Die britische Talent-Show "The X-Factor" hat Stars wie Leona Lewis, Olly Murs oder James Arthur hervorgebracht. Aber nicht jede Teilnehmer-Story hat ein solches Happy End. Sängerin Katie Waissel, die 2010 an der Show teilnahm und es bis ins Viertelfinale schaffte, sagt heute: "Die Show hat mein Leben ruiniert.“
Die 35-Jährige sorgt aktuell mit einer bitteren persönlichen Abrechnung in der Londoner "Times" für Aufsehen. So hat die populäre TV-Show ihr nicht nur nationale Bekanntheit verschafft, sondern auch massive psychische Probleme verursacht. Denn Waissel wurde zwar von einem Teil des Publikums gefeiert, von einem anderen Teil aber so übel angegangen, dass sie gar als meistgehasste Teilnehmerin der Show bezeichnet wurde.
Waissel berichtet, ihr sei via Post mit Säureanschlägen gedroht worden und sie habe Todesdrohungen bekommen, die angeblich von Al-Kaida stammten. Sie habe unter Panik-Attacken gelitten und suizidale Gedanken gehabt. Hilfe suchte sie sich mit einer Therapie gegen post-traumatischen Belastungsstörungen.
Von den Machern der Show rund um Musikproduzent Simon Cowell fühlt sie sich mit ihren Problemen hingegen komplett im Stich gelassen. Weil diese ihre Fürsorgepflicht verletzt hätten, will Waissel sie nun verklagen. Juristisches Fachwissen hat sie sich dafür selbst draufgeschafft. An der University of London hat sie kürzlich einen Abschluss in Rechtswissenschaften erworben, erzählte Waissel der "Times". Dieser erlaube es ihr, als Rechtsbeistand zu arbeiten oder die juristische Laufbahn bis zur Anwältin weiter zu verfolgen.
"Viele von uns sind in die Falle getappt"
Im Rückblick fühlt sich Waissel nicht nur unzureichend vor Zuschauerhass geschützt, sondern auch von den Showmachern selbst schlecht behandelt. In der Zeit der Live-Shows habe sie kaum ihre Unterkunft verlassen dürfen, kaum gegessen und geschlafen. Auch viele andere Teilnehmerinnen und Teilnmehmer der Show seien ausgenutzt worden: "Es gibt so viele von uns, die in eine Falle getappt sind, und das ist nicht fair, es gab ein großes Machtungleichgewicht", sagte Waissel. "Ich wollte einfach in der Lage sein, [die Verträge] zu verstehen und die Menschen davor zu schützen, in Zukunft manipuliert zu werden.“
Waissel und ihr Rechtsteam wollen nun die verantwortliche Produktionsfirma Syco Entertainment verklagen. Chef der Firma ist Simon Cowell, der als Produzent und Juror neben X-Factor weitere Shows wie "Britain’s got Talent“ und "American Idol“ zu großem Erfolg verholfen hat. "The X-Factor“ lief in Großbritannien von 2004 bis 2018 in 15 Staffeln mit 445 Episoden. Kritik am Umgang mit den Teilnehmern hatte es auch schon früher gegeben.
Die Co-Produktionsfirma Freemantle erklärte in einem Presse-Statement, die Fürsorgepflicht gegenüber den Kandidaten sei "von größter Bedeutung“, und man nehme das Wohlergehen aller Beteiligten sehr ernst. "Wir haben robuste Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass die Teilnehmer unterstützt werden. Dazu gehört ein spezielles Betreuungsteam, das sich aus Psychologen, Ärzten, Betreuungsproduzenten und unabhängigen Rechts- und Unternehmensberatern zusammensetzt, und es gibt keine zeitliche Begrenzung für die Nachbetreuung nach der Ausstrahlung der Show.“