Es sind Erfahrungen, die wahrscheinlich die meisten Schwarzen so teilen würden: Bei "3 nach 9" ging es eigentlich um Nelson Müllers Michelin-Stern und darum, wie er zurzeit geschäftlich durch die Corona-Krise kommt. Doch das Gespräch nahm eine andere Wendung, als Judith Rakers den Koch nach seiner Motivation fragte.
"3 nach 9": Nelson Müller spricht über Rassismuserfahrungen
Sein Ansporn sind unter anderem seine Adoptiveltern, erklärte Müller. Aber ein Teil seines "Motors" seien auch die "rassistischen Erfahrungen" gewesen, die er als Kind gemacht habe. "Ich habe schnell gemerkt, dass ich, indem ich etwas kann und dafür gesellschaftliche Anerkennung empfange, ein Machtgefüge, das mir persönlich wehtut, für mich in Ordnung bringen kann", sagte der 42-Jährige ehrlich.
Er könnte "Bücher füllen" mit einzelnen Erfahrungen, am Ende sei jedoch die Summe entscheidend. "Kleine Nadelstiche", die wehtun, erläuterte er. "Da wird dann gefragt: 'Warum muss mir ein Afrikaner jetzt das Kochen beibringen? Gibt’s nicht einen deutschen Koch, der uns im Fernsehen das Kochen beibringen kann?'", nannte er als Beispiel.
Rassismus in Deutschland
Dann erzählte er von einem Ereignis, das sich erst kürzlich nach seinem Umzug abgespielt hatte. "Ich bin gerade umgezogen und da kam der Schornsteinfeger. Ich habe ihm aufgemacht, worauf er links und rechts an mir vorbeischaute und fragte, ob jemand da ist", sagte Müller.

Am Business-Schalter am Flughafen werde er dafür häufig in die Economy Class geschickt. "Ich persönlich bin immer noch erschrocken darüber, wie viele Stereotypen man nach wie vor sieht, wie viel Schubladendenken es immer noch gibt", verriet der Koch. Ihm sei es wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass solche Erfahrungen privilegierte Personen genauso treffen wie unprivilegierte.
Müller versucht trotzdem, sich auf das Positive zu konzentrieren und sprach eine Bitte an die Medien aus: "Mein großer Wunsch wäre, dass in den Medien mehr interessante und auch schöne Sachen aus den afrikanischen Ländern gezeigt werden, die sonst nur als Problemländer in unseren Köpfen sind. Ich finde es großartig, wenn einfach mal von der Motorradgang aus Simbabwe berichtet wird oder über die Fashion-Show im Senegal", sagte er.
Verwendete Quelle: "3 nach 9"