Nach den Bestechungsvorwürfen gegen den NDR- Fernsehredakteur Gerd Rapior hat der Sender seinen Mitarbeiter vom Dienst suspendiert. Eine fristlose Kündigung werde geprüft, teilte der Norddeutsche Rundfunk am Montag in Hamburg mit. Grund seien gravierende Verstöße gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen und Interessen des Senders. "Dabei handelt es sich um nicht genehmigte Nebentätigkeiten und um sogenannte Medientrainings." Diese Verstöße habe Rapior am Montag gegenüber dem NDR eingeräumt. Den Vorwurf der Bestechlichkeit weist er zurück.
Rapior trat noch am Nachmittag als Vorsitzender der Landespressekonferenz Schleswig-Holstein zurück. Er hatte das Amt bereits seit einer Vorstandssitzung am Freitag ruhen lassen. Der Vorstand wies in einer Erklärung darauf hin, dass die bisher bekanntgewordenen Vorwürfe sich nicht auf die Arbeit der Landespressekonferenz beziehen.
Der Direktor des NDR-Landesfunkhauses Schleswig-Holstein, Friedrich-Wilhelm Kramer, betonte: "An der Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit der Berichterstattung darf es keinen Zweifel geben. Der Redakteur hat mit seinen Nebentätigkeiten gegen grundlegende journalistische Regeln verstoßen und den NDR getäuscht." Das Vertrauensverhältnis sei durch die eingeräumten Verstöße irreparabel zerstört. "Eine weitere Zusammenarbeit kommt nicht infrage."
Die Kieler Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des des Vorwurfs der Bestechlichkeit. In der vergangenen Woche waren bereits die Wohnung und das Büro des Journalisten durchsucht worden. Er soll von mindestens einer Firmengruppe Geld dafür erhalten haben, dass er ihr Sendezeiten im Fernsehen verschaffte oder sich dazu bereiterklärte. Im Visier der Ermittler steht auch der ehemalige Vorstandschef der Klinik- und Tourismusgruppe Damp Holding, Carl Hermann Schleifer. Er wird verdächtigt, den NDR-Mitarbeiter bestochen zu haben.
Im vergangenen Jahr hatte die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen die damalige NDR-Fernsehspielchefin Doris J. Heinze wegen Betrugsverdachts ermittelt. Sie hatte in mehreren Fällen unter falschem Namen Drehbücher abgeliefert und dafür Honorare kassiert. Der NDR hatte Heinze fristlos gekündigt.