernsehen - weißhaariger Herr schlurft durchs Kolosseum; "Die Passion Christi", 22.20 Uhr, Pro Sieben - Blood, Sweat and Tears im alten Jerusalem, geleitet von Mel Gibson. Der WDR, beheimatet im katholischen Köln, holt bereits um 8.25 Uhr die Peitsche raus: "Dagmar Berghoffs Wunschkonzert".
Zum Ausgleich sei etwas Erhebendes gestattet: "König der Könige" von 1961, ARD, 14.35 Uhr, Zimmermann und Jungfrau werden Eltern, ihr Sohn gedeiht prächtig, er heilt Kranke, spaziert übers Wasser, mit 33 wird er von Neidern umgebracht. Oder dies: "Fürchtet euch nicht! Das Leben Papst Johannes Pauls II.", 22.40 Uhr, Bayerisches Fernsehen, leutseliger Pole mit Hang zur Selbstinszenierung macht Karriere in global agierendem Männerbund.
Und... äh... wie steht's mit Lachen? Nun ja, wenn es nicht zu vermeiden ist. Aber bitte auf hohem Niveau. Und so leise, dass die Nachbarn es nicht mitbekommen. "Alles auf Zucker!" mit Henry Hübchen, 15.10 Uhr auf Arte - am Karfreitag vertretbar, es geht um das Judentum, unterhaltend, doch mit Respekt. "Goebbels und Geduldig", ARD, 23.25 Uhr - auch erlaubt, da werden die Nazis veralbert. Oder "Dick und Doof erben eine Insel", 5.10 Uhr, Kabel Eins - die Gags sind so abgehangen, dass man sich allenfalls still amüsiert.
Und dann: Mitternacht. Bußgewand abgelegt. Flugs gezappt. Neun Live. DSF. Irgendwo werden doch ein paar Frauen ihre Brüste entblößen! Jo, is denn schon Ostern? Herbei, ihr Hasen! Halleluja!