"Rashomon - Das Lustwäldchen"
22.05 Uhr, Arte
FILMKLASSIKER Es ist nicht zu leugnen: Akira Kurosawas "Rashomon" aus dem Jahr 1950 hat seinen festen Platz im Filmkanon und ist ein Musterbeispiel des Kunstkinos. Aber wer sagt denn, dass Kunst immer nur langweilig und anstrengend sein muss? Ganz und gar saftig geht es in hier zu: Es geht um nicht weniger als Blut, Sex und Schande: Ein Samurai wurde ermordet, seine Frau vergewaltigt. Ein Priester, ein Holzfäller und ein Wanderer treffen sich in einer Ruine und sprechen über das Verbrechen. Der Holzfäller hat die Leiche gefunden, der Priester die Opfer kurz vor der Tat getroffen. Nun wollen sie gemeinsam versuchen, den Tathergang zu klären und den Schuldigen zu finden. Dazu laden sie drei Zeugen vor: den tatverdächtigen Banditen Tajômaru, die geschändete Ehefrau und den Geist des Samurais.
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Das spannende an dem Film ist nun, dass die einzelnen Berichte voneinander abweichen. Jede weitere Befragung wirft ein neues Licht auf den Tathergang. Im Verlauf des Films verschwimmen die Grenze zwischen gut und böse. Jeder Charakter handelt hier aus eigennützigen Motiven und verbreitet seine Sicht der Realität. Das macht es unmöglich, die eine Wahrheit zu finden. Eine sehr philosophische Einsicht, die hier aber gar nicht akademisch daherkommt, sondern in eine spannende Geschichte verpackt ist. Das musste dann auch die Traumfabrik neidlos anerkennen: "Rashomon" gewannt 1951 den Oscar als bester fremdsprachiger Film. Für Regisseur Akira Kurosawa war dies der große Durchbruch auch in der westlichen Welt. Sein späterer Film "Die sieben Samurai" (1954) war enorm einflussreich - 1960 drehte John Sturges das Hollywood-Remake "Die glorreichen Sieben" mit Yul Brynner, Steve McQueen, Charles Bronson und Horst Buchholz in den Hauptrollen.
Ein TV-Tipp von Carsten Heidböhmer, Redakteur bei stern.de