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Leiter Fernsehfilm, Kino und Serie Belästigungsvorwürfe: WDR stellt Spielfilmchef Henke frei - der streitet ab

Der Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR, Gebhard Henke
Der Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR, Gebhard Henke
© Rainer Rüffer/WDR
Seit den Recherchen von stern und Correctiv zu sexuellen Belästigungen beim WDR kommt der Sender nicht zur Ruhe: Ein zweiter hochrangiger Mitarbeiter wurde freigestellt - diesmal kein Journalist.

Vor vier Wochen deckten der stern und das Recherchezentrum Correctiv zuerst einen und danach noch zwei weitere Fälle sexueller Belästigung beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) auf. Seitdem kommt der Sender nicht zur Ruhe. Am Sonntagabend berichtete die "Bild"-Zeitung, der Sender habe einen weiteren Mitarbeiter aufgrund von Vorwürfen sexueller Belästigung freigestellt. Der neue Fall trifft einen der ganz Großen des deutschen Fernsehens: Es geht um Gebhard Henke (63), Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR, wie dieser selbst am Montag über seinen Anwalt am Montag öffentlich machte. 

Henke agiert für den Sender seit Jahren an führender Position bei deutschen Film- und Fernsehproduktionen. Henke war von Senderseite verantwortlich für große Kinoprojekte wie "Lola rennt", "Das Leben ist eine Baustelle" und "Der Totmacher". Auch Serien wie "Die Kanzlei" und "Mord mit Aussicht" liefen über seinen Schreibtisch. Seit 1984 ist er beim WDR tätig und auch als ARD-"Tatort"-Koordinator bekannt. Pikantes Detail: Henke sollte beim WDR den von der "Zeit" enthüllten Skandal um den Regisseur Dieter Wedel aufarbeiten. Nach stern-Informationen soll Henke damals dagegen argumentiert - und eine Prüfung von außen vorgeschlagen haben.

Henkes Anwalt Peter Raue teilte mit, sein Mandant sei am Sonntag freigestellt worden, ohne ihm "einen einzigen konkreten Sachverhalt zu nennen". Der Anwalt hat den WDR nach eigenen Angaben aufgefordert, die Vorwürfe bis zum 10. Mai zu konkretisieren und Henke dazu Stellung nehmen zu lassen - oder die Freistellung aufzuheben.

Gebhard Henke seit fast 35 Jahren beim WDR

"Er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen, er weiß nicht, wer gegen ihn einen - welchen? - Vorwurf erhebt. Und dies sollte, bevor die Gerüchteküche brodelt, klargestellt werden", betonte Anwalt Raue auf dpa-Anfrage. Sein Mandant habe sich dazu entschieden, seinen Namen zu nennen, um Spekulationen ein Ende zu bereiten. Der WDR teilte daraufhin am Montagnachmittag mit: "Wir haben verschiedene ernstzunehmende Hinweise, denen wir derzeit sehr sorgfältig nachgehen. Während dieser Überprüfung halten wir es für notwendig, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden."

Henke wurde seinem Anwalt zufolge vor wenigen Tagen damit konfrontiert, dass es "konkrete Hinweise auf Vorwürfe wegen sexueller Belästigung" gebe. Wer die Vorwürfe erhoben habe, um welche Vorhaltungen es gehe, habe man ihm aber nicht mitgeteilt.

Nach stern-Informationen sollen sich zwei Frauen beim Sender gemeldet haben. Ihre Vorwürfe gegen Henke gehen offenbar in den Bereich der sexuellen Belästigung.

Zweiter Fall innerhalb weniger Wochen

Erst vor wenigen Wochen war ein ehemaliger ARD-Auslandskorrespondent wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung vom WDR freigestellt worden. Die WDR-Geschäftsleitung hatte Mitte April ein Maßnahmenpaket für eine bessere Vorbeugung beschlossen und eine dauerhafte externe Ombudsstelle angekündigt, an die sich Betroffene wenden können. Zudem soll die frühere Gewerkschaftschefin und EU-Kommissarin Monika Wulf-Mathies in "völliger Unabhängigkeit" prüfen, wie der WDR mit Hinweisen auf sexuelle Belästigung umgegangen sei.  

fin/wl mit Agentur DPA

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